Islandreise 2017 – Laugavegur und Reykjavik
Inhalt
Tag 1
#1

Nach unserem erstaunlich ruhigen Flug nach Island, checkten wir zunächst im Kex-Hostel in Reykjavik ein, eine interessante Mischung aus leicht heruntergekommener Fabrikhalle und preiswerter Unterkunft. Direkt beim Empfang wurden wir auf das Melodica-Festival hingewiesen, welches im genannten Hostel veranstaltet wurde. Nach dem ersten Bier und dem geschockten Blick ob des Preises, lugten wir neugierig in den Veranstaltungsraum. Es gab das Duo „Poems for Jamiro“ aus Hamburg zu hören, welches uns direkt und unmittelbar in seinen Bann zog. Zwei wunderbare Sängerinnen, die lediglich mit Klavier und Geige (vllt. auch eine Violine, ich bin da nicht so bewandert) musizierten und den randvoll gefüllten Saal mit ihren Stimmen völlig für sich einnahmen. Ein grandioser Auftakt für die vor uns liegende Islandreise 2017 und die kommenden 14 Tage.
Auf dem Bild ist übrigens der treue Begleiter zu erkennen, welcher immer wieder dafür sorgte, dass unsere Stimmung trotz mancher Widrigkeiten nicht in den Keller sank. Ursprünglich hatte ich noch überlegt, mir einen Kleinkünstler zu basteln, dies scheiterte aber an meinen mangelnden Fähigkeiten. Ein Pinguin hingegen hätte inhaltlich nicht gepasst. Zur Erklärung: Wir beide sind große Fans der „Känguruh-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling.:)
Tag 2
#2

Den Vormittag verbrachten wir damit zunächst ein Schließfach für unsere „Zivilkleidung“ zu suchen und Gas für den Kocher zu besorgen. Da wir im Anschluss gut in der Zeit lagen, unternahmen wir noch einen kleinen Rundgang durch Reykjavik. Mit guten 25kg auf dem Rücken übrigens eine hervorragende Idee… . Das Wetter zeigte sich noch nicht von der besten Seite, so beherrschte den Himmel eine Variation aus den unterschiedlichsten Grautönen. Davon ließen wir uns allerdings nicht die Laune verderben, spätestens als dann unser Bus vorfuhr, der uns nach Landmannalaugar bringen würde, war das Wetter vergessen. Diese geländegängigen Hochlandbusse sehen ja schon direkt nach Abenteuer aus.:)
#3

Die Fahrt selbst war bereits sehr spektakulär, auch wenn ich kaum Bilder von selbiger habe. Der Ausblick auf die sich stetig verändernde Landschaft war einfach großartig. Hinzu kam, dass unser Busfahrer wohl auch schon einiges an Erfahrung mit solchen Touren vorweisen konnte. Kaum, dass er die asphaltierte Fahrbahn verließ und auf die Hochlandpiste einbog, schien er sich so richtig in seinem Element zu fühlen und schoss mit ungeahnter Geschwindigkeit über den Schotter. Entgegenkommende Fahrzeuge passierte er mit einer Genauigkeit, die mir noch immer den Atem stocken lässt. Unsicher fühlten wir uns jedoch in keinem Moment. Für meinen Geschmack hätte er allerdings ruhig häufiger mal Pausen machen können, damit die geneigte Tourischar ein paar Bilder machen kann. Aber das sah wohl der Zeitplan nicht vor.:) So blieb mir nur, dass Handy zu zücken und durch die Scheibe Bilder zu machen. Wie man sieht, brachten die Wolken ordentlich Niederschlag mit sich. Dies sorgte zwar für ein wenig Unmut meinerseits (wer baut schon gerne ein Zelt im Regen auf), wurde durch die wunderschöne Landschaft aber mehr als wett gemacht.
#4

So begrüßte uns dann Landmannalaugar. Grau, dunstig, wolkenverhangen. Aber immerhin hatte es wenigstens aufgehört zu regnen. So suchten wir zunächst einen guten Zeltplatz, wobei wir recht schnell erkennen mussten, dass die Auswahl nicht so fürchterlich groß war. Ein Teil der Fläche stand durch die Regenfälle noch unter Wasser, ein anderer Teil war über und über mit Steinen übersät, so dass man das Zelt sicher hätte aufbauen können, aber schlafen wäre nur schlecht möglich geworden. Letztlich fanden wir eine halbwegs vernünftige Fläche, brachen aber ob der Beschaffenheit des Bodens nicht weniger als fünf (!) Heringe ab, sechs weitere waren ziemlich verbogen. Wobei man dazu sagen muss, dass das keine Heringe aus dem Baumarkt waren. :grumble: Schlussendlich stand das Zelt dann aber auch irgendwie und wir erkundeten ein wenig die nähere Umgebung, als dann auch jenes Bild entstand.
#5

Dies ist die Hüttenanlage in Landmannalaugar. Die dominante Hütte in der Mitte kann für Übernachtungen gemietet werden, was in den meisten Fällen wohl eher geführte Reisegruppen taten. Davon trafen wir auch so spät in der Saison noch einige, auf die ich aber später noch zurück kommen werde. Ganz rechts im Bild sind drei alte Schulbusse zu erkennen, diese werden jedes Jahr aufs neue zur Saison nach Landmannalaugar gebracht. In dem einen findet man ein Café/Restaurant, in dem zweiten einen Supermarkt, mit einem erstaunlich vielfältigen Angebot und der dritte dient, wenn ich mich recht entsinne, als Materiallager. In der Hütte an der linken Seite schließen sich die sanitäre Anlagen an, man kann es nur erahnen, vor der Hütte gab es überdachte, aber sehr zugige, Verschläge, für die geneigte Camperschar, in der man sein Essen zusammenrühren konnte und zwangsläufig, aufgrund der sehr beengten Platzverhältnisse, mit anderen ins Gespräch kam. In unserem Falle war es ein litauisches Paar, das, im Gegensatz zu uns, über reichlich Erfahrung im Wandern verfügte, unter anderem waren sie wohl auch schon in Russland zu Fuß unterwegs und wurden dann eines Morgens von russischen Soldaten geweckt, da sie ihr Zelt im militärischen Sperrgebiet aufschlugen. Auf meinen Einwand, dass sie da aber ziemliches Glück hatten, reagierten beide mit heftigem Kopf nicken.:) Im weiteren Verlauf kamen wir dann auch auf diverse Nationalgerichte zu sprechen und stimmten recht schnell über ein, dass die traditionelle isländische Küche schon einiges an Absurditäten zu bieten hat. Aber das ist wohl in jeder traditionellen Küche so, gebratenes Gänseblut sorgte ebenfalls für Grimassen…:)
Nach diesem kleinen Exkurs beschlossen mein Kumpel und ich, dass wir den kommenden Tag gänzlich in Landmannalaugar verbringen würden, da die Wettervorhersage bessere Aussichten versprach und wir natürlich auch noch ein wenig die bizarre Bergwelt genießen wollten.
Tag 3
#6

Der Morgen zeigte sich dann direkt schon fast von einer freundlichen Seite. Immerhin war nun zwischen den Wolkenfeldern ein wenig die Sonne zu erahnen. Dieses Bild entstand recht früh am Morgen, als von den Tagestouristen noch niemand zu sehen war, die Laugavegurwanderer bereits aufbrachen und die übrigen Übernachtungsgäste noch seelig in ihren Zelten oder Autos schlummerten. Mit Ausnahme der einen Person auf dem Damm stellte sich, bei mir zumindest, auch endlich das Gefühl ein, weitestgehend allein in dieser großartigen Natur zu sein, wenngleich dieses Gefühl nur einen kurzen Augenblick anhielt.
#7

Während wir noch ein wenig in dem weitestgehend trockenen Flussbett über die ganzen Steine stolperten und diese unbeschreibliche Kulisse auf uns wirken ließen, kam die erste Frühaufsteher-Busreisegesellschaft an. So wurde es nach und nach immer voller und wir beschlossen uns einen Plan für eine Tageswanderung zu machen, die auch ein Stück aus der Rhyolithlandschaft heraus führt, denn schließlich würden wir am darauffolgenden Tag noch eine ganze Weile durch diese Berge wandern.
#8

Hier unser Zelt in einem kurzen Moment des Sonnenlichts. Wie man sieht ist der Untergrund eine echte Herausforderung für Mensch und Material. Die im Reiseführer versprochenen Kisten voller Steine waren nicht existent, so dass man sich diese selbst zusammen suchen musste. Kleine Nebenbemerkung am Rande, wenn man sich die wackeren Zeltbauer so anschaute, wie sie mit Steinen einen Hammer simulierend ihre (Zelt-)Baumaterialien bearbeiteten, kam man sich auch irgendwie in eine andere Zeit versetzt vor. Nur das hier keiner sein Revier markierte und nicht mehr durch mit den Fäusten auf der Brust trommeln kommunizierte.:D Übrigens ist es auch sehr spannend, auf diesem Untergrund das Zelt nachzujustieren… Das kostete zwei weiteren Heringen das Leben…
#9

Nach dem wir das Zelt gerichtet und unser, sehr ausgedehntes, Frühstück eingenommen hatten, trudelten mehr und mehr Tagestouristen ein, die sich mit ihrer raumgreifenden Präsenz zumindest bei uns nicht unbedingt sonderlich beliebt machten. Beim Studium der Karte kamen wir überein, den Tags zuvor aus dem Bus erblickten Frostastaðavatn einen Besuch abzustatten, zu dem es auch einen ausgewiesen Wanderweg gab. Dieser führte erst weitestgehend gemächlich an der Piste entlang, bis er schließlich recht sportlich abzweigt und rasch an Höhe gewinnt. So erhielten wir einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag erwarten würde. Während der Kletterei blieb auch immer mal wieder Zeit für das ein oder andere Bild. Unterwegs trafen wir noch auf zwei drei weitere Wanderer und schließlich eine Gruppe von Mountainbikeradlern, die sich den Hang hinauf kämpfte, was uns doch einigen Resepkt abnötigte…
#10

Dieses Bild gehört zu meinen, derzeitigen, Favoriten der Tour. Während wir nun schon das Ziel unserer Wanderung vor Augen hatten, trafen wir auch wieder eine recht stattliche Anzahl an Touristen, die mit ihren Geländefahrzeugen über die Piste pflügten und für gelegentliche Fotostopps aus den Autos hechteten. Gekrönt wurde das ganze durch die wilden Hochlandbusfahrer, die wild hupend so manch spektakuläres Überholmanöver auf den Pisten starteten. Während wir also von der anderen Seite der Berge auf den See zu hielten, trafen wir an einem, scheinbaren, Aussichtspunkt auf eine Gruppe Touristen, die uns ein wenig verwundert musterten, da sie sich nicht so recht erklären konnten, woher wir zwei da plötzlich gelaufen kamen. Das Foto selbst kostete mich auch etwa 10-15 Minuten Wartezeit, bis nur noch ein einziges Fahrzeug auf der Piste zu erkennen war. Kurz darauf quälte sich bereits eine weitere kleine Fahrzeugkolonne den Hang hinauf.
#11

Wir beschlossen recht schnell, dem Aussichtspunkt den Rücken zu kehren und zu versuchen, dichter an das Ufer des Sees heran zu kommen, was uns, wie man unschwer erkennen kann, schließlich auch gelang. Während wir an dem schwarzen Lavastrand entlang schlenderten, geriet die Piste auch immer stärker in einen gewissen natürlichen Schallschutz, so dass wir von dem fast schon geschäftigen Treiben (ist vielleicht etwas übertrieben, denn so schlimm war es nun auch nicht mehr) auf der Straße nicht mehr viel mitbekamen. Wir ließen uns dann für einen längeren Moment nieder und genossen die Ruhe, den Ausblick auf das ruhige Wasser und die uns umgebende, wahrlich spektakuläre Landschaft.
#12

Während wir also einen kurzen Stop einlegten und unsere erste Ration an Schokoriegeln verdrückten, tauchten auch immer wieder Schwäne auf. Die Tiere ließen sich von uns dabei aber auch nicht mal ansatzweise aus der Ruhe bringen und dümpelten gemächlich vor sich hin. Ich würde sogar fast soweit gehen, dass von ihrer Entspanntheit auch ein wenig auf uns abfärbte. Im Anschluss an unsere kleine Ruhepause machten wir uns dann langsam auf den Rückweg, da der Magen, neben Zucker, auch nach etwas Herzhaftem rief.
Generell war ich beeindruckt, wie schnell man seine Bedürfnisse ohne große Eingewöhnung auf das Grundlegende einschränkt und sämtlicher Alltagsstreß Stück für Stück in der Ferne verschwindet. Es mag vielleicht esoterisch klingen, aber gerade auch die kleine Wanderung zum See und die damit verbundene Ruhepause sorgte zumindest bei mir dafür, dass ich mich nur noch auf den gegenwärtigen Moment konzentrierte und alles andere plötzlich unwichtig erschien. Ein großartiges Gefühl.
#13

Auf dem Rückweg nach Landmannalaugar wanderten wir durch einige interessante erstarrte Lavafelder recht jungen Alters, die uns mit ihren zahlreichen Höhlen, Verstecken und Winkeln derart faszinierten, dass wir uns lebhaft vorstellen konnten, woher die Idee der zahlreichen Trolle und Elfen auf Island kommt. Auf dem Weg selbst trafen wir ein wenig später dann auch noch einen Radwanderer, der wohl auf dem Weg aus dem Hochland hinaus war. Irgendwie schwankte ich bei diesem Gesellen zwischen Bewunderung und Fassungslosigkeit. Die Pisten waren ja schon mit dem Bus eine ziemliche Herausforderung, aber mit dem Fahrrad… .
Wie man auf der Aufnahme sieht, hatte sich das Wetter noch nicht wirklich gebessert, dennoch hatten wir wenigstens insofern Glück, dass wir nicht mit grauem Wolkenbrei konfrontiert wurden, sondern wenigstens noch reichlich Struktur im Himmel zu erkennen war. Und irgendwie passt die melancholische Stimmung ja auch ganz gut zur Landschaft.
#14

Nach dem wir Nachmittags etwa gegen zwei in Landmannalaugar wieder eintrafen, waren wir zunächst von den Massen an Tagestouristen geplättet, die den Campingplatz und die nähere Umgebung heimsuchten. Nur mit Mühe fanden wir in einem der bereits angesprochenen Verschläge noch ein Plätzchen um uns unser Mittagessen zu kochen. Da es uns mit der Hektik zuviel wurde, beschlossen wir in einem Anfall an Selbstüberschätzung und jugendlichem Leichtsinn, die im Reiseführer vorgeschlagene Wanderung auf den Bláhnúkur zu unternehmen. Während wir also bereits eine Wanderung von 10km hinter uns hatten, am nächsten Tag die erste (und, laut Reiseführer, heftigste) Etappe des Laugavegur laufen wollten, waren wir nun der Meinung, mal eben auf den 943m hohen Berg hoch zu sprinten. Bereits nach den ersten Anstiegen erkannten wir recht schnell, dass wir uns überschätzt hatten, der Reiseführer die Wanderung ziemlich verniedlichte und wir es wohl mit Sicherheit nicht auf den Gipfel schaffen würden.
#15

Kleiner Zwischenstop bei unserem Aufstieg mit Blick in Richtung der Schlucht Grænagil. Sehr spannend war, dass wir bei dem Aufstieg in Richtung Bláhnúkur so langsam ein Gefühl dafür bekamen, was uns am nächsten Tag eigentlich erwarten würde. Da wir bei uns hier oben im Norden nicht grade mit Bergen gesegnet sind, hatten wir halt auch kaum eine Idee, mit welchen Strapazen Anstiege von 200-300 Höhenmetern verbunden sein können. Hinzu kommt, dass wir bei unserer Wanderung zum Bláhnúkur nur mit leichtem Gepäck unterwegs waren, sprich kleine Fototasche und Wanderstöcke. Mehr nicht. 🙂 Auf dem Weg nach oben war das eine ziemlich ernüchternde Erkenntnis.
Man beachte übrigens bitte in jener Aufnahme den Himmel. Es deutet sich an, dass die Wolkendecke aufreißt…
#16

Der Pfad auf den Gipfel des Bláhnúkur macht an diesem Punkt eine kleine Pause hinsichtlich des Anstieges, führt leicht bergab und in einer geschwungenen Rechtskurve dann auf einer Art Grat sehr steil bis ganz nach oben. Während wir an diesem kurzen Scheitelpunkt ein wenig verschnauften, reifte der Entschluss, es dabei auch bewenden zu lassen und den direkten Rückweg anzutreten. Der Gipfel grinste uns zwar noch eine Weile hämisch an, und mit einem Funken Ehrgeiz wäre sicherlich auch die finale Etappe drin gewesen, aber wir waren ja schließlich im Urlaub und nicht auf der Flucht. Ob der Ausblick vom Gipfel dann auch noch einen so großen Mehrwert bringen würde, so dass sich der Aufwand lohnt, beantworteten wir ganz klar mit „Nein!“. Denn die Aussicht von unserem Punkt war ja auch nicht zu verachten.
Im weiteren Verlauf der Reise entschlossen wir uns, den Namen des Berges nicht mehr auszusprechen…
#17

Der Blick in (grob) südliche Richtung, mit dem Wissen, dass wir am folgenden Tag durch diese Berge krabbeln würden, ohne den Luxus sich aufgrund fehlenden Ehrgeizes auf der Hälfte des Weges für eine Rückkehr entscheiden zu können.
#18

Kein Islandurlaub ohne ein Bild von irgendwelchen Schafen.:) Diese lustigen Gesellen fanden inmitten des weitestgehend ausgetrockneten Flussbettes einen kleinen grünen Flecken, der reichhaltiges Futter versprach. Vermutlich haben die Tiere sich ihren Teil gedacht, als etwa zwei Dutzend Fotografen die unmöglichsten Verrenkungen unternahmen, um sie abzulichten. In der Tat musste ich auch einen Moment warten, ehe mir mal niemand durchs Bild stolperte oder mir eine Selfiestange direkt vor die Linse hielt… . Die Aufnahme entstand, wie man unschwer erkennen kann, nach unserem Abstieg vom ungenannten Berg und nach dem wir der Schlucht Grænagil einen kleinen Besuch abstatteten, wobei sich diese als nicht sonderlich fotogen entpuppte, zum einen wegen des grauen Himmels und zum anderen wegen der vielen Touristen, die auf dem Rückweg vom Gipfel des ungenannten Berges durch die Schlucht zum Campingplatz liefen.
#19

Wie bereits ja immer wieder erwähnt, hatten wir das Wetter tagsüber nicht so ganz auf unserer Seite. Als ich dann nach unserem entspannten Abendbrot, die meisten der Tagestouristen waren bis dahin schon wieder auf dem Rückweg, noch ein wenig auf dem Damm umher wanderte, riss die Wolckendecke immer weiter auf und die Sonne schickten traumhaft goldene Strahlen auf die nicht minder wunderbar gefärbten Rhyolithberge. So entstand ein Farbenspiel, das wohl auch nicht zu häufig vorkommt.
#20

Während ich also ganz entspannt und in Ruhe meine ersten Aufnahmen machte, wurde auf dem Park- und Campingplatz hektische Betriebsamkeit laut. Das typische Geklapper von Campinggeschirr war zu vernehmen, gefolgt von häufigem Autotürengeklapper oder dem hastigen Öffnen und Verschließen diverser Reißverschlüsse. Im Anschluss wurde dann das Getrappel von Schuhen auf Schotter immer lauter, bis schließlich auf dem Damm eine recht ansehnliche Zahl an Stativen aufgebaut und eingestellt wurde. In der Zwischenzeit hatte ich allerdings schon das ein oder andere Bild im Kasten. Manchmal lohnt es sich eben doch, nach dem Essen noch eine Zigarette rauchen zu wollen und dabei aus weiser Voraussicht die Kamera dabei zu haben.
#21

Das Licht wurde immer wäremer und weicher, so dass die Berge in einem fast schon unnatürlichem Gold begannen zu strahlen. Sehr spannend war auch zu bemerken, dass urplötzlich nur noch Geschäftigkeit der Fotografen zu vernehmen war, aber kaum noch ein gesprochenes Wort. Die Erhabenheit des Naturschauspiels hatte wohl auch die größte Plaudertasche in ihren Bann gezogen und die Sprache verschlagen.
#22

Zu den folgenden Bildern möchte ich nicht großartig Worte verlieren.
#23

#24

Zum Abschluss des Abends noch ein kleines Selfie…
Damit endete dann schließlich auch unser Tag in Landmannalaugar. Am nächsten Tag würden wir dann die erste Etappe unseres Wanderweges unter die Sohlen nehmen und hofften einfach, dass das Wetter halbwegs mitspielen würde. Da die Sonne recht abrupt hinter den Bergen unterging, wurde es auch zum ersten Mal recht frisch. Und während wir selig schlummerten, schlich sich Väterchen Frost nach Landmannalaugar. Unsere Blicke als wir erkannten, was denn nun eigentlich den Schattenwurf auf dem Vorzelt verantwortet, müssen ziemlich witzig gewesen sein, es war nämlich eine recht ausgeprägte Reifschicht und die Pfütze vor dem Vorzelt trug eine zarte Eisschicht.
Tag 4
#25

Während wir also morgens aus dem Zelt krochen, nichts ist so furchtbar, wie das morgendliche Verlassen des Schlafsacks und das Hineinschlüpfen in die klamme Hose, gab sich die Sonne alle Mühe, die eisigen Temperaturen zu vertreiben. Wir ließen uns beim Frühstücken etwas Zeit und trafen auf einen netten Belgier (?), der ziemlich durchgefroren aussah. In der Tat unterschätzte er wohl ein wenig die Temperaturen im Hochland und wachte nächtens immer wieder auf, da sein Schlafsack schlicht zu dünn war. Wir empfahlen ihm dann, zum Aufwärmen einfach auf den ungenannten Berg zu laufen, dann wären seine Lebensgeister auch wieder geweckt, was er tatsächlich auch vor hatte, wobei wir ihm dann kurz über unseren Versuch aufklärten, so dass wir herzlich zusammen lachten.:) Im Laufe unseres Frühstückes begann sich dann bereits auch die erste geführte Gruppe bereit zu machen, will heißen ihren leichten Tagesrucksack umzuschnallen, so dass wir uns noch ein wenig mehr Zeit beimFrühstück ließen, um bei unserem Aufbruch nicht direkt in die Meute zu rennen.
Nach dem wir dann alles verstaut und zusammegepackt hatten, unsere Rücksäcke schulterten, kam schließlich der ersehnte Moment, in dem wir uns auf den Weg machten. Dabei trafen wir eine Schweizerin, die ein wenig hilflos im Umgang mit ihren Wanderstöcken schien, so dass wir ihr kurz, unser ebenfalls bisher nur theoretisches Wissen, weitergaben. Natürlich musste am offiziellen Startpunkt noch ein Bild aufgenommen werden, wobei dies nur mit meinem Handy entstand. Rechts im Bild bin übrigens ich zu sehen.
#26

Das Wetter war ein Traum, wie man sieht und wir waren noch keine zwei Kilometer gelaufen, als wir direkt das erste Mal anhielten, um die Berge im Sonnenlicht noch mal etwas auf uns wirken zu lassen. An Idylle ist es an unserem kleinen Rastplatz kaum noch zu überbieten. Dazu kommt, wie bei solchen Wanderungen üblich, dass am Rucksack noch nicht alles so sitzt, wie es sitzen soll und wir, wie man im Bild vorher ganz gut erkennen kann, uns auch völlig mit den Klamotten verschätzt hatten. Fleecepullover, Merinoshirt, Palituch und winddichter Überwurf waren dann doch etwas zuviel des Guten.
Das Lavafeld, durch das der Laugavegur zunächst führt, ist, soweit ich weiß, noch ziemlich frisch und auch ein sehr beliebtes Ziel für die zahlreichen Tagestouristen. Dazu muss man sagen, dass die Grate, Höhlen und Gebilde wirklich wundervoll und fast schon mystisch aussehen. Das ganze im Nebel sieht mit Sicherheit auch sehr interessant aus, so dass es absolut nachvollziehbar ist, dass der Ort recht hoch frequentiert ist. Als die ersten Busladungen eintrafen, sahen wir zu, dass wir weiter kommen.
#27

Auch dieses Bild entstand noch bei unserer ersten kleinen Rast. Wie man sieht, ist der Laugavegur so spät in der Saison eigentlich fast nicht mehr zu verfehlen, nicht mal im Nebel. Im Hintergrund, dort wo die Rauchsäule aufsteigt, versteckt sich eine Schwefelquelle, hinter der der Laugavegur, für einen Norddeutschen, recht radikal an Höhe gewinnt und schließlich auch dafür sorgt, dass sich die Tagestouristen von den Laugavegurwanderern trennen. Denn freiwillig läuft da wohl kaum einer hoch.
#28

Eine Aufnahme während der Pause nach dem ersten, reichlich schweißtreibenden Anstieg, welcher, wie bereits beschrieben, die Laugavegurwanderer von den Tagestouristen trennt.:) Dort trafen wir auch wieder auf die Schweizerin, welche in Landmannalaugar unsere Hilfe wegen ihrer Wanderstöcke erbat. Japsend nach Luft waren wir aber nicht fähig eine Unterhaltung zu beginnen. Während wir also noch nach Luft rangen und die herrliche Aussicht genossen, wurden aus dem Nichts Gitarrenklänge laut. Kurz darauf schallte uns spanischer Gesang entgegen und wir wurden zunehmend hektischer. Hinter uns lief eine Gruppe von Spaniern durch die Landschaft, welche wir schon auf dem Campingplatz in der Nacht zuvor nicht unbedingt auf unsere Sympathieliste eintragen wollten. Die Aussicht, den Rest der Etappe von johlenden Spainern verfolgt zu werden, ließ urplötzlich ungeahnte Kräfte frei und wir setzten den Anstieg schnellstmöglich fort, bis wir auf dem nächsten kleineren Höhenzug feststellten, dass die Spanier uns gar nicht folgten, sondern dem Weg der Tagestouristen folgten. Dadurch wurden unsere Rucksäcke auch gefühlt 15kg leichter…
Auf der Aufnahme sieht man übrigens das noch recht junge Lavafeld, dass zu Beginn des Laugavegur durchquert wird und einfach eine ganz eigene Atmosphäre vermittelt. Ganz fern im Hintergrund ist auch noch das Flussbett zu erkennen, an dem die Hüttenansammlung Landmannalaugar liegt. Übrigens war es auch sehr frustrierend, dass man stundenlang durch die Landschaft wanderte und immer wieder beim Blick zurück erkennen konnte, woher man kam, denn der Weg führte immer höher hinaus, bis auf eine Höhe von etwa 1100m. So konnte man beständig die Hütten, Zelte und Autos in Landmannalaugar erkennen und gewann den Eindruck im Prinzip nicht voran zu kommen.
#29

Rechts von dieser Schlucht verlief der Weg bei strahlendem Wetter immer höher hinaus, was uns zunehmend Kraft kostete. Aber Wetter und Aussicht machten dies bei Weitem wieder wett. Der stettige und eigentlich recht sanfte Anstieg wurde immer mal wieder von sehr kurzen aber auch heftig steilen Anstiegen unterbrochen, so dass wir häufig Pausen einlegten, uns regelrecht Bäche an Schweiß den Rücken hinunter liefen und wir immer wieder auf besagte Schweizerin trafen. Bei einer etwas größeren Rast und als wir wieder ins regelmäßige Atmen kamen, stellten wir uns erstmal vor, wobei sich noch ein weiterer Wanderer zu unserer kleinen Gruppe gesellte. Diese Ungezwungenheit und Unkompliziertheit mag für erfahrene Wanderer eine Selbstverständlichkeit sein, für uns war es jedoch eine wunderschöne positive Erfahrung, die sich über den gesamten Trail zog und einfach einen großen Teil dazu beitrug, dass wir/ich uns dort auch so wohl fühlten. Es gibt wohl ein gefühltes Gesetz unter Wanderern, dass man sich gegenseitig nicht auf den Keks geht, aber jederzeit unterstützt und aushilft. So kamen wir beispielsweise in den Genuss echter Schweizer Schokolade. Dies hatte nur Vorteile, unser Zuckerspeicher war wieder aufgefüllt und die Schweizerin war 125g Gewicht los.
#30

Der Wanderweg führt, wie schon beschrieben, mitten durch die farbenfrohen Rhylotihberge, wobei am Wegesrand auch häufig heiße Quellen anzutreffen sind, die einen Geruch verströmen, dass einem mitunter auch schon mal die Luft weg bleibt.:) Auf dem Bild ist zu erkennen, dass der Weg auch Ende August, Anfang September noch recht hoch frequentiert ist. Wobei dies jetzt kein unangenehmer Aspekt war, sieht man einmal von den geführten Reisegruppen ab, deren Gepäck von Fahrzeugen von Hütte zu Hütte transportiert wurde.
Im Hintergrund lässt sich bereits ein erneuter Anstieg erahnen, knapp über den Köpfen der drei Wanderer. Der Anstieg hatte es wahrlich in sich, da er aus schwarzem Sand bestand, der durch den Sonnenschein natürlich ziemlich austrocknete und dadurch sehr locker wurde. Dies führte dazu, dass man das Gefühl bekam, auf einer Düne zu laufen, mit fast senkrechtem Anstieg und knapp 25kg auf dem Rücken. Das war nach unserer einhelligen Meinung auch das fieseste Stück Weg, sieht man mal von dem später wartenden Altschneefeld ab…
#31

Nach dem bei Bild 30 beschriebenen Anstieg saßen wir etwa eine halbe Stunde auf einem kleinen Bergrücken, ließen uns die Sonne auf den Pelz brennen und versuchten wieder zu Luft zu kommen. Dabei genossen wir diese wundervoille Aussicht und sahen dann auch den kleinen Schmelzwassersee. Die kurz aufglühende Idee, dort hinzulaufen, scheiterte direkt schon am Aufstehen und dem Wissen, zusätzlich noch mal den ein oder anderen Bergrücken hoch und runter zu laufen…
#32

An meinem Aufnahmeplatz hat sich nichts geändert, allein ich habe die Kamera etwas geschwenkt, viel mehr war noch nicht möglich. Während wir also in der Sonne saßen und langsam wieder regelmäßig atmeten, kam tatsächlich eine kleine Gruppe von Mountainbikern an uns vorbei gefahren. Auf unser freundlich zugerufenes „Hallo“ bekamen wir aber von allen vieren keine Antwort, sie waren schlicht nicht in der Lage zu sprechen, sondern waren vollauf mit atmen beschäftigt, schafften es aber immerhin, uns kurz mit einem sehr gequälten Lächeln zuzunicken. Das war auch der Moment, in dem wir feststellten, dass wir zwar schon ganz schön fertig waren, aber eine Fahrradtour in diesem Gelände wohl noch mal um einiges anstrengender sein muss. Diese Erkenntnis verlieh uns dann gewissermaßen auch den nötigen Antrieb, uns langsam wieder auf den Weg zu machen.
#33

Der Blick nach vorn. Im weiteren Verlauf des Trails ließen wir nun die bunten Rhyolithberge hinter uns und gewannen weiterhin stetig an Höhe. Der Zielpunkt, die Hütte in Hrafntinnusker, liegt etwa 1050m über dem Meer, der Weg selbst führt bis zu einer Höhe von 1100m, kurz vor dem Zielpunkt. Die Rhyolithberge wurden schließlich von einem Obisidianfeld abgelöst, doch davon später mehr. Wie man im Bild schon erkennen kann, führt der Trail direkt an einer recht großen heißen Quelle vorbei, die auch noch mal eine interessante Vegetation hervorbrachte. Da wir mittlerweile schon recht hoch gekommen waren, ist von Vegetation nicht mehr viel zu sehen. Laut unserem Reiseführer, entsprechen die angestrebten 1000m über dem Meer aufgrund der nördlichen Lage wohl etwa 3000m in den Alpen. Wie zutreffend diese Aussage schließlich wurde, gibt es später noch zu lesen.
#34

Hier eines der Altschneefelder. welche wir überquerten, was besonders zum Ende der Etappe zu einer kräftemäßigen Herausforderung wurde. Durch die strahlende Sonne wurde die oberste Schneeschicht angetaut und blieb hartnäckig, wie mit Sekundenkleber bestrichen, an den Schuhen hängen, wodurch die Treter mit jedem Schritt immer mehr an Gewicht zunahmen. Zu Beginn fand ich diese Schneefelder noch witzig, als es aber immer mehr wurden, der Streckenmesser aber die noch zu gehende Anzahl an Kilometern verriert, verkehrte sich die anfängliche Begeisterung langsam aber stetig in einen gewissen Genervtheitsgrad…:ugly: Bemerkenswert bei dieser Aufnahme finde ich die Grünfärbung des Rhyolithgesteins, welche wohl durch die heißen austretenden Schwefelquellen verursacht wird. Das fügt dem farbenreichen Gestein noch eine weitere Nuance hinzu, die ich in natura schwer beeindruckend fand.
#35

Wie in Bild #33 beschrieben führte der Trail unmittelbar an einer heißen Quelle vorbei, die den Namen Stórihver trägt. Dort schießt das Wasser mit beeindruckender Wucht aus dem Boden und bringt ob des Schwefelgehalts einen Dampf mit sich, der die Sicht und auch den Atem raubt.:) Während einige Wanderer sich todesmutig direkt neben die Quelle stellten, das wurde besonders witzig wenn der Wind in Böen den Dampf direkt auf die Wagemutigen trieb, fand ich die andere Seite der Quelle viel spannender, da hier das Leben sprießte. Das Grün in der Aufnahme musste ich schon um einige Grade zurück nehmen, da mir niemand diese leuchtenden Farben abgenommen hätte. Immer wieder erstaunlich, in welch lebensfeindlichen Zonen die Natur Überlebensstrategien entwickelt und mit ihrer Farbenpracht begeistert.
#36

Unser Ziel, die Hütte mit Zeltplatz Hrafntinnusker. Nach dem wir die heiße Quelle verließen erwartete uns, wieder einmal, ein herausfordernder Anstieg der schließlich in ein wüstengleiches Obisidianfeld mündete. Wieso ich davon keine Bilder gemacht habe, verstehe ich rückblickend nicht mehr, vermute aber eine ausgeprägte Bocklosigkeit basierend auf körperlicher Erschöpfung.:lol: Als kleines Anekdötchen am Rande; so ein Obsidianfeld ist farblich nicht sonderlich aufregend, es herrschen halt Grautöne vor, gespickt mit größeren Brocken des Vulkanglases. Auf unserem Weg kam uns ein Wanderer entgegen, wobei wir etwas überrascht waren, da es schon zu spät schien um noch in entgegengesetzter Richtung von Hrafntinnusker nach Landmannalaugar zu laufen. Er sprach uns schließlich auch an und erfragte bei uns, ob wir auf dem Weg vielleicht sein Stativ gesehen hätten. Er beschrieb es farblich als grau lackiert, wobei er bei der Frage selbst zu merken schien, dass sein Unterfangen vielleicht nicht gänzlich aussichtsreich sein dürfte, in einer grauen Geröllwüste, durchsetzt mit schwarzen Glasbrocken…
Die Obsidianhalde endet in einem weiteren Altschneefeld, dass es abermals zu durchqueren galt. Meine Motivation dazu sank mit jedem Schritt, machte aber einer erstaunlich effektiven Bockigkeitshaltung Platz, so dass ich ziemlich flott durchs Schneefeld tappste, um es schnellstmöglich hinter mir zu haben. Nur um dann an einer Biegung festzustellen, dass es noch ein Stück weiter durch den Schnee ging. Der Blick auf den Kilometerzähler verriet uns dann aber, dass es bis zur Hütte nicht mehr weit sein konnte, und siehe da, nach einer kleineren Anhöhe, eröffnete sich dieser Blick ins Tal. Wir hatten es tatsächlich geschafft, die erste Etappe des Laugavegur lag hinter uns.
#37

So sah unser Zeltplatz aus, interessanterweise haben wohl schon Generationen von Laugavegurgängern dort oben diese provisorischen Schutzzäune gebaut. Leider wirkten die Konstruktionen nicht an allen Stellen sonderlich sicher, so dass beim Schlafen im Zelt ein merkwürdiges Gefühl blieb, zumal die Wände zum Teil aus scharfkantigen Obsidian-Brocken bestanden. Aber immerhin war der Boden hier tatsächlich Hering-freundlicher als noch in Landmannalaugar.
Die Hütte selbst in Hrafntinnusker war sehr spartanisch eingerichtet und es gab nur rudimentäre Sanitäranlagen, die mit einem Geruch aufwarteten, dass man sich nach den Schwefeldämpfen der Quellen zurücksehnte. An der Hütte selbst waren nach allen Richtungen Terrassen angebracht, so dass man als Camper bei bestem Wetter draußen sitzen konnte, um sich seine wohlverdiente Mahlzeit zusammenzurühren. In meinem Falle gab es Bœuf Stroganoff, wobei die Konsistenz und das Aussehen eher vermuten ließen, jemand habe sich die Mahlzeit bereits durch den Kopf gehen lassen, wider Erwarten schmeckte es aber erstaunlich gut! Während des Essens kamen wir auch nicht umhin, die Gespräche am Nachbartisch mitanzuhören, wobei sich dann im Gespräch heraus stellte, dass unsere Tischnachbarinnen, wohl ebenfalls in Kiel wohnen. Wir versuchten schließlich die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, mit der sich vier Kieler im isländischen Hochland treffen ohne sich vorher schon mal über den Weg zu laufen, scheiterten an dieser mathematischen Herausforderung jedoch krachend. Wenn ein Journalist und ein Pädagoge zusammen auf Wanderschaft gehen, gibt es viele Themenbereiche, über die es sich zu unterhalten lohnt, Mathematik gehörte aber definitiv nicht dazu.
#38

Der Ausblick auf die am nächsten Tag anstehende Etappe. Ziemlich mittig kann man den markierten Pfad ganz gut erkennen, der schließlich, laut Reiseführer, zunächst recht eben verläuft und schließlich in einem steilen Abstieg zum Alftavatn führt. Während unserer Planung für den kommenden Tag kamen wir auch mit einem älteren Ehepaar in Bekanntschaft. Sie kamen aus den Vereinigten Staaten und wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über die verschiedensten Aspekte des Wanderns, beide nahmen an einer geführten Tour teil, die die Nächte in den Hütten verbrachte aber zumindest ihr Essen selber kochte. Da mit sinkender Sonne es auf unserer Höhe auch immer frostiger wurde (laut Buch entsprechen die 1000m über Null im isländischen Hochland wohl etwa 3000m über Null in den Alpen), die beiden Amerikaner goßen ihren Trekking-Schokopudding mit Wodka auf, was ich rückblickend als gute Idee erachten würde, verschwanden wir, nach einem kurzen Plausch mit der Schweizerin, schließlich recht früh in unserem Zelt. Die Idee, die nahe gelegene Eishöhle zu besichtigen, scheiterte aus zweierlei Gründen, zum einen schon an der Tatsache, dass die Höhle eingestürzt ist und nun mehr einem Amphitheater gleicht und zum anderen an der Tatsache, dass die Hüttenwirtin ihre Wegerklärung damit begann: „You have to cross the snowfield…“
Tag 5
#39

Noch in der Nacht merkten wir im Zelt, dass es draußen wohl immer windiger wurde, bis sich der Wind zu einem regelrechten Sturm auswuchs. Dementsprechend wurde es im Zelt immer lauter, bis es derartig unerträglich wurde, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Also fiel die Entscheidung, heute eben ein wenig früher loszulaufen dafür die Wanderung etwas gemächlicher anzugehen. Dieser Plan hatte Bestand, bis wir das Zelt öffneten und nur mit Mühe die Wände unseres Windschutzverschlages erkennen konnten. Dazu kam ein feiner und sehr ergiebiger Nieselregen, der uns auf die Idee brachte, man könne ja vielleicht mal in der Hütte nachfragen, ob man sein Frühstück dort zubereiten könnte, denn die Terrassen waren bei gutem Wetter zwar eine tolle Sache, verfügten aber über keinerlei Bedachung. Gesagt getan, wobei wir nur sehr widerwillig von der Hüttenwirtin überhaupt eingelassen wurden und ziemlich verloren mitten im Durchgang standen, während scheinbar alle Gäste der Hütte gleichzeitig durcheinander liefen. So entschlossen wir uns, das kleinere Übel zu wählen und uns unser Essen draußen im Regen auf einer der Terrassen zu kochen, dafür aber dem Lärm, der Hektik und dem Geruch zu entgehen. Leider stellte sich heraus, dass die einzige windgeschützte Terrasse direkt an den Sanitäranlagen aufzufinden war. Da es sich mit leerem Magen aber schlecht läuft und ohne heißen Kaffee direkt gar nicht, bissen wir in den sauren Apfel und blieben an Ort und Stelle. Kurzzeitig keimte zumindest etwas Hoffnung auf, als sich für etwa eine Viertelstunde die Sicht besserte und wir von der Hütte aus unser Zelt zumindest erahnen konnten, diese Hoffnung erstarb aber direkt im Anschluss durch ein neues Nebelfeld. Wir teilten uns während des Frühstücks auf, so dass wir direkt im Anschluss unser Zelt zusammen packen konnten, was allerdings nur mit einer ordentlichen Portion Vorsicht angegangen werden sollte. Denn während wir unsere Behausung geduldig Stück für Stück auseinander nahmen, peinlichst darauf achtend, dass der Wind die Planen nicht auseinander treibt, sahen wir in kürzerer Distanz, wie eine Windböe ein Außenzelt erfasste und mit sich riß. Die Besitzer liefen panisch hinterher, wobei wir nicht mehr sahen, ob ihre Rettungsaktion von Erfolg gekrönt wurde. Blieb nur zu hoffen, dass die Betroffenen in Richtung Landmannalaugar unterwegs waren und nicht wegen eines solchen Mißgeschicks ihre Tour abbrechen mussten.
Wir schulterten kurz nach dieser Begebenheit unsere Rucksäcke und begaben uns auf die zweite Etappe, die sich uns wenig freundlich gesinnt entgegen zu stemmen schien. Während unser Reiseführer aufgrund des Höhenprofils (mit sehr kleinem Maßstab) den Eindruck vermittelte, dass die nächsten 5-6 Kilometer relativ eben durch die Landschaft führen sollte, sah die Realität leider gänzlich anders aus. Der Weg führte beständig über kleinere Ab- und Anstiege von 50-75 Metern Höhenunterschied, wobei diese An- und Abstiege nicht selten durch den Nieselregen fürchterlich glitschig waren oder auch mal aus lockerem Sand bestanden. Der angesprochene Nieselregen kam dazu gefühlt von allen Seiten, von oben, von unten, links, rechts, vorne, hinten, was, gepaart mit der schlechten Sicht, so ziemlich auf die Stimmung schlug.
#40

So inetwa sah es für gefühlte drei oder vier Stunden Wanderung aus. Wenig bis nichts zu sehen, bis auf eine der geführten Touren, die uns ständig zeigte, wohin uns unser Weg noch führte. Wie in diesem Fall war natürlich wieder ein kleinerer Abstieg mit einem kleineren Aufstieg verbunden, der uns schließlich auch den letzten Nerv raubte. Kurz bevor dieses Bild entstand, war ich an dem Punkt meinen Rucksack in die Ecke zu schmeißen, unflätige Ausdrücke zu benutzen und Alles und Jeden anzuklagen. Meine Wut wurde ziemlich ziellos und bezog sich auf einfach alles, den Schreiberling des Reiseführers, den Planer des Wanderweges und das Land selbst.:grumble::grumble::ugly::lol: Gut, dass wir zu zweit unterwegs waren, so zog mich mein Kumpel auch aus diesem emotionalen Loch und wir liefen einfach weiter. Kurz nach dieser Aufnahme lief es dann umgekehrt. Da wir kaum Pausen zum Trinken oder Essen machten, bei so einem Schietwetter ohne Windschutz verliert man dies auch mal schnell aus den Augen, fühlte sich besagter Kumpel, ich meine sogar ziemlich genau nach dem im Bild zu erkennenden Anstieg, ziemlich unterzuckert, so dass wir zwingend Pause machen mussten. Nun streikte bei ihm zunächst jeder einzelne Reißverschluss, im Anschluss weigerte sich die Packung des Energieriegels sich öffnen zu lassen und schließlich schmeckte der Riegel wohl einfach nur furchtbar, was dann zu einem kurzen und intensiven Wutausbruch führte:lol:; erfüllte aber immerhin seinen Zweck. Rückblickend waren wir uns beide einig, dass es in solchen Momenten absolut hilfreich war, zu zweit unterwegs zu sein, zumal wir uns auch so gut verstanden, dass diese jeweilige Anekdote auch nicht wirklich peinlich war und wir auch schon recht schnell im Anschluss wieder darüber lachen konnten, auch wenn uns zum damaligen Zeitpunkt nicht mal annähernd nach Lachen zu Mute war.
#41

Nach etwa drei oder vier Stunden, wir hatten jegliches Zeitgefühl verloren und auch schlicht keine Lust, auf die Uhr zu schauen, erreichten wir endlich den ersehnten Abstieg. Und siehe da, einmal aus den extrem tiefhängenden Wolken heraus gestiegen und das Wetter wandelte sich so ziemlich direkt in angenehmstes Wanderwetter. Zwar waren die ersten Schritte noch etwas ungemütlich, da uns der stetige Nieselregen bis auf die Knochen durchnässte. Hier zahlte sich der fast schon horrende Preis für unsere Wanderkleidung mehr als aus. Es dauerte keine Stunde, sicher auch bedingt durch den erwärmenden Abstieg :), und, bis auf meine Handschuhe, trockneten sämtliche Kleidungsstücke. Ich fand für mich einen sehr praktikablen Weg bergab zu laufen, so dass ich an der im Bild zu erkennenden Gruppe direkt vorbei flitzte, was einige der Wanderer mit leichtem Tagesrucksack staunend zur Kenntnis nahmen, wobei ich mir schließlich am Ende dieses Abschnitts eine Zigarette drehte und sitzend das Schauspiel genoss, was sich vor meinen Augen bot. Jeder einzelne Wanderer, der nach dem Abstieg an mir vorbei lief, trug ein tief aus dem Innern stammendes Lächeln auf dem Gesicht, dem Ausdruck dessen, was man an Unwetter letztlich bravourös hinter sich ließ und die Aussicht auf ebeneres Terrain und angehmes Wandern bei besten Bedingungen.
In der Aufnahme erkennt man bereits auch unser Ziel der Etappe, den Alftavatn, einen See, an dessen Ufer Hütte und Zeltplatz lagen, was für ein zusätzliches Maß an Motivation sorgte, wenngleich wir wussten, dass es bis zur Hütte noch gute 4-5km zu laufen waren, inklusive eines Flusses, der gefurtet werden wollte.
#42

So sah dann der zweite Teil der Etappe nach dem Abstieg aus, ein traumhafter Anblick nach den Geröllwüsten, der Tage zuvor. Der Fluss links im Bild, sollte im weiteren Verlauf des Weges gefurtet werden, wobei wir zunächst nach einer Stelle suchten, die es uns möglicherweise ersparen würde, in die kalten Fluten zu steigen. Nach etwa einer halben Stunde Suche, gaben wir auf und setzten uns an der Stelle nieder, an der auch die vor uns her trabende Reisegruppe den Fluss furtete. Das Furten selbst beschränkte sich auf lediglich drei Schritte im Wasser, wobei diese drei Schritte im Nachhinein dafür sorgten, dass die Durchblutung in den Füßen massiv angeregte wurde, so dass mir in meinen Tretern richtig warm wurde. Das Wissen, dass nun kaum noch Hindernisse zwischen uns und dem Zielpunkt unserer Wanderung lagen, verlieh einen weiteren zusätzlichen Motivationsschub. Dieser wurde noch dazu gestärkt, da wir uns an jenem Abend, koste es, was es wolle, eine warme Dusche leisten würden. Dazu linste die Sonne nun auch immer mal wieder durch die Wolkendecke, so dass das Wandern wieder begann Spaß zu machen und wir uns schnell einig wurden, dass die Ereignisse vom Vormittag mit Sicherheit gute Geschichten lieferten, die man abends den Enkelkindern am Kamin erzählen wird; zu jenem Zeitpunkt ahnten wir aber noch nicht, was uns in der Hütte am Alftavatn noch alles an Stoff für Geschichten für ganze Winterabende erwartete.:lol: Und bereits jetzt setzte auch ein gewisser Stolz über das Geleistete ein.
#43

Nach der ein oder anderen kurzen Pause in der wunderschönen Landschaft und dem sich immer stärker beruhigenden Wetter, kamen wir unserem Ziel beständig näher, so dass wir schließlich die Hütten auch in Sichtweite bekamen. Auf dem Weg unterhielten wir uns noch darüber, dass heute wohl der Tag sein wird, an dem wir uns eine heiße Dusche gönnen werden, wenngleich wir wohl nicht das Glück haben werden, etwas Abwechslung in unseren Speiseplan zu bekommen. Dabei malten wir uns aus, welche ungesunden Fast-Food-Gerichte wir uns nach unserer Rückkehr wohl zuerst hinter die Kiemen schieben würden. Urplötzlich und unvermittelt hielt mein Kumpel an und versuchte mir zu erzählen, dass an einer der Hütten, welche wir mittlerweile recht deutlich erkennen konnten, ein Schild hing, auf das jemand die Worte „Bar“ und „Restaurant“ geschrieben hatte. Ich dachte zunächst an einen Scherz, bis wir nahe genug dran waren und auch ich die Worte erkennen konnte. Ungläubig ob der ungeahnten Verheißung beschleunigten sich unsere Schritte zunehmend und unsere Gespräche während der letzten halben Stunde bis zur Ankunft bei den Hütten drehten sich schließlich nur noch ums Essen. Einerseits konnten wir nicht glauben, dass es in dieser Abgeschiedenheit tatsächlich eine Bar, bzw. sogar ein Restaurant geben sollte, andererseits phantasierten wir uns die fettigsten Leckereien zusammen, wie etwa Currywurst mit Pommes, Hamburger oder irgendetwas anderes in dieser Geschmacksrichtung. Doch bevor wir das Geheimnis dieser merkwürdigen Tafel lösen konnten, trabten wir zur Anmeldung. Offensichtlich kamen wir sehr ungelegen, denn just in dem Moment, in dem wir die Tür der Rezeption öffneten, pfiff der zuständige Schiedsrichter die Basketballpartie zwischen Island und einer anderen Nation an. Als wir unser Anliegen nach Zeltplatz und heißer Dusche vortrugen, wirkte der Hüttenwirt und sein Kumpane doch ziemlich abwesend und nicht ganz bei der Sache, was letztlich zu der humorvollen Frage seitens des Hüttenwirtes führte, ob wir nicht vielleicht in einer Stunde wiederkommen könnten, dann wäre das Spiel vorbei.:lol: Wir bekamen noch eilig den Hinweis zugenuschelt, dass wir bitte nicht jenseits des Flusses zelten mögen, ansonsten hätten wir freie Platzwahl. Just in diesem Moment ging Island wohl in Führung und unser knorriger Hüttenwirt wandte sich augenblicklich wieder seinem kleinen Laptop mit der Liveübertragung zu; man muss halt Prioritäten setzen, wobei uns diese ausgeprägte Sportaffinität nicht etwa störte, sondern zum Hüttenwirt als Type einfach wunderbar passte.
Obiges Bild zeigt die Aussicht aus unserem Zelt heraus und gleichzeitig, was von dem miserablen Wetter vom Morgen noch drüber geblieben war, Wolkenfestzen, die zwischen den Bergen hin und her trieben und blauer Himmel. Grundsätzlich sei noch angemerkt, dass der Zeltplatz in Alftavatn definitiv eines der Highlights der gesamten Tour darstellte. Einfach zum Wohlfühlen.
#44

Der Blick, mit unserem Zelt in Richtung Alftavatn, die Hütten stehen beinahe direkt hinter uns, unter anderem auch die wichtigste Hütte, nämlich die mit den Duschen. Nach der Plagerei am Morgen und Vormittag, dem völligen Durchnässt-sein und Frieren, lässt sich die Wonne einer heißen Dusche, die zwar nicht länger als fünf Minuten währte, einfach nicht in Worte fassen. Da wir natürlich nicht die einzigen Wanderer waren, die an jenem Tage aus dem Gebirge herab gestiegen kamen und den Drang nach einer heißen Dusche verspürten, kamen wir in der Duschschlange erneut in interessante, mulitnationale Gespräche. So unterhielten sich Spanier, Italiener, Franzosen und Deutsche über die Erfahrungen im Gebirge und gaben Auskunft über die Hindernisse, die noch bevorstanden. In Alftavatn trafen wir auch eine größere Anzahl Wanderer, die den Laugavegur in die uns entgegengesetzte Richtung liefen. So erhielten wir bspw. Informationen über die aktuellen Wasserstände der beiden Flüsse, die in der nächsten Etappe gefurtet werden wollten. Wir gaben unsererseits hilfreiche Informationen hinsichtlich der Beschaffenheit der sanitären Einrichtungen in Hrafntinnusker gepaart mit der Empfehlung, nach Möglichkeit früh am Alftavatn aufzubrechen und direkt bis Landmannalaugar durchzulaufen.
Im Anschluss an die wohlige Dusche warteten einerseits die mittlerweile nicht mehr ganz so taufrischen Klamotten vom Vortag mit dem ihnen innewohnenden Geruch und andererseits der Wunsch und der Wille, nun endlich das Geheimnis hinsichtlich des Restaurants zu lösen.
#45

Vor besagter Hütte schlug uns bereits ein wundervolle Mischung aus Stimmengewirr und Lachen entgegen. Ein Blick durch eines der Fenster eröffnete uns einen kleinen, sehr gut gefüllten Raum, in dem sich Menschen lustig unterhielten und, noch viel wichtiger, Bier tranken. Nach einem kurzen Moment des Innehaltens öffneten wir die Gastraumtür und wurden freundlichst darauf hingewiesen, doch bitte die Schuhe auszuziehen. Bei der Gelegenheit solle man sich vielleicht auch direkt seiner Jacke entledigen und eigentlich auch alle weiteren Kleidungsstücken ablegen, bis auf die Unterhose. Keine siebzehn Sekunden später war auch klar, weshalb eine Unterhose als Bekleidung ausgereicht hätte. In dem winzigen Raum saßen dicht gedrängt erstaunlich viele Menschen, die den ohnehin schon wohlig geheizten Raum noch um einige Grad zusätzlich erhitzten. Die Stimmung war ausgelassen, fröhlich und heiter, so dass es nur einen winzigen Momenten dauerte, nach dem wir noch zwei Stühle ergatterten, bis wir ins Gespräch mit zwei Österreichern kamen. Direkt im Anschluss erhielten wir unsere erste Runde eisgekühlten Bieres, woraufhin die Unterhaltung mit dem österreichischen Paar, sehr schnell in Schwung kam. Auf unsere Nachfrage, was es denn wohl zu essen gäbe, erhielten wir die Antwort, dass das Menü ab 19 Uhr zu bestellen sei. Es bestehe aus einem leckeren Lammbraten, für umgerechnet 35€. Kurzes Innehalten unsererseits, und schließlich ging die Bestellung raus. Die Wartezeit überbrückten wir mit einer weiteren Runde Bier, was uns aufgrund der Hitze langsam aber sicher in den Kopf zu steigen begann, was wiederum dazu führte, dass die Stimmung, nicht nur bei uns, sondern im Allgemeinen, noch ausgelassener wurde. Kurze Zeit später erhielten wir zunächst eine Vorspeise, Mexikanische Hühnersuppe, mit der wir gar nicht rechneten. Allein diese Suppe war bereits eine wahre Gaumenfreude, nach den Tagen der Nudeln und Trekkingfertiggerichte. Als wir kurz darauf dann unseren Lammbraten serviert bekamen, verfiel ich nach dem ersten Bissen fast in einen ekstatischen Jubel. Auch jetzt noch, mit einigem Abstand, möchte ich behaupten, dass dieser Lammbraten, der beste gewesen ist und gewesen sein wird, den ich jemals aß. Dieser Festschmaus gehörte natürlich mit einer weiteren Runde Bier gewürdigt, wobei sich in der Zwischenzeit weitere Wanderer in unsere kleine, deutsch-österreichische Runde einklingten. So trafen wir auch erneut auf die Schweizerin, ein us-amerikanisches Paar (die beiden waren wirklich witzig, zumal er nach etwas Alkoholgenuss uns Europäern die Frage stellte, ob wir eigentlich denken, die Amerikaner seien alle dumm. Er meine dies nicht, weil sie Trump zum Präsidenten gewählt haben, sondern weil viele nur eine Sprache beherrschen, Englisch. Die Europäer wiederum beherrschen Englisch und mindestens noch eine weitere Sprache) und noch zwei, drei weitere Protagonisten, wobei mich hier allerdings bereits mein Erinnerungsvermögen anfängt im Stich zu lassen. 😀 Die Stimmung, die unter uns herrschte, lässt sich mit Worten wohl nicht beschreiben oder gar transportieren, man muss vorort gewesen sein, um dies nachempfinden zu können. Aber noch am selben Abend war uns klar, dass dies einer der Abende sein wird, an den man sich sein Leben lang erinnern wird, da er schlicht und einfach perfekt war. Inmitten dieser großartigen Natur und Landschaft, auf einen Koch zu treffen, der wirklich etwas von seinem Handwerk zu verstehen schien, war schon ein riesiges Glück. Dies dann aber noch in Gesellschaft dieser beiden sympathischen Österreicher (die eigentlich unserer Empfehlung folgen wollten, den Stop in Hrafntinnusker auszulassen, diesen Plan aber zugunsten des fröhlichen Beisammenseins schließlich fallen ließen und lieber noch ein Bier bestellten) und all der anderen Wanderer und Verrückten, setzte dem Ganzen einfach die Krone auf. Zeitgleich versank auch noch die Sonne in einem ungeahnten Farbspektakel am Horizont, allerdings reichte es bei mir nur für einen kurzen Handyschnappschuss, das Fotografieren hatte ich an diesem Abend völlig ausgeblendet.
Tag 6
#46

Der Abend am Tag zuvor sorgte dafür, dass wir nicht nur sehr spät (für Wandererverhältnisse, also kurz nach halb elf) in die Schlafsäcke krochen, sondern auf dem Weg zum Zelt unsere Wanderschuhe gegen ein Paar Schleuderschuhe eingetauscht zu haben schienen.:lol: Bereits während unseres oppulenten Festmahls am Abend beschlossen wir, am kommenden Tag einen Ruhetag einzulegen und einen weiteren vorgeschlagenen Abstecher aus unserem Wanderführer zu folgen, eine Wanderung von 5km zur Schlucht Torfahlaup.
Als wir am Morgen ein wenig gerädert aus dem Zelt krochen, herrschte um uns herum schon geschäftiges Treiben. Darunter auch das österreichische Paar, welches ähnlich kaputt aussah, wie wir. Unser Frühstück gingen wir im Wissen, dass uns an jenem Tage keine Etappe mit zuviel Gewicht auf dem Rücken erwarten würde, sehr gemütlich an und genossen ein wenig das Gewusel um uns herum, ohne selbst davon betroffen zu sein. Dabei fiel uns eine litauische Wandergruppe auf, die mit ihrem mitgebrachten Ghettoblaster den gesamten Zeltplatz beschallte und zu allem Überfluss auch noch einen ansehnlichen Berg an Müll, inklusive eines einzelnen Trekkingstocks zurückließ. Der Hüttenwirt kommentierte die Abreise der Gruppe nur mit einem Kopf schütteln und der Aussage, wie schnell es doch manchmal gehen kann, dass eine kleine Gruppe von etwa 15-20 Leuten ausreicht, eine ganze Nation in einem schrägen Licht dastehen zu lassen, selbst wenn man dies eigentlich nicht möchte.
Als unser Zelt schließlich als letztes und einziges auf der schönen Wiesenfläche zurück blieb und wir unsere bisherigen Bekanntschaften angemessen verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg um den See herum zur beschriebenen Schlucht. Der Weg zu dieser Schlucht zeigt erneut eine völlig andere Landschaft als das, was wir bisher wahrnahmen. So kam es uns auf dem Weg fast schon vor, als wären wir in einer Mondlandschaft unterwegs und völlig aus der Zeit gefallen. Auf dieser kleinen Zwischenwanderung liefen wir auch keiner Menschenseele über den Weg, erst kurz vor unserer Rückkehr zur Hütte sahen wir auf einer nahe gelegenen Piste einen Jeep samt Anhänger an uns vorbei brausen und in etwa einem Kilometer Entfernung eine kleinere Gruppe Wanderer, die aber ebenso wenig Notiz von uns zu nehmen schienen, wie wir von ihnen.
#47

Nach einer entspannten Wanderung durch die Sonne und die staubige Landschaft, welch ein Kontrast zum Start des Vortages, gelangten wir an unser Ziel, die Schlucht Torfahlaup. Der imposante Berg, der sich in seinem malerischen Grün vor uns aufbaute, hört auf den Namen Stóra Grænafjall und wird vom Fluss Markarfljót umflossen, wobei sich wohl nach dem Ende der letzten Eiszeit gewaltige Wassermassen einen Weg durch das recht weiche Gestein bahnten und so eine imposante Schlucht ausformten, die sehr eng, aber auch recht tief ist. Die Wanderung selbst kann ich nur jedem ans Herz legen, der sich auf den Weg zum Alftavatn macht, denn die Aussicht ist grandios und die Landschaft einfach wundervoll und höchst sehenswert. Wie schon beschrieben, sieht man auch kaum andere Menschen und kann die umgebende Natur in vollen Zügen genießen und auf sich wirken lassen.
#48

Die Schlucht verdankt ihren Namen einer Legende aus alten Zeiten, derzufolge wohl ein junger, verliebter Mann namens Torfi zusammen mit seiner Geliebten vor dem Zorn ihres Vaters floh. Auf der Flucht lief das Paar auf diese Schlucht zu und schaffte mit einem kühnen Satz den Sprung über den Abgrund. Der Verfolger und Vater des Mädchens sprang um ein weniges zu kurz, bekam aber wohl noch eine Wurzel zu fassen, an der er sich festklammern konnte. Daraufhin bat seine Tochter den jungen Mann Torfi, die Wurzel abzuschlagen, so dass der Vater in den Abgrund stürzte.
Wir ließen es etwas weniger dramatisch angehen und legten uns schlicht in das saftige grüne Gras in die Sonne und genossen die herrliche Stille und Ruhe. Selbst für einen kurzen Mittagsschlaf reichte die Zeit aus und nach dem ausgiebigen Frühstück, gab es für uns vorerst keinen Grund zum Zeltplatz zurückzukehren.
#49

Hier im Bild ist wohl die Stelle zu sehen, an der Torfi mit seiner Geliebten über die Schlucht sprang, der Vater des Mädchens aber scheiterte und schließlich, auf Bitten seiner Tochter durch die Hand Torfis in den Tod stürzte. Was mich am meisten an dieser Landschaft beeindruckte, war die Tatsache, dass wie aus dem Nichts in dieser weitestgehenden Mondlandschaft auf einmal dieser kleine grüne Flecken Erde auftauchte und im gleichen Augenblick eine derartige Sehenswürdigkeit bietet.
#50

Auf diesem Hang lagen wir etwa eine Stunde, vielleicht waren es aber auch zwei, in der Sonne und lauschten dem Rauschen des Flusses und dem vereinzelten Blöcken der Schafe. Mehr an Geräuschkulisse war schlicht nicht vorhanden. Einer dieser herrlichen Momente auf der Tour, an dem der normale Alltag mit all seinen Anforderungen und stressigen Situationen völlig in den Hintergrund trat und man nur noch im Augenblick und in der Gegenwart lebte. Keine Gedanken mehr, die sich mit Vergangenem beschäftigten oder Pläne für die Zukunft entwarfen. Gerade solche Momente sorgen zumindest bei mir dafür, dass ich dieses angefangene Hobby wohl weiterhin und intensiver ausführen werde.
#51

Auf dem Rückweg liefen wir ein wenig mehr querfeldein, so dass wir auch an den Verbindungswasserlauf zwischen Alftavatn und Trofavatn gelangten. Wie man gut erkennen kann, hatte sich das Wetter auch in den Bergen weitestgehend beruhigt und Wanderer, die an unserem Ruhetag in Hrafntinnusker aufbrachen und in Alftavatn ankamen, erzählten uns von einem wunderschönen Stück Wanderung durch die Berge.
Als wir schließlich zur Hütte und zum Zeltplatz zurückkehrten, zahlten wir für eine weitere Übernachtung und wurden Zeuge einer der witzigsten Begebenheiten auf unserer Tour, die auch den etwas merkwürdigen Threadtitel erklärt. Als wir zur Hütte kamen, in der der Hüttenwirt, ein älterer, stämmiger Herr mit einem wundervoll trockenen Humor, die Gäste in Empfang nahm und die fälligen Gebühren kassierte, erreichte hinter uns ein scheinbar deutschstämmiges Pärchen die Hütte, wobei an ihrer Ausrüstung unschwer zu erkennen war, dass sie wohl auch dem Hobby des Angelns frönten. In diesem Sinne erbaten sie sich vom Hüttenwirt die Auskunft, ob sie in Island einfach Angeln dürften, auch ohne eine spezielle Erlaubnis. Dies kommentierte der Hüttenwirt mit einem Lächeln und gab ihnen die Information, dass dies hier am Alftavatn, keinerlei Problem darstellt. Sie sollten allerdings ein wenig um den See herum laufen, da am Ufer des Zeltplatzes das Wasser zu flach sei. Dem schloss sich dann die Frage der Frau des Pärchens an, ob es denn Bestimmungen gibt, die vorschreiben, ab welcher Größe Fische gegessen werden dürfen oder sie wieder zurück ins Wasser gesetzt werden müssen. Die Antwort des Hüttenwirts lautete zunächst: „If the fish is big enough to eat, eat it. If the fish is to small to eat, throw it back.“ Daraufhin ergänzte die Frau, dass es in Deutschland ein Mindestmaß von 28cm gäbe, Fische darunter müssten ins Wasser zurück, alles darüber darf gegessen werden. Antwort des Hüttenwirts auf seine trockene, knorrige Art: „Really? In Iceland, we use common sense!“ Daraufhin brach sich ein heiteres Gelächter in der Hütte Bahn.
#52

Auch wenn die Chronologie zwischen Bild und Text nicht mehr passt, wollte ich obige Aufnahme gern noch zeigen. Entstanden auf dem Rückweg von unserer kleinen Tageswanderung.
Während das deutsche Anglerpaar nach dem trockenen, herben Spruch ein wenig irritiert die Hütte verließ, wurden wir noch Zeuge einer lautstarken verbalen Auseinandersetzung zwischen unserem Hüttenwirt und einer Reisenden, die mit einer größeren Reisegruppe kurz zuvor an der Hütte eintraf. Wir waren uns nicht sicher, oib die Dame vom Temprament her Italienerin oder Spanierin war, jedenfalls tat sie sehr lautstark ihren Unmut darüber kund, dass die Duschen wohl nicht funktionieren würden. Dies wiederholte sie mehrfach, garniert immer mal wieder auch mit einigen Ausdrücken in ihrer Landessprache, ohne dem Wirt auch nur die Möglichkeit einer Rechtfertigung zu geben, sie redete einfach ohne Punkt und Komma und erklärte ihm mehrfach, „YOU ARE NOT POLITE!“. Als sie schließlich in ihrer Tirade doch eine kurze Unterbrechung einbauen musste um wieder Sauerstoff in ihren Lungen zu sammeln, erhielt der Wirt zumindest die Chance die Frage zu stellen, was genau denn jetzt den Unmut der Dame erregte. Daraufhin erging eine erneute Schimpftirade, mit dem Hinweis an den Wirt: „YOU ARE NOT POLITE!“, bis sie dann doch mitteilen konnte, dass das heiße Wasser der Dusche wohl nicht funktionierte. Nach dem auch diese Tirade endete, verließ sie stilecht mit einem Aufstampfen und dem Zuknallen der Tür zur Hütte das Büro und ließ vier Menschen zurück, die sich wortlos und mit Blicken fragten, was hier eigentlich grade passiert war, bis wir gemeinsam kopfschüttelnd uns unseres gegenseitigen Unverständnisses versicherten.
Im Anschluss an diese skurrile Szene machten wir uns die dort aufgestellte Wanderer-Tausch-Box zu Nutze. Da Wanderer die Angewohnheit haben, auf ihren Touren viel zu viel an Ausrüstung und besonders auch Verpflegung mitzuschleppen, gab es in der Hütte eine Art Tauschbörse. Bereits auf dem Rückweg von unserer Tageswanderung beschlossen wir, dass wir noch ein weiteres Mal die Kochkünste des hiesigen Restaurants in Anspruch nehmen würden. Dementsprechend sortierten wir auch etwas Nahrung aus, in meinem Falle betraf es eine Mahlzeit dieses Trekking-Futters, dass direkt mit kochendem Wasser im Beutel angerichtet wird. Da ich bereits an einem der ersten Tage in das Vergnügen eines „Balkan-Risottos“ kam und bei späterer Durchsicht feststellte, dass ich zwei Tüten davon dabei hatte, beruhigte es mich innerlich, als ich diese Mahlzeit, trotz des exorbitanten Preises, in die Box legen konnte, garniert mit einem halben Kilo gesalzener Erdnüsse und einer weiteren Spaghetteria-Tüte für Nudeln in Käse-Sahne-Soße. Mein Kumpel nutzte die Gelegenheit, einen Großteil seiner Porridge-Tüten loszuwerden, da er sich hierbei wohl auch ziemlich verschätzte, sowohl in der Menge, als auch beim Geschmack.:lol: Während wir im Anschluss noch ein wenig in der Sonne faluenzten, hörten wir dann ein Gespräch einer vierköpfigen Reisegruppe, die ebenfalls die Tauschbox in der Hütte entdeckten und sich diebisch darüber freuten, welche Schätze sie darin entdeckt hätten, bei genauerem Hinsehen war es mein Balkan-Risotto und meine Nudeln, das Prinzip scheint also zu funktionieren, wobei ich hoffe, dass das Risotto bei der betroffenen Person eine andere Wirkung auf den Verdauungstrakt zeigte, als bei mir…
Im Anschluss an diese Begebenheit zog es uns in das Restaurant, wo, zu unserer freudigen Überraschung, erneut Lammbraten mit mexikanischer Hühnersuppe als Vorspeise auf der Karte stand.:) Während wir uns die Wartezeit mit einem kühlen Bier verkürzten, traf auch eine kleinere Gruppe von Mountainbikern an der Hütte ein. Einer von ihnen steuerte direkt auf die Theke zu und orderte einen Teller Suppe. Nach dem Beenden seines Mahls, lief er mit dem Teller in der Hand erneut zur Theke und forderte einen Nachschlag ein, was die nette Dame zunächst etwas verwirrt drein blicken ließ, als sie ihm erklärte, dass er dann erneut zahlen müsse. Daraufhin reagierte der Radler bockig und beleidigt und versuchte der jungen Frau zu erklären, dass er den ganzen Tag im Sattel gesessen hätte, den weiten Weg von Landmannalaugar nach Alftavatn bestritt und nun wohl erwarten könne, dass er ohne Aufschlag noch einen zweiten Teller bekäme. Die Mimik der jungen Dame zeigte ziemlich deutlich, dass ihre emotionale Anteilnahme am Leid des Radfahrers nicht sonderlich ausgeprägt schien und sie auch nicht recht verstand, was sie jetzt genau damit zu tun haben könnte, dass er mit dem Fahrrad durchs isländische Hochland fährt. Sie gab ihm dann recht deutlich zu verstehen, dass es sich bei der Hütte trotz des spartanischen Eindruckes um ein Restaurant handelt und dementsprechend man seine Speisen auch bezahlen muss. Der Radler trollte sich und verkroch sich beleidigt in einer Ecke des Lokals. Als Resultat herrschte im Anschluss eine eher betretene Stimmung, so dass wir fast ein wenig unsere Bekanntschaften vom Vortag vermissten und fast bereuen wollten, nicht doch am gleichen Tag weitergezogen zu sein. Letztlich verkrochen wir uns dann recht früh am Abend in unseren Schlafsäcken.
Tag 7
#53

Unsere morgendliche Aussicht auf den Zeltplatz, aufgenommen mit meinem tragbaren Handfernsprechgerät. Während wir noch frühstückten, kämpfte sich die Sonne immer wieder durch die tiefhängenden Wolken, so dass ich mir vornahm, direkt nach meinem Morgenkaffee die Kamera aus dem Zelt zu holen. Doch dies blieb mir versagt, denn binnen 20 Minuten verlor die Sonne ihren Kampf, ein starker Wind brach los und es fing direkt an zu regnen, so dass wir unser Frühstück im Regen beendeten. In der Hoffnung, es nur mit einem kleinen Schauer zu tun zu haben, ließen wir uns etwas Zeit und kamen mit einem Franzosen und dessen kanadischer Freundin ins Gespräch, die uns dann die neueste Wettervorhersage überbrachten; Regen und Wind, den ganzen Tag. Dies trug nicht grade zu einer positiven Veränderung unserer Stimmung bei, zumal sich auch unser Plan zerschlug, wenigstens einmal das Zelt im trockenen Zustand abzubauen.
Es blieb uns nach unserem Frühstück also nicht sonderlich viel übrig, als im sich weiter verstärkenden Regen unsere Sachen zu packen und unter dem Vordach der Duschhütte Schutz zu suchen um die letzten Vorkehrungen für die Wanderung zu treffen. Dabei kamen wir mit einem deutschen Paar ins Gespräch, die das Wetter ähnlich missmutig stimmte wie uns. Und während wir noch unsere Sachen herrichteten, wurden wir Zeugen eines etwas merkwürdig anmutenden Schauspiels. Am Abend zuvor traf eine italienische (oder vielleicht auch spanische, daran schieden sich die Geister) Reisegruppe ein und bezog als Übernachtungsmöglichkeit die Schlafhütte. Während wir also versuchten in irgendeiner Form vor Sturm und Regen geschützt die restlichen Utensilien zu verstauen, tappste ein älterer Herr aus dieser Reisegruppe nach draußen, warf sich seinen sündteuren Regenparka über, stellte sich direkt in den nassen Sturm und knippste unter Zuhilfenahme einer Selfiestange eine Serie von Aufnahmen seiner selbst, wie er gänzlich abenteuerlustig und verwegen den Naturgewalten trotzt und die Herausforderung annimmt, sich der entfesselten Kraft der Elemente entgegen zu stellen. Direkt im Anschluss verschwand er auch wieder recht schnell in der beheizten Hütte um sich aufzuwärmen.
Wir guckten uns zu viert an, schüttelten ungläubig die Köpfe, wuchteten die Rucksäcke auf den Rücken und nahmen nun die dritte Etappe des Laugavegur in Angriff, wobei die ersten Schritte aus dem Windschatten der Hütte heraus irgendwie ein hohes Maß an Überwindung kosteten.
#54

Die kommende Etappe stand ganz im Zeichen einer sehr jungen Aschelandschaft, die sich sehr monoton vor uns ausbreiten würde und nur zu Beginn mit dem ein oder anderen Fluss an Abwechslung aufwarten würde. Den ersten Fluss, galt es dann auch direkt zu furten, wobei wir noch keine anderthalb Kilometer gelaufen waren, so dass man kaum so richtig warm wurde, um direkt auch schon wieder in die Furtschuhe zu schlüpfen und durch kalte Fluten zu waten. Dies gestaltete sich weniger schlimm als gedacht, da der Fluss nicht sonderlich breit und auch nicht sonderlich tief war. Dem Pfad folgend kamen wir schließlich auch zu diesem Wasserfall, über dessen Flussbett aber eine hölzerne Brücke führte.
Interessanterweise ließ der Regen bald nach und es blieb die sehr diesige Sicht, die hohe Luftfeuchtigkeit und eine ganz eigene Atmosphäre auf diesem Teil der Wanderung. Mir persönlich gefiel das Wetter in Kombination mit der Landschaft sogar ziemlich gut, da ich den Eindruck hatte, das dieser Dunst hervorragend zur Monotonie des Untergrunds passte und somit eine schwermütige Melancholie verströmte, die ich bspw in der Musik der isländischen Band Solstafir so hoch zu schätzen weiß. Irgendwie passte dies für mich hervorragend zusammen. Doch davon später mehr.
#55

So zeigte sich uns die „Aschewüste“, die es zu durchqueren galt. An der linken Seite von Gletschern flankiert, dem Myrdalsjökull (mit seinen verschiedenen Ausläufern, die jeweils eigene Namen zu tragen scheinen) unter dem sich, wenn ich das richtig verstanden habe, der Vulkan Katla verbirgt, und auf der rechten Seite von grün bewachsenen Hügeln, die völlig unvermittelt aus der sehr planen Ascheebene herausragen. Eine ganz eigene Landschaft, die mich mit ihrer Melancholie und dem diesigen Wetter richtig faszinierte. Ich mag solche rauhen, kargen Landstriche.
#56

Dies Bild ist sicher kein Überflieger, verbirgt doch aber erneut ein kleines Anekdötchen. Zu sehen ist der Fluss Bláfjallakvísl, den es zu durchwaten gilt. Anders als beim ersten Fluss, waren wir hier nun schon ordentlich auf Temperatur gelaufen, so dass das Furten keine allzu große Hürde darstellte. Lediglich die Tatsache, dass es schon wieder anfing zu regnen, ließ ein wenig die Motivation sinken. Da dies schon die dritte Furt war, die es zu überwinden galt, kam fast schon so etwas wie Routine auf, bis zu dem Moment, als die Füße von den kalten Fluten erfasst wurden…:eek: Auf der anderen Seite angekommen, trockneten wir unsere Füße, während neben uns ein Paar ebenfalls den eisigen Fluten entstieg. Der Mann des Pärchens verfolgte die Idee, sein nasses Furtschuhwerk mit Hilfe einer Plastiktüte so zu verpacken, dass die Feuchtigkeit nicht auf die umliegenden Sachen im Rucksack übergreifen konnte. Leider kam just in jenem Moment eine recht starke Windböe auf, die ihm die Tüte direkt aus der Hand riss. Heldenhaft versuchte er die Tüte zu bergen, doch wie in einem Comic trug der Wind sie immer genau dann weiter, wenn er sie fast erreichte. Missmutig stapfte er schließlich zu seiner Frau zurück, linste zu uns herüber und zog mit einem siegessicheren Lächeln eine zweite Tüte aus seinem Rucksack hervor. Wieder kam eine Windböe auf, diesmal schaffte er es aber, die Tüte festzuhalten und garnierte seinen Reflex mit den Worten: „Not a second time!“ Drei Sekunden später flog auch diese Tüte davon, was uns in schallendes Gelächter ausbrechen ließ, denn auch dieses Mal hechtete er hinter der Tüte her, ohne Erfolg. Wir überließen ihm schließlich eine unserer Mülltüten und ließen sie erst in dem Moment los, als sein erster Schuh den Weg ins Innere des Behältnisses gefunden hatte.
Ich bin mir schon im Klaren, dass besonders diese herum fliegenden Plastiktüten eigentlich kein Grund sind, darüber zu lachen, denn zu groß sind die Probleme, die diese Dinger verursachen, aber in jenem Moment wirkte es fast schon wie Slapstick.
Weitere kurze Bemerkung am Rande; kaum, dass wir unsere sieben Sachen wieder beisammen hatten, tauchte erneut eine größere Gruppe am anderen Ufer des Flusses auf, wobei deren Eintreffen ein merkwürdiges Surren untermalte. In der Tat, einer der Wanderer ließ eine Drohne steigen, um sich (hoffentlich nur) einen Überblick über den Fluss zu verschaffen und eine geeignete Stelle zum Furten zu suchen. Wir gaben uns einer gewissen Ratlosigkeit hin, wohlwissend, dass wir immer noch knappe 20kg auf dem Rücken trugen und uns nicht im Entferntesten vorstellen konnten, was Menschen dazu bringt, zusätzlich noch ein mobiles Fluggerät durch die Wildnis zu schleppen.
#57

Nach etlichen weiteren Querungen von interessanten Flüssen (bequemerweise über Brücken), lag zum Ende der Aschewüste noch ein stetiger aber nicht sehr anstrengender Anstieg vor uns. Wie man erkennt, lichtete sich der Dunst auch langsam, wobei es, trotz der passenden Atmosphäre, schon irgendwie auch frustrierte, dass sich über dem Gletscher auf der linken Seite ein Hochdruckgebiet hielt, was für reichlich Sonnenschein auf den Eismassen sorgte, während wir durch feinsten Nieselregen stapften. Nach der Durchquerung der Aschewüste lag etwa die Hälfte der Etappe hinter uns. Rückblickend möchte ich fast behaupten, dass die Wanderung durch diese monotone Landschaft für mich persönlich zu einem der schönsten Momente der Wanderung gehört. Selten habe ich solch intensive Momente der Ruhe und Entspannung erfahren, einfach dadurch hervorgerufen, ein Bein vor das andere zu setzen und diese spektakuläre Landschaft auf sich wirken zu lassen.
#58

Nach einer, wie ich schon beschrieb, sehr entspannten Wanderung durch die Aschelandschaft, verschlechterte sich das Wetter auf den letzten zwei Kilometern wieder, so dass wir nochmals nass wurden. Umso schöner dann der Ausblick auf die Hütte, die das Ziel der Etappe markierte. Von anderen Wanderern erhielten wir den Hinweis, nach Möglichkeit nicht zu spät dort einzutreffen, da sonst die besten Zeltplätze schon vergeben seien. Entsprechend sputeten wir uns auf den letzten zwei Kilometern gleich doppelt, da wir zum einen dem Regen entgehen wollten und zum anderen natürlich auch einen guten Platz erwischen wollten.
Als wir schließlich nach den 16km der Etappe reichlich platt an der Hütte angelangten, fertigte man uns etwas unfreundlich ab, ohne den geringsten Hinweis, wo genau denn die Zeltplätze zu finden wären. Schließlich fanden wir ein sehr idyllisches Plätzchen unterhalb der Hütten, was allerdings einen etwas anstrengenden Weg zu den Sanitäranlagen nach sich zog. Nach dem wir schließlich das Zelt aufgebaut hatten, begab sich mein Kumpel nochmal zum Hüttenwirt, da er sich in seinen Schuhen an beiden Füßen heftige Blasen gelaufen hatte und uns langsam das Verbandzeug ausging. Als er nach etwa einer Stunde zurückkehrte, erzählte er mir, dass unser erster Eindruck des Hüttenwirts ziemlich daneben lag. Denn als es um die Verarztung der Wunden ging, zeigten sich alle Beteiligten wohl sehr bemüht und ein Plausch über die zeitgleich stattfindenden Spiele der isländischen Nationalmannschaften (ich meine es fand ein Spiel im Fußball statt und eines im Basketball) wurde ebenfalls wohlwollend angenommen. Unterdessen verzog sich der Regen und ich lag etwa noch eine gute Stunde im Gras neben unserem Zelt, genoß die sich durch die Wolken kämpfende Sonne und lauschte dem Gluckern des kleinen Bächleins, der direkt neben unserem Zelt verlief. Ein krönender Abschluss eines rundum gelungenen Tages, der zusätzlich mit meinem absoluten Favoriten an Trekkingmahlzeiten beschlossen wurde: Spaghetti Carbonara. Da ich zuvor noch nie diese Variante des Trekkingfutters ausprobierte, waren sowohl Freude als auch Genuss umso größer.
Tag 8
#59

Der Morgen des achten Tages und unserer letzten Etappe auf dem Laugavegur zeigte sich zu Beginn noch sehr verhalten, mit tiefhängenden Wolken und nach Regen riechender Luft. So traumhaft wie der Platz für dieses Zelt vielleicht auch aussehen mag, in der Nacht stellte er sich als nicht ganz so vorteilhaft heraus. Denn während wir etwas abseits in einer kleinen „Schlucht“ campierten, dafür aber einen anstrengernden Weg zu den Toiletten in Kauf nehmen mussten, hatten die beiden (es handelte sich dabei übrigens um das Paar, welches zeitgleich in Alftavatn mit uns aufbrach und uns auf dem Trail immer wieder begegnete) zwar einen kürzeren Weg, dafür allerdings wenig bis gar keinen Windschutz. Und während wir in der Nacht schliefen wie die Babys, untermalt mit dem sanften Glucksen des nahen Baches, ging es auf dem kleinen Plateau wohl etwas ruppiger zur Sache.
Das Frühstück selbst passten wir glücklicherweise genau so ab, dass wir zwischen den beiden in den Hütten campierenden Gruppen starteten und so auf der Etappe eine ganze Weile unsere Ruhe haben würden, mit der Zeit macht man ja so seine Erfahrungen…
#60

So sah die kleine „Schlucht“ aus, in der unser Zelt stand, wobei unser Platz noch etwas weiter links, also im Bild nicht mehr erkennbar, lag. Etwas abseits vom „Trubel“ der anderen Wanderer. Links im Bild sieht man übrigens das Zelt aus #59.
Die nun anstehende Etappe versprach spannend zu werden, da sie zwar stetig bergab führen sollte, es aber auch wieder einige kleinere Anstiege zu bezwingen galt und, für uns beide sehr herausfordernd, wohl auch eine Schlucht überquert werden musste, die, nach Aussage unseres Reiseführers „Menschen mit Höhenangst etwas Überwindung kosten wird“. Da wir mit den laxen Formulierungen unseres Büchleins ja schon unsere eigenen Erfahrungen gemacht hatten, man erinnere sich an den Aufstieg des ungenannten Berges in Landmannalaugar :grumble::ugly::lol:, der dort ähnlich flappsig beschrieben wurde, rechneten wir mit dem Schlimmsten. Doch zunächst führte uns unser Weg über eher flaches Terrain, wobei wir zu Beginn des Weges direkt an einer Karte vorbei kamen, die erklärte, in welche Richtung man sich auf die Flucht begeben sollte, so es denn zu einem Vulkanausbruch kommt. Das kurze mulmige Gefühl beim Erblicken der Warntafel lässt sich dabei nur schlecht beschreiben, rief uns aber wieder in Erinnerung, dass wir im Prinzip über die Bruchkante zweier Erdplatten liefen…
#61

Nach einem kürzeren Anstieg und etwas Strecke durch etwas ältere Lavafelder, kamen wir schließlich zum Abstieg in einen größeren Canyon, an deren tiefstem Punkt die Überquerung des Flusses Fremri-Emstruá anstand. Im Bild erkennt man den sandigen und dadurch reichlich anstrengenden Pfad hinunter. Dort wartete eine Brücke auf uns, die, nach Aussage unseres Reiseführers, Menschen mit Höhenangst wohl einiges an Überwindung kosten sollte; man bedenke, dass wir beide unsere Probleme mit Höhen haben, und den Beschreibungen unseres Reiseführers trauten wir seit dem Aufstieg zum ungenannten Berg sowieso nicht mehr… . Um zur Brücke zu gelangen, galt es aber noch einen gewagten kleinen Abstieg zum Fuße der Brücke zu bewältigen, der mittels Halteketten für den geneigten Wanderer leichter gemacht werden sollte. Nach den letzten Metern mit reichlich Sand trafen wir nun auf den nassen Fels mit der Aussicht auf den reißenden Gletscherfluss vor uns, der etwa 20m durch die Felsen donnerte. Die Ketten verfügten wiederum um eine derart merkwürdige Höhe, so dass sie mit einem Trekkingrucksack auf dem Rücken weitestgehend gar nichts nutzten, im Gegenteil, die Dinger lagen ziemlich unmotiviert im Weg herum. Mit etwas Rutscherei auf dem Hosenboden gelangten wir aber einigermaßen kontrolliert zur Brücke, auch wenn wir mit Sicherheit Abzüge in der B-Note erhielten. Die Brücke selbst stellte nun keine große Herausforderung dar. Lediglich ein weiterer Teil der Brücke, den man an der gegenüberliegenden Felswand befestigte, sorgte ein wenig für Stirnrunzeln, da zwei oder drei Bohlen gebrochen waren.
#62

Das Bild zeigt den Fluss Fremri-Emstruá, der sich im Laufe der Jahre durch das weiche Vulkangestein fraß. Im Anschluss folgte der Trail dem Flussverlauf weiter abwärts, bis ein nächster, etwas herausfordernderer Anstieg vor uns lag. Aufgrund der exponierten Lage versprach dieser Anstieg aber einen wunderschönen Blick in den von Vulkanen und Gletschern geprägten Landstrich.
#63

Hier nun der Abstieg zur Brücke, den ich bei Bild #61 beschrieb. Unmittelbar rechts von den beiden Personen am oberen Bildrand befindet sich die Felsplatte mit den Ketten, die wir sehr unelegant herunter rutschten. Wie man sieht, sollte man sich gut festhalten, denn nach dem bisschen Moos kommt dann nur noch der Abhang zum Fluss.:) Die Gruppe, die hier hinter uns eintrifft, war übrigens auch der Grund, warum wir unsere Rast nach der Brücke nicht sonderlich lang ausfielen lassen, sondern uns sputeten nach Möglichkeit wieder etwas Distanz zwischen uns und der Gruppe zu bekommen. Die waren nämlich ziemlich gesprächig, ob man wollte oder nicht.
#64

Ein Blick zurück nach dem (vermeintlich) letztem heftigen Anstieg auf unserer Wanderung, auf den Landstrich namens Sandar und im Hintergrund die Gletscherfront des Entujökull. Am Ort der Aufnahme verweilten wir einen Moment und genossen die herrliche Aussicht auf die hinter uns liegende Landschaft und sogen noch einmal die Atmosphäre der Umgebung in uns auf.
Unterdessen holte uns die Gruppe ein, die auf Bild #63 nach uns die Brücke über die Fremri-Emstruá überquerte. Der Guide der Gruppe verteilte zunächst, nach erfolgreich gemeistertem Anstieg, Kekse, wobei wir beinahe auch welche abstaubten, bis ihm unsere Rucksäcke auffielen und er daraus schloss, dass wir gar nicht dazu gehörten. Dennoch kamen wir zumindest kurzzeitig in den Genuss einer kleinen Anekdote hinsichtlich der verschiedenen Vulkane, die uns umgaben und deren göttlichen Bezug. Wobei ich leider gestehen muss, dass ich mir diese Geschichte nicht merkte. Viel entscheidender war die Tatsache, dass wir auf den ersten, wenn auch recht verkrüppelten, Baum stießen. Diese Begebenheit klingt vielleicht weniger spektakulär als sie sich für uns nach sechs Tagen Hochland mit einer lediglich aus Flechten, Moosen und Gräser bestehenden Botanik anfühlte.
#65

Nach einigen Kilometern konnten wir schließlich in der Ferne Thorsmörk bzw. die angrenzenden Felswände und Gletscher erkennen, hier im Bild der Eyjafjallajökull, bzw. dessen erste Eisausläufer. Der unter dem Gletscher liegende Vulkan dürfte ein Begriff sein, trieb er doch 2010 bei seinem Ausbruch, der den weltweiten Flugverkehr massiv beeinträchtigte, gestandene Nachrichtensprecher ob des komplizierten Namens nahezu in den Wahnsinn.
Für uns Wanderer rückte der Zielpunkt nun in greifbare Reichweite, wenngleich die Distanz doch reichlich täuschte, zumal es, laut unserem eher zu Untertreibung neigendem Reiseführer, noch einen Fluss zu furten galt, der wohl „DAS Hindernis auf dem Laugavegur“ darstellen soll, die Þröngá.
Während der nachfolgenden Kilometer drosselten wir ein wenig unser Tempo, bis wir an späterer Stelle erneut auf die, nun vor uns liegende, Wandergruppe trafen, die auf einem kleineren Gipfel etwas abseits des Trails die Mittagsrast abhielt. Wir entschlossen uns, es jenen gleich zu tun, versuchten aber zumindest aus der Hörweite der Gruppe zu kommen, um so den wunderbaren Ausblick genießen zu können, was tatsächlich nach kurzen Anlaufschwierigkeiten auch erstaunlich gut klappte. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass der Guide seinen Schutzbefohlenen eine fünf-minütige Redepause verordnete.
#65,5

#66

Diese Aufnahme wirkt auf den ersten Blick sicherlich nicht sonderlich spektakulär, birgt jedoch zwei Anekdoten in sich.
Die erste betrifft eine Wandersandale, wie sie beim Furten von einem Großteil der Wanderer sehr geschätzt wird. Diese lag nämlich urplötzlich in dieser staubigen Umgebung direkt vor uns auf dem Trail. Vermutlich löste sie sich bei einem Wanderer vom Rucksack, so dass wir kurzerhand beschlossen, die Sandale aufzuheben um so, möglicherweise, einem Wanderer die Überquerung der letzten Furt zu erleichtern aber auch den Müll nicht in dieser wundervollen Landschaft einfach liegen zu lassen. Gleichzeitig fühlten wir uns aber auch ein wenig an den Film „Das Leben des Brian“ erinnert und vergaßen ein wenig bei allem Gelächter, auf den Weg zu achten. Hier kommen wir nun zur zweiten Anekdote, welche meinen Orientierungssinn betrifft.
Ich weiß, dass ich mich zu keiner Sekunde auf meinen Orientierungssinn verlassen kann, sondern mich stets an Karte, Kompass und GPS halten sollte. So auch hier. Während wir also noch herum blödelten, der „heiligen Sandale“ folgten und die Skifahrerindustrie selig preisten, kamen wir tatsächlich vom Weg ab. Da sich der Trail nun über eine alte Lavazunge erstreckte, die von reichlich Vulkanasche gesäumt wurde, erkannten wir keine Wegzeichen mehr und konnten uns auch nicht an den Spuren unserer Vorwanderer orientieren. Das dauerhaft mitgeschleppte GPS brachte uns schließlich Gewissheit und zeigte sehr deutlich, in welche Richtung wir uns wenden sollten, um den Trail wiederzufinden. Diese Richtung lag ziemlich genau 180° entgegen der Richtung, die ich ursprünglich einschlagen wollte.:ugly::lol: Ich nahm für mich mit, dass auch bei solch sehr gut besuchten Wegen, es dennoch absolut sinnvoll ist, geeignete Instrumente zur Orientierung mit sich zu führen. Denn natürlich trafen wir in jenem Moment auch keine anderen Wanderer mehr, die uns hätten helfen können. Dafür waren wir dann doch ein wenig zu weit ab vom Schuss und das Gelände war zu unübersichtlich, als dass wir andere Wanderer hätten sehen können.
#67

Nach unserem kleinen Verwirrspiel fanden wir letztlich aber den Weg wieder und liefen weiter über eine erkaltete Lavazunge in Richtung Thorsmörk. Dabei umgab uns nun immer grünere Vegetation, die bald auch schon über unsere Knöchel reichte.
Während wir also über die schier endlose Lavazunge wanderten, überholten uns immer wieder Mountainbikern, wobei diese uns nur selten zurück grüßten. Nach unseren Erfahrungen mit dem nörgelnden Mountainbiker im Restaurant am Alftavatn, sorgten auch die hier getroffenen Vertreter dieses Sports nicht unbedingt für Sympathiezuwächse unsererseits.
Im weiteren Verlauf des Trails trafen wir schließlich auch auf die deutlichen Hinweise des einsetzenden Herbstes. Das kräftige Rot war nach Tagen mit Grau, Schwarz und Grün ein wahrer Augenschmaus.
#68

Kurz vor einem weiteren Anstieg galt es noch den Fluss Ljósá zu überqueren, was allerdings mit Hilfe einer Brücke geschieht. Die Vegetation verändert sich nun in , vor allem von Birken, bewaldete Landstriche. Diese Brücke empfand ich übrigens auch als wesentlich herausfordernder, als die im Reiseführer angekündigte Brücke über den Fluss Fremri-Emstruá zuvor. Die Brücke, wie man sieht, war in diesem Falle sehr schmal und bestand auch nur aus diesen Bretter, während in etwa 15-20 Metern Tiefe die Ljósá dahin donnert.
Im Anschluss wartete ein letzter etwas heftigerer Anstieg auf uns, es galt den Hügelrücken Kápa zu erklimmen, ein Anstieg von etwa 80 Höhenmetern auf einer Distanz von 500m. Nach den zurückgelegten Kilometern in den vergangenen Tagen, ging dieser Anstieg noch mal ziemlich an die Substanz. Während des Anstiegs trafen wir auch wieder auf das Paar, welches am Alftavatn zeitgleich morgens mit uns aufbrach.
#68,5

#69

Als wir den Anstieg schließlich hinter uns hatten, ruhten wir uns eine ganze Weile auf dem Rücken aus und genossen die Sonne, die nun auf uns scheinte. Unterbrochen wurde diese Stille lediglich vom Rauschen der þrönga und vereinzelten Wanderern, die an uns vorbei zogen um sich den eisigen Gletscherfluten zu stellen, die sie von den Hütten Þórsmörk trennten. Wir genossen noch eine Weile den Ausblick auf das Flusstal, im Bild sieht man auch den Zusammenfluss von þrönga und Krossá. Dazwischen hörten wir nun auch immer stärker die Rufe der Volcano Huts, die eine heiße Dusche und ein leckeres Abendessen versprachen. Doch zunächst lag auch vor uns noch der eiskalte Strom, der in unserem Reiseführer, wie schon angemerkt, als „DAS Hindernis“ auf dem Laugavegur galt.
#70

Nach dem wir uns ausgiebigst die Sonne auf den Pelz schienen ließen, machten wir uns schließlich an den Abstieg zum Fluss. Dabei trafen wir erneut das Paar vom Alftavatn, die ebenfalls nach einer geeigneten Stelle zum Furten suchten. Wir hatten zwar beim Abstieg eine Reisegruppe beobachten können, die mit ihren Guides wohl eine ziemlich gute Stelle fanden, aber aus der Vogelperspektive ist sowas dann doch eher zu entdecken, als wenn man schließlich direkt im Flussbett steht. Nach einigem Suchen und Testen fanden wir schließlich eine breite Stelle, die allerdings den Nachteil hatte, dass man einige Läufe des Flusses nacheinander durchqueren musste. Dafür hielt sich die Strömung in Grenzen. Der erste Schritt ins Wasser war auch weitestgehend harmlos, der zweite Lauf hatte es dann allerdings deutlich mehr in sich. Strömung und Kälte machten das Waten schwer und das trübe Wasser erlaubten nur ein tastendes und sehr langsames Vorankommen, so dass man der Kälte auch nicht so schnell entkam. Schließlich gelangten wir aber ganz gut ans andere Ufer und in Sekundenschnelle wurden die Füße wieder durchblutet, so dass sie fast zu glühen anfingen. Während wir uns wieder unsere Schuhe an die Füße schnallten sahen wir einen weiteren Wanderer der etwas eiligeren Sorte, der wenig bis keine Sorgfalt beim Suchen einer Furt walten ließ. Dies ist jener mit dem orangenen Rucksack im Bild. Während wir mit Wasser auf Kniehöhe ziemlich gut bedient waren, tauchte er bis zur Hüfte ein, so dass er sowohl Unterbüx als auch Rucksack und Jacke ins Wasser tauchte. Ein eindrucksvoller Beweis, dass man sich wohl doch Zeit nehmen sollte.:) Schon auch etwas stolz auf die eigene Leistung, schließlich hatten wir DAS Hindernis des Laugavegur bezwungen, nahmen wir nun auch die letzten Kilometer unter die Sohlen, die nur noch wenige Höhenmeter bereit hielten und durch „Thors Wälder“ führen würden.
#71

Das Flussbett der þrönga an der Stelle, wo der Laugavegur auf den Strom trifft. Wie es hier im Frühjahr mit dem Einsetzen der Schneeschmelze aussieht, kann man anhand des Kiesbettes erahnen. Allerdings frage ich mich, wie man dann zu Fuß über den Fluss kommen soll…:eek: Die Schafe lungerten dort unten übrigens auch sehr gern herum und planschten fröhlich durch die Fluten, die uns den ein oder anderen Ruf ob der Kälte des Wassers entlockte. Schon irgendwie auch frustrierend…
#72

Die letzten Kilometer unmittelbar nach dem Fluss, sahen dann so aus. Ein Weg durch einen Birkenwald. Nach Tagen im kargen Hochland brach sich etwas Überforderung Bahn, da man reichlich plötzlich jeglicher Sicht beraubt wurde. Dennoch genossen wir es sehr, die letzten Kilometer durch eine weitere, völlig unerwartete Facette der isländischen Landschaft zu wandern.
#73

Auf einer kleinen Anhöhe ließ sich die Namensgebung schließlich auch sehr gut nachvollziehen, Þórsmörk heißt auf Deutsch ja so viel wie „Thors Wälder“. Wie man sieht, handelte es sich tatsächlich um einen ausgewachsenen Wald, auf den der isländische Witz nicht zutraf: „Was soll man machen, wenn man sich in einem isländischen Wald verläuft? Aufstehen.“.
Dazu muss ich nun gestehen, dass wir uns in der Tat verliefen. Standen noch kurz zuvor Schilder mit Richtungsangaben zu den drei unterschiedlichen Endpunkten des Laugavegur am Wegesrand, war nach etwa zwei Kilometern nichts mehr dergleichen vorzufinden. An einer Weggabelung trafen wir auf weitere Wanderer, die vor einem ähnlichen Problem standen. Mit den unterschiedlichsten Karten, GPS-Geräten und Handys versuchten wir nun gemeinschaftlich zu bestimmen, wo der gewünschte Weg für jeden einzelnen lag. Erkenntnis: Wenn acht Leute gleichzeitig versuchen, Karten und Geräte abzulesen und im Anschluss der Meinung sind, dass sie wissen, wo es lang geht, führt das zu ziemlichem Chaos…
#74

Wir entschieden uns tatsächlich für den richtigen Weg (unser Endpunkt hatte den Vorteil, dass man sich einen letzten Anstieg von etwa 50-70 Höhenmetern sparte) so dass wir an einer einsam im Wald stehenden Straßenlaterne vorbei wandernd unser Ziel erreichten, die Volcano Huts.
Das Gebäude zentral im Bild, fungiert als Rezeption, Gemeinschaftsraum, Bar, Restaurant und Wartesaal, mit anderen Worten, es gibt dort gekühlte Getränke, unter anderem Bier. Während wir also um die Ecke des Hauses bogen, trafen wir wieder auf das Paar, welches uns seit dem Alftavatn immer wieder begegnete. Da der Laugavegur im Prinzip drei mögliche Endpunkte hat, war es also gar nicht so sicher, dass wir die beiden wiedertreffen würden. Umso witziger natürlich, als sie uns mit einem Bierkrug zuprostend empfingen.
#75

Geschafft! Das wohl verdiente Endbier. Während wir also gemütlich bei Bier und guten Gesprächen draußen saßen, kamen weitere Wanderer an der Hütte an und taten es uns gleich, Rucksack in die Ecke, Geldbörse gezückt und flüssiges Gold an der Theke gekauft.
Im Anschluss bauten wir unser Zelt auf, gönnten uns eine heiße Dusche (diese war im Zeltplatzpreis inbegriffen :D) und beschlossen kurzerhand, dass wir wohl das angebotene Buffet als Abendessen in Anspruch nehmen würden. Der Preis spottete zwar jeder Beschreibung, aber zur Feier des Tages wollten wir keine Nudeln aus der Tüte mehr essen. Rückblickend war diese Entscheidung allerdings nicht sonderlich weise, das Buffet war recht übersichtlich, manche der Speisen bereits kalt und zwei drei Sachen nicht sonderlich genießbar. Das frisch gezapfte (!!!) Bier entschädigte für das Essen aber in jeglicher Hinsicht.
Tag 9
#76

Der Start in den Tag begann mit der Gewissheit, dass wir es nun geschafft hätten und nun auch keine anstrengenden Herausforderungen vor uns liegen würden, sondern wir uns nun auch Zeit beim Frühstück lassen konnten und alles,w as nun folgen würde, quasi die Kür des Urtlaubs sei. Die Pflicht erfüllten wir bereits mit der Ankunft in Þórsmörk. Dementsprechend ließen wir uns auch reichlich Zeit beim Frühstück, zumal im selben Moment auch noch die Sonne durch die Wolkendecke linste, sich aber nach einem kurzen Intermezzo wieder verabschiedete. Wir planten an diesem Tage einen weiteren Ruhetag und nahmen uns vor, die nähere Umgebung ein wenig zu erkunden. Dementsprechend folgten wir einigen ausgeschilderten Pfaden, die direkt von unserer Unterkunft in den Wald führten. Da aber pünktlich zu unserem Aufbruch sich zunächst feiner, dann weiter verstärkender Regen einsetzte, habe ich von den kleinen Runden kaum zeigenswerte Bilder. Erst als wir eine kleine Anhöhe erreichten, wobei mich die felsige Umgebung sehr stark an die sächsische Schweiz erinnerte, bot sich uns eine interessante Szenerie. Die drohenden schwarzen Wolken bekamen wir glücklicherweise nicht zu spüren, lediglich kleinere Ausläufer. Man kann im Bild sehr gut erkennen, welche Ausmaße das Flussbett der Þrönga zur Schneeschmelze annehmen kann und bekommt zumindest eine Idee, weshalb vor diesem Fluss auf dem Laugavegur gewarnt wird.
#77

Nach einer kleineren Wanderung von etwa zwei Stunden erklommen wir einen Bergrücken, von welchem wir das Flussbett der Krossa einsehen konnten und mit viel Phantasie auch eine Idee davon vermittelt bekamen, wie die Fortsetzung des Laugavegur in Richtung Skogar für uns ausgesehen hätte. Las wir die Felswand vor uns erblickten und wir uns bewusst machten, dass es dieses Hindernis von gut und gerne 800hm auf lediglich 6,5km zu überwinden galt, beschlossen wir endgültig, diesen Plan zu begraben. Zumal der Pass an jenem Tag bereits wegen schlechten Wetters geschlossen worden war.
Während wir auf dem Bergrücken noch ein wenig vor uns hin schlenderten, trafen wir erneut das Paar vom Alftavatn. Diese gaben uns den Tip, doch mal eben fix den Gipfel des Valahnukur zu erklimmen, die Aussicht von dort oben sei trotz des schlechten Wetters hervorragend. Als wir den markierten Wegverlauf erblickten, beschlossen wir direkt, es sein zu lassen…:lol:Während wir schließlich zu Mittag aßen, dachten wir über die Sinnhaftigkeit unserer Entscheidung nach, noch eine weitere Nacht in den Volcano Huts zu bleiben. Wir erwogen die Vor- und Nachteile und kamen schließlich zu dem Entschluss, schnellstmöglich unsere Sachen zu packen und einen der beiden Busse zu nutzen und ein wenig weiter die Insel zu erkunden. Nach Aussage des Angestellten am Thresen seien die Bustouren generell kein Problem und es sei auch völlig unnötig, diese im Voraus zu buchen. Also packten wir in Windeseile unsere Sachen zusammen (knapp 60 Minuten vom Entschluss unser Zelt abzubauen bis zum fertig gepackten Rucksack waren unsere absolute Bestleistung) und warteten freudig gespannt, was uns als nächstes erwarten würde auf den Bus. Als dieser in ungeahnter Geschwindigkeit auf den Platz schoß, der Pilot aus seiner Kanzel kletterte und uns nach unserer Reservierung fragte, erstarb augenblicklich jegliches Lächeln. Keine Reservierung, keine Mitfahrgelegenheit, da sich eine größere Gruppe bei ihm angemeldet habe, die Italiener/Spanier, die wir vom Alftavatn bereits kennengelernt hatten…:ugly: Schließlich bestätigte sich, dass für uns beide kein Platz mehr vorhanden sein würde, so dass wir, nach kurzer Unterbrechung zur Beruhigung, uns kurz berieten, ob wir das Zelt nun wieder aufbauen sollten. Ein Blick auf die Wettervorhersage informierte darüber, dass im Laufe der anstehenden Nacht mit „heavy rain“ zu rechnen sei. Da wir uns aber in jenem Moment zumindest darüber freuten, dass das Zelt ein erstes Mal trocken verpackt werden konnte, beschlossen wir, eine der Hütten für eine letzte Übernachtung zu mieten. Auch in dem Wissen, dass uns der §*$%*&%$§ am Thresen ziemlichen Blödsinn erzählte und wir nun eine Extraportion Geld in deren Rachen schmissen. Letztlich beruhigten sich aber unsere Gemüter bei dem ein oder anderen „Frustpils“ und wir bezogen unsere Hütte, mit sechs weiteren Schlafgelegenheiten auf engstem Raum, für umgerechnet etwa 80€ pro Person.:ugly: Und diesen Aufwand betrieben wir, nur um am nächsten Morgen von Vogelgezwitscher, strahlendem Sonnenschein und einzelnen Schäfchenwolken geweckt zu werden.
Tag 10
#78

Unser Frühstück nahmen wir in herrlichstem Sonnenschein ein und wunderten uns immer wieder ob des „heavy rains“ der da auf unser niederprasselte. Den Abend zuvor verbrachten wir mit dem Bestellen und Bezahlen der Tickets für den Bus von Þórsmörk zum nahezu unbekannten Seljalandsfoss, so dass wir am Morgen generell nichts mehr zu tun hatten. Also beschlossen wir, uns die Zeit ein wenig damit zu vertreiben, dem ausgetrockneten Flussbett der Þrönga zu folgen, die Sonne zu genießen und uns den frischen Wind um die Nase pusten zu lassen. An jenem großen Findling in der Bildmitte, legten wir eine längere Musikpause ein. Soll heißen, wir setzten uns unabhängig voneinander nahezu zeitgleich Kopfhöhrer auf, saßen in der Sonne und ich besah mir zu Solstafir, die uns umgebende Landschaft. Einer der wahrhaft schönsten und erhabensten Momente der ganzen Reise. Das Ungemach des Vortages war bereits meilenweit verflogen.
#79

Die Kamera bei Bild 78 um 90° nach links geschwenkt. Wie man unschwer erkennen kann, herrschte auch weiterhin ziemlich miserables Wetter auf besagtem Pass nach Skogar, so dass er gesperrt blieb. Zwischenzeitlich dachten wir an einen unserer Mitwanderer der ersten Etappe, der sich einen recht sportlichen Zeitplan zurecht legte und bis nach Skogar kommen wollte/musste. Mit dem Wetter ist aber zu dieser Jahreszeit nicht mehr zu spaßen. Ein anderes Paar, welches wir am Alftavatn trafen, berichtete von einem krassen Temperatursturz, der sie ereilte. Das Quecksilber fiel auf dem Pass wohl innerhalb einer Stunde von angenehmen 12°C auf knapp unter Null. Aber irgendwie reizt mich die Etappe dennoch… ich vermute mal, ich bin mit dem Wandern auf Island noch nicht ganz fertig. Es sei denn, es werden die Ziele unnachgiebig umgesetzt und in absehbarer Zeit bevölkern 4 Mio Touristen jährlich die Insel.
#80

Da wir am letzten Tag im isländischen Hochland auf gepackten Rucksäcken saßen und nur noch darauf warteten, dass uns am späten Nachmittag der Bus näher an die Zivilisation bringen würde, beschlossen wir, uns den berühmt-berüchtigten Fluss Krossa mal etwas aus der Nähe anzusehen. Die Wanderung bis dorthin war, wie schon beschrieben, sehr angenehm und wir hatten auch bestes Wetter. Als wir schließlich auf den Fluss trafen, sah dieser gar nicht so respekteinflößend aus. Als wir der guten alten Tradition des Steine-ins-Wasser-schmeißen folgten, wurden wir allerdings sehr eindrucksvoll eines besseren belehrt. Die aufspritzende Gischt gab sehr deutlich zu erkennen, mit welcher Geschwindigkeit das Schmelzwasser durchs Flussbett rast. Zu Fuß bestand schlicht keine Aussicht auf Erfolg, den Fluss queren zu wollen. Während wir noch ein paar Minütchen das großartige Wetter genossen, kam gelegentlich der ein oder andere Geländewagen vorgefahren, wobei schließlich jeder einzelne aber wieder abdrehte und die Reiseplanung wohl dahingehend veränderte, so dass keine Querung notwendig wurde.
(Warum ich so lang und breit über den Fluss und die Gefahren erzähle, wird in den nächsten Beiträgen deutlich…
#81

Als wir uns gemächlich auf den Rückweg machten, wir hatten noch etwa fünf oder sechs Kilometer vor uns, legte sich das Wetter noch mal so richtig ins Zeug und schenkte uns zum Abschluss unseres Aufenthaltes im Hochland einen farbenprächtigen Abschiedsgruß. Dabei durften wir auch gleich noch die Lektion mitnehmen, dass sich dort oben das Wetter wirklich in Minutenschnelle verändern kann, so dass vielleicht eben noch die Sonne scheint und keine zehn Minuten ein ausgewachsener Platzregen darnieder platscht. Während wir also anfingen, eins und eins zusammen zu zählen (dunkle Wolken, Regenbogen, Wind und Windrichtung), näherte sich die Wolkenfront, die sich uns zunächst mit diesem schönen Bruchstück eines Regenbogens zeigte, mit interessanter Geschwindigkeit. Grundsätzlich kein Problem, wäre ja auch nicht der erste Regenguss, der uns in Island ereilen würde, dumm nur, wenn man erst in diesem Moment realisiert, dass Regenhose und Regenschutz für die Kamera warm und trocken in der Hütte liegen. Ein Fehler, den ich heute wohl kein zweites Mal mehr begehen würde.
#82

Gespannt beobachteten wir, beim etwas hektischer werdenden Laufen, wie die Regenfront mit erstaunlicher Geschwindigkeit das Flussbett hochzurasen schien. Aber irgendetwas schien die Wolken noch aus „unserem“ Tal fern zu halten, möglicherweise hängt das mit den Gletschern zusammen, die uns umgaben. So sputeten wir uns und machten dabei die Erfahrung, dass eine schnurgerade Straße mit einem fest anvisierten Zielpunkt mitunter im Sinne der Distanz massiv trügt. Während wir also schon eine gute halbe Stunde in einem ordentlichen Marschtempo auf der Schotterpiste entlang liefen, schien sich unser Ziel kaum zu nähern. Also schalteten wir einen weiteren Gang hoch, so dass wir schließlich mit den ersten herabprasselnden Regentropfen die Hütte erreichten. Es dauerte keine fünf Minuten und der Himmel schien kurzzeitig sämtliche Schleusen zu öffnen, wobei bereits nach etwa zwanzig Minuten der ganze Spuk auch schon wieder vorbei war. Wir hatten also richtig Glück gehabt.
Im Anschluss saßen wir schließlich noch unsere Zeit ab, nach dem kurzen Sprint zum Schluss taten uns schon recht ordentlich die Beine weh, bis schließlich der Bus vorfuhr, welcher uns bis zum nahezu unbekannten Seljalandsfoss bringen sollte. Dort wollten wir erneut unser Zelt aufschlagen und die Natur noch etwas auf uns wirken lassen. Der Busfahrer, ein eher südländischer Typ, was uns ein wenig stutzen ließ, warnte uns direkt im Bus vor, dass es beim Queren der Krossa möglicherweise etwas ruppiger zu gehen könnte. Am Flussbett angekommen, gab er seinem Bus die Sporen und rumpelte mit uns zunächst durch einen etwas breiteren Arm des Flusses, was auch kaum nach Herausforderung aussah. Kurz vor dem anderen Ufer allerdings, sackte der Bus urplötzlich bedenklich nach links weg, begleitet von einem überraschten „Hupps!“ des Fahrers, schwankte dann noch bedenklicher nach rechts, woraufhin unser Fahrer Gas gab und bevor der Bus kippen konnte wieder festen Boden unter den Reifen hatte. Puls und Adrenalinspiegel schossen bei allen durch die Decke, ein Insasse wurde sogar von einem umher fliegenden Wischmopp attackiert, aber als der Fahrer danach kurz stoppte um selbst durchzuschnaufen, brandete Applaus auf.:) Was für ein Ritt. Der Rest der Fahrt verlief unspektakulär, es standen zwar noch weitere Furten an, aber diese waren kein Vergleich zum reißenden Gletscherstrom.
#83

Nach einer etwas längeren Fahrt wandelte sich die Schotterpiste schließlich zu einer asphaltierten Straße und die ersten dauerhaft bewohnten Gehöfte kamen in Sicht. Kurz vor unserer Haltestelle tauchten dann auch immer häufiger wenig bis gar nicht geländegängige Fahrzeuge auf, was gleichbedeutend mit dem Ende unserer Zeit im isländischen Hochland war. Als unser Busfahrer schließlich in Richtung Haltestelle Seljalandsfoss abbog, traf uns schlicht der Schlag. Ein riesiger asphaltierter Parkplatz, inklusive Imbissbude und Souvenirstand, dazu Heerscharen an Touristen, welche in Busladungen aus Reykjavik herangekarrt wurden und ein uns völlig überforderndes Gewusel, Gerenne und Geschrei. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir den Wasserfall selbst überhaupt entdeckten, so stark plätteten uns die ganzen Menschen. Mit unseren Rucksäcken und dem Gestank, der an uns haftete, wirkten wir wohl auch ein wenig fehl am Platz.:ugly::lol: Nach kurzem Spaziergang zum Zeltplatz, glücklicherweise waren wir dort noch für uns, empfing uns eine junge Frau, die eine recht gelangweilte Ausstrahlung mit sich herum trug. Glücklicherweise war der Campingplatz noch weitestgehend frei, so dass wir uns ein schönes Plätzchen suchten, um unser Zelt aufzustellen und im Anschluss dem Wasserfall einen ersten Besuch abzustatten. Warum genau wir diesen ersten Besuch nicht gleich in kompletter Regenmontur begingen, erschließt sich mir jetzt nicht mehr. Es dauerte keine 5 Minuten und das Wasser durchnässte uns einmal komplett von oben bis unten. Dennoch waren wir schon ziemlich begeistert von diesem Naturschauspiel, so dass wir beschlossen, pünktlich zum Sonnenuntergang in kompletter Regenmontur erneut zum Wasserfall zu schlendern.
#84

m Anschluss bereiteten wir uns unser Abendbrot, wir hatten ja noch etwas Trekkingfutter über und ich freute mich tatsächlich auf ein Gericht „Hähnchencurry in Rahmsoße“. Selten habe ich mich so geirrt. Wir hatten ja nun schon so einiges an Mahlzeiten und Gerichten durch, aber dieser Fraß schlug dem Faß schlicht den Boden aus. Jeder Bissen war eine Qual, so dass ich schließlich die Hälfte davon entsorgen musste, ich bekams einfach nicht mehr runter.:grumble: Stattdessen gabs dann ein Mars für umgerechnet 5€ zum Abendbrot.:lol: Bereits jetzt zeichnete sich ab, dass die Idylle, die auf dem Zeltplatz am späten Nachmittag herrschte, nicht von Dauer sein würde. Nach und nach trafen diverse Camper mit Autos jeglicher Größe dort ein, so dass der kleine Raum bald völlig überfüllt mit Menschen war und sich bereits Schlangen an den Abwaschbecken bildeten. Während wir also flugs unsere beiden Löffel und Tassen abwuschen, traf ein junges Paar ein, dass den Abwasch direkt mit einem riesigen Wäschekorb (!) zum Becken schleppte. Unsere Gesichter im Anblick dieses Übermaßes an Zivilisation, müssen großartig gewesen sein.
Wir begaben uns hernach erneut zum Wasserfall, in der Hoffnung, dass sich der Besucheransturm vielleicht gelegt haben könnte. Klassischer Fall von „Denkste“. Zwar waren jetzt nicht mehr so viele Massen an Menschen unterwegs, dafür glich der Weg hinter den Wasserfall einem Hindernisparcour. Wohin man auch trat oder sich drehte, irgendein Stativ stand immer im Weg, oder, besser noch, ein knurrender Fotograf. An jenem Abend, der es übrigens wirklich in sich hatte, trafen auch wir auf einen dieser fürchterlichen Workshops, bei denen der Leiter die Einstellung der Kamera für jeden Teilnehmer übernimmt, den Ausschnitt des Bildes wählt, so dass der Teilnehmer immerhin noch die schwierige Aufgabe erfüllen musste, den Auslöser zu drücken. Etwa 10-15 Minuten taten wir uns dieses Schauspiel an, wobei unter anderem auch dieses Bild entstand, bis wir uns vor den Wasserfall zurückzogen. Dort ging es dann auch wesentlich entspannter zu.
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Nach dem wir uns wieder vor den Wasserfall begaben, senkte sich die Sonne weiter dem Horizont entgegen und bescherte uns ein Farbenspiel, dass ich in einer solchen Intensität nur sehr sehr selten beobachtete. Die ganze Umgebung begann in den spannendsten rot und gelb Tönen zu leuchten. Rückblickend wäre das mit Sicherheit die Gelegenheit für DAS Foto vom Seljalandsfoss gewesen, die Erinnerung an diesen wunderbaren Abend macht das fehlende Foto aber mehr als wett.
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So sah der Himmel zum Sonnenuntergang aus. Einfach traumhaft.
Im Anschluss begaben wir uns zurück zum Zelt und beschlossen auf den großartigen Sonnenuntergang noch ein gemütliches Pils im Aufenthaltsraum des Campingplatzes zu trinken, der größte Ansturm der Abwaschwütigen sollte sich ja mittlerweile gelegt haben. In der Tat verlagerte sich das Geschehen nun in den hauseigenen Kiosk, an dem wir auch unsere Getränke erwarben. Während wir im Anschluss wieder im Aufenthaltsraum saßen, die erste Bildersichtung vornahmen, betrat eine deutsche Familie die Örtlichkeit. Vier Personen hoch, zwei Eltern und zwei Kinder. Der Filius, wir schätzten ihn auf etwa 8 oder 9 Jahre, stürzte sich mit Wonne auf die kleine Katze, die zum Campingplatz bzw. der Platzwärtin gehörte. Die Spielerei des Jungen mit der Katze war dabei noch am wenigsten nervig, ganz anders verhielt es sich mit dem Rest seiner Familie. Alle drei, Mutter, Vater und ältere Schwester ermahnten den kleinen „Leander!!!“ fortwährend, er solle es mit dem Spielen doch nicht übertreiben, die Mietz nicht auf den Tisch klettern lassen, die Tür nicht öffnen, leise sein, die Katze in Ruhe lassen, sein Essen aufessen davon aber nichts der Katze geben. Das alles in einer Lautstärke, dass vermutlich der gesamte Platz Bescheid wusste, dass „Leander!!!“ die Tür nicht aufmachen soll, da die Katze sonst wegläuft…:ugly: Die Krone dieser Merkwürdigkeit kam aber just in jenem Moment, als die Familie sich andächtig um ein Tablet versammelte, um die Familienserie zu schauen, wovon sich „Leander!!!“ allerdings abgrenzte, was ihm die nächste Rüge einbrachte. Während also draußen das Farbspektakel in der Natur noch weiter ging, saß jene unbekannte Familie vor dem Tablet, guckte eine schmalzige Serie und unterbrach dieses gemeinschaftliche Schauen immer mal wieder, um „Leander!!!“ zur Räson zu rufen. Dementsprechend beendeten wir fassungslos unseren Schlummertrunk und zogen es vor, uns in unsere Schlafsäcke zu verkriechen.
Tag 11
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Der Morgen des 11. Tages begann bei uns sehr entspannt, da wir am Abend zuvor beschlossen, noch einen Tag am Wasserfall zu bleiben und die Gegend ein wenig zu erkunden. Dementsprechend betrachteten wir während unseres ausgiebigen Frühstücks das geschäftige Treiben um uns herum, bis schließlich auch der letzte Camper abgefahren war und wir plötzlich gänzlich für uns auf dem Platz waren.
Wir liefen zunächst erneut zum Wasserfall und planten eigentlich, von dort aus Richtung Süden zu laufen, in der Hoffnung dort noch andere interessante landschaftliche Gegebenheiten zu entdecken. Leider stellten wir fest, dass es keinerlei Wege Richtung Süden gab, lediglich an der Ringstraße entlang, was sich aber a, sehr mühselig gestaltete und b, unvermittelt an einer Brücke endete, übder die wir nicht drüber kamen. Es gab keinen Seitenstreifen oder ähnliches, so dass man als Fußgänger direkt auf der Fahrbahn hätte laufen müssen. In Anbetracht des Verkehrs entschieden wir uns letztlich dagegen. So trotteten wir unverrichteter Dinge wieder von dannen und legten bei der Imbisshütte am Wasserfall eine kleine Kaffeepause ein, wobei dieser unerwartet lecker war. Wähgrenddessen trafen auch die ersten Tagestouristen ein, bis innerhalb einer halben Stunde ein ausgewachsener Busstau entstand, der bis auf 500-600 Meter an die Kreuzung zur Ringstraße heran reichte… Dementsprechend wurde es auch schlagartig wieder voll, so dass wir uns zum Mittagessen zu unserem Zelt begaben. Dabei fiel mir dann das oben gezeigte Motiv auf, was einen völlig gegensätzlichen Eindruck zu dem vermittelt, was dort eigentlich los war.
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Nach unserem Mittagessen in der prallen Sonne auf dem Campingplatz genossen wir zunächst noch ein wenig die mittägliche Ruhe, die nur kurzzeitig von zwei jungen Damen unterbrochen wurde. Diese fragten uns, während wir vor unserem Zelt saßen und ein wenig unsere Rucksäcke sortierten, ob dies denn der Campingplatz sei. Nach dem wir uns zunächst fragend anblickten, antworteten wir wahrheitsgemäß, das sie dies völlig richtig beobachtet hätten.
Im Anschluss brach ich allein in die entgegengesetzte Richtung unseres Ausfluges vom Vormittag auf, da ich auf der Busfahrt eine interessante alte Brücke über das Flussbett der Krossa entdeckt hatte, die ich gern noch etwas genauer in Augenschein nehmen wollte. Dabei lief ich gute 10km durch die isländische Natur und freute mich einfach darüber, wie schön die Landschaft bei Sonnenschein einfach wirkt.
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Leider wirkte die Brücke aus dem Bus heraus fotogener, als sie es dann tatsächlich war. Ich vermute mal, dass die Brücke aufgrund des schlechten Zustandes gesperrt wurde und vielleicht auch, weil sie nicht mehr gänzlich über das sich enorm verbreiternde Flussbett erstreckte. Einen anderen kleinen Grund zur Freude gab es aber auch noch: Mit dem Erreichen der Brücke hatte ich die 100km zu Fuß endlich geknackt.:) Diesen Moment feierte ich still mit einem extra Schokoriegel.
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Als ich dann zum späteren Nachmittag wieder zurückkehrte, traf ich auf meinen Kumpel und Mitreisenden, der wohl still die ganze Zeit über das geschäftige Treiben an den Wasserfällen beobachtete und sich dem genüsslichen NIchtstun hingab. Wir beschlossen einen erneuten Anlauf für abendliche Wasserfallsonnenuntergangsbilder zu unternehmen und zogen das Abendbrot ein wenig vor. Gleichzeitig sollte dieser Abend auch der letzte in der isländischen Natur für uns sein, da am nächsten Tag die Rückfahrt nach Reykjavik anstand.
Und dieser letzte Abend hatte es auch noch mal so richtig in sich. Zwar war der Abendhimmel im Vergleich zum Vortag nicht mehr ganz so spektakulär, dennoch war die Stimmung einfach unbeschreiblich. Hin zu kam, dass sich an jenem Abend auch keine Fototouren zum Wasserfall begaben, wir also weitestgehend ungestört das Naturschauspiel am Himmel durch eine Wand aus Wasser und Gischt betrachten durften. Dabei entstand auch obige Aufnahme, die mittlerweile zu einer meiner Lieblingsaufnahmen zählt. Da das Rauschen des Wasserfalls auch eine enorme Menge an Nebengeräuschen schluckte, stellte sich erneut sehr schnell das Gefühl ein, weitestgehend allein dieser Szenerie beiwohnen zu dürfen. Dies verlieh der Situation eine Erhabenheit, die mir auch jetzt noch gelegentlich eine Gänsehaut beschert.
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Noch eine weitere Aufnahme des Sonnenuntergangs durch den Wasserfall hindurch. Damit beendeten wir dann auch so ziemlich unseren Aufenthalt am Wasserfall und begaben uns zurück in den kleinen Aufenhtaltsraum unseres Campingplatzes, in dem „LEANDER!!!“ weiterhin mit der Katze tobte, während der Rest seiner Familie wiederum um das Tablet versammelt saß und sich die Serie ansah. Kurz bevor der kleine Kiosk mit der bereits beschriebenen Campingplatzwirtin gegen 21 Uhr schloss, wurde es noch mal voll vor dem Thresen, zumal auch noch einige Nachzügler mit ihrem Camper eintrafen. So auch ein deutsches Paar, welches pdflichtgemäß seinen Obolus zum Übernachten entrichten wollte., Als Nachweis, dass man bezahlte, erhielt man einen kleinen orangenen Zettel, auf dem mit Edding das Datum der Übernachtung aufgeschrieben wurde (für eine Übernachtung vom 6. September auf den 7. September, sah dass dann so aus: 6-7). Die Dame bekam nun ihren organenen Zettel in die Hand gedrückt und wunderte sich doch sehr über die beiden Zahlen „6-7“. Sie erfragte bei der, bisher recht mürrisch und nicht allzu humorvoll wirkenden Wirtin, die Bedeutung der Zahlen. Diese teilte ihr mit, völlig trocken und ohne auch nur im Geringsten die Miene zu verziehen, dass dies die Uhrzeit sei, wann sie abreisen müsste. Kurze Pause, dann brach der Saal in Gelächter aus. So viel Witz hatten wir ihr gar nicht zugetraut.
Während wir im Anschluss an unser Betthupferlbier den Weg in unser Zelt suchten, trafen wir dabei sogar noch auf ein uns bekanntes Pärchen, eine Kanadierin mit ihrem Freund, welche wir in Alftavatn beim Frühstück kennenlernten. So unterhielten wir uns noch kurz ein wenig, beide hatten eigentlich den Plan bis nach Skogar zu laufen, was aber aufgrund des Wetters nicht mehr klappte, wünschten uns jeweils eine gute Weiterreise und verschwanden für eine letzte Nacht im Zelt.
Tag 12-14
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Im Prinzip möchte ich mit zwei Polarlichtbildern meine Erzählung dann auch beenden. Zwar erlebten wir noch eine Vielzahl von interessanten Anekdoten in Reykjavik, unter anderem besuchten wir das Punkmuseum (absolute Empfehlung!!!), ein Fußballspiel der ersten isländischen Fußballliga, wohnten einem Flirtdrama in unserem Hostel bei (einer der Kellner antwortete auf unsere Blicke mit den Worten: „They talk too much.“) und hatten dann eben auch das große Glück, noch ein paar Polarlichter zu sehen, trotz der recht hell erleuchteten Stadt.
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Mit diesem Bild möchte ich mich nun bei allen Lesern, Kommentatoren und Kritikern bedanken. Es war mir eine Freude, euch mit auf die Reise nehmen zu dürfen. Vielen Dank dafür.