Grönlandreise – 18 Tage Segeln zwischen Eis und spektakulärer Natur
Der Wind pfeift, große Wellen krachen gegen den Schiffsbug. Die Rembrandt van Rijn schaukelt heftig im Seegang vor der Diskobucht im Nordwesten Grönlands. Während die Hälfte der Passagiere unter Deck in den Kojen liegt, kann ich mein Glück kaum fassen. Ich stehe achtern und lasse meinen Blick über die Szenerie schweifen: Vereinzelt schwimmen Eisberge in der Größe eines Einfamilienhauses im Meer. Fern am Horizont erkenne ich eine rauhe Küstenlandschaft. Nach zwei Jahren eisernen Sparens bin ich auf meiner ersten Grönlandreise.
Eine Grönlandreise verspricht großartige Abenteuer, spektakuläre Natur und jede Menge Eis. Lehne dich zurück und lass dich von mir mit auf die Reise nehmen, die mein Leben weitreichend veränderte. 🙂 Du bist unschlüssig, ob nach Grönland zu reisen etwas für dich sein könnte? Dann folge dem Link. Ich habe mal aufgeschrieben, was dich von einer Grönlandreise abhaltne könnte.:)
Inhalt
Die Idee zu einer Grönlandreise
Lange hatte ich den arktischen Norden gar nicht auf meiner Reiseliste. Ich war zwar 2000 mit meinen Eltern in Nordschweden und 2007 in Norwegen und Schweden. Wirklich Feuer gefangen hatte ich seinerzeit aber nicht. Bis ich 2013 in einem Fotografie-Forum auf einen Menschen stieß, der Bilder seines Kurztripps nach Grönland präsentierte. Die Eisberge hatten es mir sofort angetan. Mir war klar: Da will ich hin.
Meine Anforderungen waren recht übersichtlich:
- möglichst lange, denn wenn ich schon mal da bin, will ich die Zeit auch nutzen
- möglichst ein kleines Schiff
- die Grönlandreise soll möglichst weit in den Norden führen
Ich wühlte mich durch das Internet. Bei Oceanwide Expeditions fand ich eine 18tägige Expeditionskreuzfahrt mit dem Drei-Mast-Schoner Rembrandt van Rijn. Der Preis ließ mich zwar erstmal ratlos zurück. Doch nach ein zwei Nächten grübeln, wollte ich es mit eisernem Sparen versuchen. Denn der Rest der Grönlandreise klang absolut spektakulär:
- 18 Tage Reisedauer
- plus 2 Tage für Hin- und Rückflug
- Segel(!!!)schiff mit max 36 Passagieren
- Ziel der Reise: Qaanaaq (Thule) im äußersten Norden Grönlands, 1.100km vom Startpunkt Aasiaat entfernt
Die folgenden knapp zwei Jahre fuhr ich meine Ausgaben drastisch zurück. Und je dicker mein Sparschwein wurde, desto sicher war ich, die Summe zusammen zu bekommen. Als kurz vor dem Jahreswechsel ein Sonderangebot für die Reise in mein Mailfach flatterte, machte ich Nägel mit Köpfen. Ab diesem Zeitpunkt hieß es abwarten und die Vorfreude in den Griff bekommen.
Zweifel
Das nicht alles eitel Sonnenschein ist bei solch einer Reise, will ich nicht verheimlichen. Immer wieder hatte ich Momente, in denen ich zweifelte. Ich wusste nicht, wie seefest ich bin. Tagelang seekrank in der Koje liegen und dafür so viel Geld bezahlen? Da ich die Grönlandreise ohne Bekannte unternahm, sorgte ich mich um das Miteinander. Was wäre, wenn ich keinen Anschluss finde? Die Reise schlug mit über 8.000€ ins Kontor. Ist es nicht völlig absurd, so viel Geld auszugeben für etwas, das ich nicht kenne? Es kam sogar vor, dass ich die Reise am liebsten absagen wollte. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mir die Reise meines Lebens bevorstand. Zum Glück siegten meine Abenteuerlust und mein Bauchgefühl. Willst du wissen, was du bei einem Grönlandurlaub unbedingt dabei haben solltest? Dann klicke auf den Link.:)
Abfahrt aus Kiel
Am Tag der Abreise klettert das Thermometer in Kiel auf knapp 30°C. Ein guter Freund bringt mich glücklicherweise mit dem Auto zum Bahnhof. Sonst wären meine Klamotten schon nach den ersten 100 Metern völlig durchgeschwitzt. Pünktlich (!) verlasse ich den Kieler Hauptbahnhof und bin auf dem Weg in Richtung Kopenhagen. Dort steht im Hilton-Airport-Hotel die erste Übernachtung an. Und gleichzeitig die letzte in einem richtigen Bett. Einen Tag später lande ich in Grönland und werde bereits das Abendessen auf der Rembrandt genießen können.
Im Hotel angekommen ernte ich ungläubige Blicke am Empfang. Die acht Stunden Bahnfahrt bei Temperaturen um die 28°C haben ihre (Geruchs-)Spuren hinterlassen. Nach dem ich meine Reservierung vorlege, werde ich professionell höflich bedient. So richtig wohl fühlt sich der gute Mann nicht. Mein eher negativer Eindruck dieser ersten Begegnung würde sich auf dem Rückweg noch bestätigen… .
Grönland!
Nach einem unspektakulären Flug über den Nordatlantik landen wir pünktlich in Kangerlussuaq. Vom grönländischen Inlandseis sehe ich während des Fluges leider nichts: Das Wetter ist schlecht und ich sitze in der Mitte des Fliegers.
Den Aufenthalt am Flughafen Kangerlussuaq nutze ich, um mich wiederholt zu kneifen. Es wirkt völlig irreal. Die Ortschaft selbst besteht fast nur aus dem Flughafen. Jedenfalls nehme ich das zum gegenwärtigen Zeitpunkt an. Auf dem Rückweg und bei meiner Tour auf dem Arctic Circle Trail werde ich noch eines Besseren belehrt.
Nach drei Stunden Warten hebt ein wesentlich kleineres Flugzeug Richtung Aasiaat ab, dem Startpunkt meiner Grönlandreise. Kaum aus dem Flugzeug gestolpert, stelle ich fest, dass der gesamte Flieger für die Passagiere der Segeltour gechartert wurde. Denn in der kleinen Abflughalle stehen alle etwas unschlüssig in der Weltgeschichte herum. Bis der Expeditionsleiter auftaucht und uns über das weitere Prozedere informiert.
Da die Crew das Schiff noch für uns Passagiere vorbereitet, werden wir in Gruppen nach Aasiaat gefahren. Dort können wir im Seemannsheim (einfaches Hotel mit Cafeteria) einkehren oder auf eigene Faust die Stadt erkunden.
Das Wetter ist schlecht und Aasiaat hat nicht viel für Sightseeing zu bieten. So dehnen sich die Stunden bis wir an Bord dürfen. Die Ruhe und die aufkommende Langeweile nehmen mich schon jetzt völlig gefangen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wirklich in Grönland bin. Die ersten Kontakte zu meinen Mitreisenden verlaufen sehr entspannt. Geldsorgen und Selbstzweifel sind irgendwo auf dem Flug von Kopenhagen nach Kangerlussuaq abgedriftet.
Abfahrt
Gegen 16 Uhr ist es soweit: Wir gehen an Bord! Mein Kabinennachbar wirkt sympathisch. Anfang 60 mit viel Polarerfahrung. Schon jetzt quatschen wir uns fest, bis die Bordsprechanlage für die Sicherheitsschulung an Deck bittet. Wir haben in unserem Gespräch noch nicht mal angefangen unsere Sachen auszupacken. 🙂
In Rettungswesten verpackt, stehen wir Passagiere an Deck und sehen alle unfassbar dämlich aus. Das lockert die Stimmung. Im Anschluss löst die Crew die Leinen und wir schippern aus dem Hafen, Kurs: Nord!
Der erste Abend an Bord nimmt mir auch die letzten Zweifel über den Sinn der Reise. Bei dem ein oder anderen Bier lerne ich meine Mitreisenden besser kennen und erlebe einen wundervollen Ausklang des ersten Tages meines Grönlandurlaubs.
Bereits der erste kleinere Törn hat es in sich. Der Wind pfeift aus Norden. An Segeln ist nicht zu denken. Mit voller Kraft kämpft die Rembrandt gegen den Sturm an, ohne nennenswert vorwärts zu kommen. Bis zur Diskoinsel schaffen wir es über Nacht.
Erster Landgang
Direkt nach dem Frühstück steht der erste Landgang an. Mit den Zodiacs (großen Schlauchbooten) landen wir in einer kleinen Bucht. Und ich bekomme einen ersten Eindruck, weshalb Grönland „grünes Land“ heißt. Das Wetter ist zwar immer noch schlecht, aber die Aussicht dafür phantastisch.
Planänderung
Kurz bricht die Sonne durch die Wolkendecke. Am wütenden Sturm ändert das aber nichts. So beschließt die Crew den Plan zu ändern. Die Reise soll nun in die Diskobucht hinein und an der Ostküste der Diskoinsel entlang führen. Diese Änderungen führen dazu, dass zwei Zwischenstopps anliegen. Einer in der größten Stadt der Diskoinsel, Qeqertarsuaq, und einer in der „Stadt der Eisberge“, Ilulissat.
Nicht mehr gegen den Wind kämpfend, schaukelt die Rembrandt beruhigend durch die Wellen. Die Zahl der Seekranken nimmt merklich ab und der zweite Abend an der Bar entwickelt sich noch besser als der erste. Es entstehen erste Freundschaften.
Qeqertarsuaq
In Qeqertarsuaq laufen wir über staubige Straßen zu einem Wasserfall. Einen kurzen Halt an einem der am besten gelegenen Fußballplätze der Welt nutze ich, um mit Mitreisenden ein wenig zu bolzen.
Wieder an Bord zurückgekehrt, steht am Nachmittag eine Ausfahrt mit den Zodiacs auf dem Programm. Da aus dem grauen Himmel erneut Regen fällt, lasse ich die Kamera auf dem Schiff. Als gerade die zweite Gruppe zur Fahrt startet, tauchen dicht am Schiff Finnwale auf. Völlig gebannt starre ich auf die riesigen Tiere im Wasser. Erst Minuten später fällt mir auf, dass meine Kamera noch in der Kabine liegt.
Die Wale zeigen sich neugierig und lassen uns genug Zeit zum Fotografieren. So komme ich noch rechtzeitig um ein paar Bilder zu schießen. Die zweite Gruppe kehrt nach einer wilden Fahrt glücklich zurück auf die Rembrandt. Und dann setzt die Crew Segel Richtung Ilulissat, das Ziel für den nächsten Tag unserer Grönlandreise.
Ilulissat
Über Nacht erreichen wir den Hafen in Ilulissat. Die Hafeneinfahrt ist für die Rembrandt aber zu eng, weswegen wir etwas außerhalb vor Anker gehen. Den Vormittag nutze ich, um mich in der Stadt ein wenig umzusehen. Mit über 4.600 Menschen ist Ilulissat die drittgrößte Stadt Grönlands.
Der Weg führt mich vom Hafen durch den Ort zum Schlittenhundefeld. Von dort ist es nur noch ein kleiner Spaziergang zu DER Sehenswürdigkeit in Ilulissat: dem weltberühmten Eisfjord. Ein spektakulärer Anblick!
Nach dem Ausflug zum Eisfjord am Vormittag, macht die Crew die Zodiacs klar. Eine Bootsfahrt durch den Eisfjord steht für den Nachmittag auf dem Programm. Dabei zeigt sich unser Expeditionsleiter von seiner sehr abenteuerlustigen Seite. Während die Zodiacs des Kreuzfahrtschiffs Hanseatic sehr viel Abstand zu den Eisgiganten halten, fahren wir ziemlich dicht ans Eis heran. Angst empfinde ich jedoch nicht. Ich vertraue auf die Fähigkeiten des Leiters. Und so erhalte ich Eindrücke, die sich für den Rest meines Lebens in mein Gedächtnis einbrennen. Und gleichzeitig ein überwältigender Start der Grönlandreise.
Fahrt nach Norden
In den ruhigen Gewässern zwischen Diskoinsel und grönländischem Festland bahnt sich die Rembrandt ihren Weg nach Norden. Uns steht jetzt eine dreitägige Tour, und gleichzeitig das Ziel unserer Grönlandreise, in den grönländischen Norden bevor. Gleichzeitig bedeutet dies die erste große Bewährungsprobe für Passagiere und Crew: Drei Tage auf See ohne Zwischenstopp. Auf dem engen Raum des Schiffs birgt eine solche Fahrt viel Konfliktstoff.
Die Zeit vertreibe ich mir mit tollen Gesprächen und vielen Fotos. Zur weiteren Ablenkung hält die Crew spannende Vorträge. Thematisch reicht es von der Geologie Grönlands über die Geschichte der Schifffahrt im hohen Norden bis hin zu einem Basiskurs Seeverkehrsordnung. Da der Koch sich ebenfalls mächtig ins Zeug legt, vergehen die Tage wie im Flug. Konflikte oder Streitereien tauchen nicht auf. Die Reise verläuft ausgesprochen harmonisch.
Thule-Distrikt
Nach drei Tagen erreichen wir spät am Abend unser Ziel: den Thule-Distrikt. Obwohl die Zeit schon weit fortgeschritten ist, brennen alle auf einen ersten Ausflug seit dem Landgang in Ilulissat. Für mich steht erst ein Landgang und danach eine weitere Zodiacfahrt auf dem Programm.
Meteor Island
Der Ort des ersten Landgangs trägt den Namen Meteor Island. Hier ging vor etlichen tausenden Jahren ein Meteorit nieder. Das darin enthaltene Eisen diente den Inuit viele Jahre als Quelle für hochwertige Werkzeuge. Bis der Marine-Offizier Peary von diesem Meteoriten in den 90iger Jahren des 19. Jahrhunderts erfuhr. Er rüstete eine Expedition aus und brachte den Meteoriten nach New York. Dort ist er auch heute noch im „American Museum for Natural History“ zu besichtigen.
Im Anschluss an die Wanderungen fahren wir mit den Schlauchbooten durch das Eisfeld. Beeindruckte mich der Eisfjord in Ilulissat durch seine Größe, so schaffte es das Eisfeld am Meteor Island durch seine kunstvollen Skulpturen.
Als kurz vor elf Uhr am Abend alle Passagiere wieder an Bord sind, herrscht an der Bar Hochbetrieb. Ein Mitreisender feiert seinen 60. Geburtstag. Und gleichzeitig löst sich die Anspannung nach drei Tagen auf See. Unsere Gruppe hat diese erste Bewährungsprobe gut gemeistert. Nicht unbedingt selbstverständlich wie uns die Crew versichert.
Dundas
Über Nacht fahren wir weiter nach Norden. Das alte Siedlungsgebiet am Berg Dundas ist das Ziel. Die dortige Siedlung wich 1953 zwangsweise dem Bau der Thule Airbase der USA. Die Inuit siedelten an einem neuen Ort, Qaanaaq, etwa 100km weiter nördlich. Der Bau der Airbase begründete ein sehr spannungsreiches Kapitel in der nördlichen Region Grönlands. Erst im Jahre 1999 erhielten die Einwohner*innen des alten Thule eine Entschädigung des dänischen Staates. Entsprechend reserviert reagierte die grönländische Regierung auf Trumps Idee, Grönland den Dänen abzukaufen.
Während des Landgangs treffen wir auf eine Grönländerin. Sie arbeitet in einer Wetterstation direkt am Berg. Sie erzählt uns, dass vor einer Woche ein Eisbär durch die Bucht schlich. Etwas beunruhigt stöbern wir ein wenig durch die verlassenen Gebäude der Siedlung. Einen Bären treffen wir glücklicherweise aber nicht.
Nach unserem Streifzug durch die verlassene Siedlung steht für die motivierten Passagiere eine Kletterpartie auf dem Programm. Wie du vielleicht auf dem Bild erkennen kannst, führt an der linken Flanke des Berges ein Pfad empor. Der heller Strich, der senkrecht am Berg nach oben führt. Die außergewöhnlich warmen Temperaturen (circa 20°C) lassen meinen Schweiß in Strömen fließen. Der Staub des Gerölls am Berg tut sein Übriges. Bis ganz auf den Gipfel schaffe ich es nicht. Die letzten 20 Meter sollen an einem fest installierten Seil erklommen werden. Meine Höhenangst bremst mich aus. Aber auch ohne die letzten Meter ist der Ausblick überragend.
Nach einem abenteuerlichen Abstieg über loses Geröll und einer abgeschnittenen Fingerkuppe wasche ich mir unter der Dusche Staub und Schweiß ab. Ich bin fix und fertig aber absolut glücklich. Ein unbeschreibliches Erlebnis!
Morris-Jesup-Gletscher
Über Nacht fahren wir nach Qaanaaq. Die Siedlung wirkt am wolkenverhangenen Vormittag sehr trostlos. Die Verzweiflung und Perspektivlosigkeit der Inuit lässt sich fast mit den Händen greifen. Ich bin traurig und beschämt, was aus diesem stolzen Jagdvolk gemacht wurde. Über Jahrtausende verstanden die Inuit in einer der lebensfeindlichsten Regionen der Erde zu überleben. Und in nicht mal hundert Jahren ist dieses Wissen quasi nutzlos geworden. Grasierende Alkoholsucht ist das Resultat. Als ich an Bord zurückkehre, ist die Stimmung unter uns Passagieren im Keller. Überwältigt von der Natur lerne ich auf meiner Grönlandreise auch die Schattenseiten kennen.
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter nach Norden. Ziel ist die Siedlung Siorapaluk, Grönlands nördlichste, dauerhaft bewohnte Siedlung. Da sich das Wetter im Laufe des Tages stetig verbessert, stoppen wir zunächst nicht in Siorapaluk. Weiter nördlich befinden sich einige Gletscher, die in langen Fjorden direkt ins Meer kalben. Der Morris-Jesup-Gletscher ist das auserkorene Ziel.
Wir befinden uns auf 77,5° nördlicher Breite. Ein Rekord für einige Passagiere. Für mich zum Beispiel. Aber auch die Rembrandt van Rijn war auf keiner vorherigen Grönlandreise soweit nördlich unterwegs.
Wir begeben uns auf eine kleine Wanderung über die Moräne des Gletschers um die Eisfront besser sehen zu können. Nach etwas mühseliger Kletterei über lose Steine stehen wir oberhalb des Eises. Sämtliche Gespräche verstummen. Die einzigen Geräusche erzeugt das Eis. Ein unbeschreiblicher Moment.
Die völlige Ruhe nach dem kurzen Getöse nimmt mich völlig gefangen. Ich genieße jeden Atemzug. Und in diesem Moment meiner Grönlandreise packt mich das arktische Fieber so richtig. Die Schönheit der Arktis lässt mich seit dem nicht mehr los.
Schwimmen und Seeeis
Auf dem Rückweg zum Schiff macht sich Gemurmel unter den Reisenden breit. Gerüchte über ein Bad werden laut. Sie stimmen. 🙂
Bei einer Wassertemperatur knapp über 0°C springe ich mit fünf weiteren Menschen in die Fluten. 18°C Lufttemperatur, kein Wind und spiegelglatte See lassen ein Bad unumgänglich werden. Mein Herz setzt kurz für ein paar Schläge aus. Danach pumpt es mit Hochdruck Blut durch den Körper. Nach 40 Sekunden stehe ich wieder am Strand. Die Haare sind noch trocken. Ich blicke meinen Nebenmann an, auch seine Haare sind trocken. Ein kurzer Austausch: „Baden ist es erst, wenn der Kopf unter Wasser war.“ Und als wäre ein Eisbär hinter uns, rennen wir wieder ins Wasser. Diesmal tauche ich auch. Das Gefühl ist unbeschreiblich.
Als wir an Bord kommen, wartet der Barkeeper bereits mit wärmenden Getränken. Jegliche Anzeichen einer leichten Erkältung sind nach dem Bad verflogen. Bis in den Morgen sitzen wir Badegäste an der Bar und feiern unsere Aktion. 🙂
Als gegen halb fünf die Stimme des Expeditionsleiters durch das Schiff tönt. Die Rembrandt hat bei 78° nördlicher Breite das Seeeis erreicht.
Siorapaluk
Nach den Aufregungen des Morgens verpasse ich das Frühstück. Erst zum Mittagessen schaffe ich es aus der Koje. Das Wetter ist noch immer überragend. Als wir 36 Reisenden in Siorapaluk landen, verdoppeln wir fast die Zahl der Einwohner*innen. Zu mehr als einem Strandspaziergang kann ich mich allerdings nicht durchringen.
Am Strand hängen nach traditioneller Weise Robben und Fische zum Trocknen. Der Geruch betäubt die Sinne. Nach einer halben Stunde habe ich mich aber daran gewöhnt. Dabei komme ich mit einem Einwohner ins Gespräch. Seine Geschichte ist faszinierend: Er ist aus Japan ausgewandert. Ihm war das Leben dort zu hektisch geworden. Er wollte seine Ruhe. So kam er vor 42 Jahren nach Siorapaluk. Er fand dort eine Bleibe, heiratete alsbald und fühlt sich mittlerweile als Inuit.
Moschusochsen
Noch am selben Abend beginnt erstaunlicherweise bereits die Rückfahrt. Seit acht Tagen sind wir auf der Rembrandt. Die Stimmung ist immer noch großartig. Und doch schleicht sich ein wenig Wehmut ein. Bisher konnte ich mein Glück kaum fassen. Ein Eindruck jagte den nächsten. Und doch verging die Zeit nicht wie im Flug. Ganz im Gegenteil. ich genoss jeden einzelnen Augenblick. Doch noch war das Ende der Grönlandreise nicht erreicht.
Um nicht wieder drei Tage am Stück auf See zu sein, plant die Crew einen Landgang. Dort soll die Chance Moschusochsen zu sichten sehr hoch sein.
Schon vom Schiff aus entdeckt der Expeditionsleiter sich bewegende schwarze Punkte. Mit aller Vorsicht und nahezu geräuschlos fahren wir an einen kleinen Steinstrand. Die Moschusochsen wittern uns noch nicht. Der Wind steht günstig. Als die letzte Ladung Passagiere am Strand steht, bemerken uns die Tiere. Sie fliehen. Allerdings nur hinter die nächste Hügelkuppe. Wir haben ausreichend Zeit zu fotografieren und die imposanten Gestalten zu beobachten.
Upernavik
Der nächste Halt unserer Grönlandreise steht in der Stadt Upernavik an. Mit über 1.000 Einwohnern nach grönländischen Maßstäben eine pulsierende Metropole.
In der Stadt vertreiben wir uns die Zeit mit Sightseeing. In Upernavik steht das nördlichste Freiluftmuseum der Welt und gleichzeitig das älteste Grönlands. Wesentlich faszinierender finde ich jedoch den Zeltplatz und den Blick in das Hinterland.
Noch vor unserem Landgang in die Stadt sorgt ein Reisender mit seiner Motivation für die Grönlandreise für einen sehr emotionalen Moment. In Upernavik liegt ein guter Freund von ihm begraben. Er kam in den 80er Jahren in Grönland ums Leben. Seither versuchte der Reisende an dessen Grab zu gelangen, was ihm erst in diesem Moment gelingt, 2015. Für einen kurzen Moment herrscht ergriffenes Schweigen auf dem Schiff. Und es erinnert uns daran, dass wir uns immer noch gute 700km nördlich des Polarkreises befinden. Hier zu leben ist trotz Fortschritt nach wie vor gefährlich. Nicht ohne Grund werden wir bei Landgängen in der Natur von bewaffneten Guides begleitet.
In der Stadt können wir uns aber frei bewegen. Und als ich meine Stadtbesichtigung abschließe, spiele ich mit einigen grönländischen Jungs am Hafen Fußball. Ich spreche kein Dänisch und kein Grönländisch, die Jungs kein Englisch oder Deutsch. Trotzdem klappt die Verständigung. Sport verbindet halt.
Uummannaqfjord
Als wir wieder in See stechen, informiert uns der Expeditionsleiter über eine weitere Planänderung. Wir haben noch genug Zeit und werden einen Abstecher in den Uummannaqfjord unternehmen. Daran sind einige Reisende nicht ganz unschuldig. Sie haben beständig nach einem Stopp in Uummannaq gefragt. Dies soll wohl eine der schönsten Siedlungen in ganz Grönland sein.
Doch bevor wir besagte Stadt ansteuern, stehen noch zwei weitere Landgänge im Fjord auf dem Programm.
Niaqornat
Die Siedlung Niaqornat liegt direkt an der Mündung des Uummannaqfjords. Mit 43 Menschen (Stand 2015) ist die Ortschaft sehr klein. Wie schon bei anderen kleinen Siedlungen unserer Grönlandreise weist uns der Expeditionsleiter noch einmal darauf hin, den kleinen Supermarkt nicht leer zu kaufen. Denn Nachschub kommt in Niaqornat und anderen kleinen Siedlungen nur sehr sporadisch.
In der Siedlung treffen wir auf einen englisch sprechenden Grönländer. Er ist der verantwortliche Ingenieur für das Kraftwerk des Ortes. Durch sein Studium lernte er die englische Sprache ziemlich gut. Ursprünglich kommt er aus der Hauptstadt Nuuk, wo ihm die Hektik auf Dauer nicht gefiel. Über das Internet lernte er seine jetzige Frau kennen, sie stammt aus Niaqornat. Sie blieben dann einfach hier. Er befürchtet aber, dass die Siedlung nicht mehr lange existieren wird. Die jungen Menschen zieht es in die Städte, in diesem Falle nach Uummannaq.
Der Verlauf gibt seiner Befürchtung recht. Im Jahr 2020 beträgt die Bevölkerungszahl nur noch 35.
Nach einem kurzen Rundgang durch die Siedlung brechen wir zu einer kleinen Wanderung auf. Dabei genießen wir phantastische Ausblicke auf den Fjord.
Vor der Rembrandt treiben einige Eisbrocken. Unglücklicherweise schieben sie sich direkt in die Bucht, in der das Schiff ankert. So dröhnt die Stimme unseres Kapitäns ziemlich deutlich durch das Funkgerät, dass wir uns schleunigst auf den Rückweg machen sollen. Da wir noch einen kleinen Gipfel vor uns haben, dreht der Expeditionsleiter das Funkgerät einfach ab. 🙂 Schlussendlich sind wir rechtzeitig zurück und wir können die Bucht sicher verlassen, um unsere Grönlandreise fortzusetzen.
Qilakitsoq
Über Nacht fahren wir weiter in den Fjord hinein. Doch bevor wir am Nachmittag die Stadt Uummannaq besuchen, landen wir an einem besonderen historischen Ort Grönlands: in Qilakitsoq.
Im Gebiet der verlassenen Siedlung Qilakitsoq fanden 1972 zwei Brüder acht mumifizierte Leichname. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Menschen 500 Jahre zuvor verstarben. Der Fund war eine Sensation und lieferte weitreichende Informationen über das Leben der Inuit in Grönland. Die Mumien kamen zunächst für Untersuchungen nach Kopenhagen. 1982 gab der dänische Staat die Mumien an das Grönländische Nationalmuseum in der Hauptstadt Nuuk zurück. Dort sind die vier besterhaltenen Mumien ausgestellt und können von der Öffentlichkeit besichtigt werden.
Uummannaq
Nach einer kurzen entspannten Überfahrt gehen wir in Uummannaq an Land. In dem Moment ahne ich noch nicht, welch bleibenden Eindruck der Besuch bei mir hinterlassen wird.
Zunächst erkunde ich den Ort auf eigene Faust. Das trübe Wetter schlägt mir aber nicht wie in Qaanaaq auf’s Gemüt. In der Stadt scheint Aufbruchsstimmung zu herrschen. Baumaschinen sind zu hören und überall wird emsig gewerkelt. Durch einen Zufall lande ich bei der Kirche. Die Tür steht offen und Stimmen sind zu hören. Im Inneren treffe ich auf bekannte Gesichter. Ich bin nicht der einzige Reisende, der die Kirche gefunden hat.
Plötzlich kommt ein quirliger und sehr sympathischer Mann ins Kirchenschiff gelaufen. Was er genau auf dänisch sagt, weiß ich leider nicht. Als er dann aber die Tastatur der Orgel aufklappt, verstehe ich es. Speziell für uns gibt der sympathische Organist ein Konzert. Und dieser Mann ist ein absolutes Talent! Als er nach einer halben Stunde das Konzert beendet, kann ich nicht anders, ich muss applaudieren. Die Atmosphäre, der Ort und die wundervolle Musik jagen mir Schauer über den Rücken. Anderen geht es genauso. Der Organist lächelt.
Im Anschluss an das Konzert besuchen wir Santa Claus. Es ist ein offenes Geheimnis in Uummannaq, das Santa dort sein Zuhause hat. Alle anderen Ableger in Norwegen, Schweden oder sonst wo, sind lediglich Außenstellen. In Uummannaq hat Santa seinen Hauptwohnsitz. Ein markierter Wanderweg führt zur Hütte.
Auf der Wanderung von etwa anderthalb Stunden nutze ich die Chance, mich abseits der Gruppen zu halten. In Uummannaq besteht keine konkrete Gefahr, Eisbären zu treffen. Ich genieße die Freiheit und lasse Ereignisse und Erlebnisse der Grönlandreise Revue passieren. Alles, was ich bisher sah, ist tatsächlich passiert. Ein wundervolles Gefühl.
Ummannaq Children’s Home
ALs ich nach der Wanderung auf das Schiff zurückkehre, wartet auf uns Passagiere eine echte Überraschung: grönländische Kinder führen einige traditionelle Tänze an Bord auf. Anfangs bin ich noch skeptisch. Ich halte nicht viel von folkloristischen Darbietungen zur Unterhaltung von Touristen. Nach den ersten Sekunden bin ich völlig hin und weg. Mit touristischer Folklore hat die Aufführung nichts zu tun.
Völlig gebannt lausche ich den Klängen. Die Gesänge und der Rhythmus der Trommeln jagen mir erneut Schauer über den Rücken. Als die Gruppe das Schiff verlassen hat, komme ich mit dem Kapitän der Rembrandt ins Gespräch. Er hat diese Aufführung organisiert. Er unterhält engen Kontakt zur Leiterin des Uummannaq Children’s Home, dem Kinder- und Jugendheim in Uummannaq. Kinder und Jugendliche aus prekären Familienverhältnissen finden dort einen sicheren Ort. Gleichzeitig bringen die Pädagogen*innen den jungen Menschen die Traditionen ihrer Vorfahren näher. Ein tolles Konzept, wie ich finde.
Sonnenuntergang im Uummannaqfjord
Selbst ohne den Abend gehört der Tag für mich zu DEM absoluten Highlight meiner Grönlandreise. Aber damit nicht genug. Denn es gibt ja noch einen Sonnenuntergang. Trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bleibe ich gute drei Stunden auf dem Deck. Ich will nicht eine Minute des Schauspiels verpassen.
Nach drei Stunden setze ich mich durchgefroren an die Bar. Bei bester Stimmung erzählt einer der Guides eine Legende über Uummannaq:
Jeder Mensch, der Uummannaq besucht, lässt einen kleinen Teil seines Herzens am markanten Fels über der Stadt zurück. Und dieses Teil, ruft den Menschen Zeit seines Lebens zurück nach Uummannaq. Mit jedem Tag ein bisschen lauter.
Diese Legende kann ich nur bestätigen. Seit fünf Jahren höre ich täglich die Rufe. Wenn ich von meiner Reise nach Uummannaq berichte, steigen mir Tränen der Rührung in die Augen und ich bekomme wieder eine Gänsehaut, wenn ich an das Orgelkonzert denke. 2020 schaffte ich die Rückkehr nach Uummannaq nicht, aber 2021 werde ich den Rufen folgen!
Rückfahrt
Nach dem unfassbaren Tag in Uummannaq realisiere ich langsam, dass meine Grönlandreise dem Ende entgegen geht. Es bleiben noch drei Tage. Am Ende des dritten Tages erreichen wir allerdings schon Aasiaat.
Letzter Landgang mit traurigem Hintergrund
Bevor die Fahrt nach Aasiaat ansteht, gehen wir ein letztes Mal in der Natur Grönlands auf Wanderschaft. Wir besuchen eine verlassene Siedlung. Ein Mahnmal des vielleicht größten Fehlers in der Geschichte Grönlands.
Der dänische Staat zwang die Bevölkerung Grönlands in den 60er und 70er Jahren in Städten zu wohnen. Das erleichterte die Versorgung erheblich. Quasi über Nacht verloren die Inuit ihr traditionelles Lebensmodell. Jagd und Fischerei verloren an Bedeutung. Viele verfielen dem Alkohol. Die Auswirkungen sind heute noch zu spüren und nur schwer in den Griff zu bekommen.
Das Wissen über das traurige Schicksal vieler und das bevorstehende Ende der Grönlandreise, sorgen am Abend für eine sehr gedrückte Stimmung. Während ich an Deck sitze und Musik höre, wünsche ich mir, dass Grönland sich seiner Traditionen besinnt. Und dass das Volk der Inuit auch in der modernen Welt nachhaltig Fuß fassen kann.
Wale!
Am nächsten Tag steht ursprünglich der wirklich letzte Landgang an. Während der Expediitonsleiter noch nach einer geeigneten Stelle zum Landen sucht, taucht eine Schule Buckelwale nahe der Rembrandt auf. In Rekordzeit sind beide Schlauchboote mit Passagieren besetzt. Da der Platz nicht ganz ausreicht, lässt die Crew auch das kleine Ersatzboot zu Wasser.
Nach anderthalb Stunden geht den Booten der Sprit aus und wir kehren um. Was für ein denkwürdiger Abschluss für meine Grönlandreise. In meinen kühnsten Träumen habe ich mir nicht ausgemalt, diesen Tieren so nah zu kommen. Einfach absolut beeindruckend!
Inlandseis
Die letzten Tage verlaufen recht unspektakulär. Gemessen an den Ereignissen der gesamten Grönlandreise. Noch auf dem Schiff erhalten wir die Information, dass sich unsere Flugzeiten von Kangerlussuaq nach Kopenhagen verschieben. Wir haben in Kangerlussuaq zwölf Stunden Aufenthalt. Um die Wartezeit zu füllen, buchen wir eine geführte Tour zum Inlandseis.
Auf Grönlands längster Straße (ca. 40km) fahren wir über den besseren Feldweg bis an die Eiskante. Dort haben wir etwas Zeit und klettern über die Moräne eines Gletschers zu den Ausläufern des riesigen Eisschilds.
Während ich über das Eis und später durch die bunte Natur laufe, reift ein Entschluss: Ich werde wiederkommen! Einer der Guides erzählte mir von einem Wanderweg in Grönland. 170km durch Grönlands Wildnis von Kangerlussuaq nach Sisimiut. Auf der Rückfahrt fasse ich einen Entschluss: Ich werde mich über den Arctic Circle Trail genauer informieren.
Als wir wieder am Flughafen in Kangerlussuaq ankommen, wird unser Flug erneut verschoben. Es bleibt noch viel Zeit. Ich schließe mich ein paar Menschen an, die während der Grönlandreise zu Freunden wurden. Zusammen erkunden wir Kangerlussuaq und finden ein Bistro, in dem wir ein letztes gemeinsames Abendessen genießen.
Rückweg
Am Flughafen in Kangerlussuaq wird es hektisch. Die Piloten müssen zu einer bestimmten Zeit in der Luft sein. Andernfalls muss der Flug komplett verschoben werden. Noch im Flughafengebäude werden die Passagiere nach Sitzreihen sortiert. Zu meinem Leidwesen heben wir pünktlich ab. Einen Tag länger in Grönland hätte mir nichts ausgemacht. In Kopenhagen begleite ich eine Freundin zum Arzt. Sie hat sich in den letzten Tagen der Grönlandreise eine üble Erkältung eingefangen. Am Hilton-Hotel werden wir brüsk abgewiesen. Einen Ruheplatz für ein paar Stunden könne man dort nicht zur Verfügung stellen. Mit einem Taxi fahren wir zu einem Arzt. Mit Medikamenten versorgt, bricht sie wieder zum Flughafen auf.
Ich fahre zum Hauptbahnhof in Kopenhagen. Die Hektik und die vielen Menschen überfordern mich. Als ich endlich im Zug Richtung Kiel sitze, nehme ich zum ersten Mal auch wieder Bäume wahr. Knapp drei Wochen sah ich nicht einen einzigen. Und es hat mich überhaupt nicht gestört.
Als der Zug auf die Rødby-Fähre rollt, kann ich mir eine Träne nicht verkneifen. Nach fast drei Wochen auf einem Segelschiff, kommt mir die Fahrt nach Fehmarn wie ein Katzensprung vor. Als zwei Leute mit Spucktüten an mir vorbei laufen, muss ich unwillkürlich lächeln. Die beiden hätten auf der Rembrandt wohl keine Freude gehabt.
Was bleibt nach der Grönlandreise
„Die Reise hat mich verändert.“ Vermutlich schreibt das so ziemlich jeder, der länger unterwegs war. Bei mir führte die Reise zunächst in eine kurze aber intensive Phase der „Nach-Reise-Depression“. Fünf Tage lang erledigte ich nur die notwendigsten Sachen. Dann sichtete ich zum ersten Mal meine Bilder. Wie in einem Film liefen die drei Wochen in meinen Gedanken ab. Die Depression wich einem Gefühl von Stolz. Stolz, es wirklich getan zu haben. Stolz, allein auf so eine Reise zu gehen und Stolz, durch eisernes Sparen diese Reise finanziert zu haben.
Ich lernte ein Volk kennen, dass seit Jahrtausenden in einem der lebensfeindlichsten Gebiete der Welt überlebt. Die Tradition und die Kultur der Inuit haben mich bis heute schwer beeindruckt. Umso schmerzvoller trifft es mich, wenn ich mir die jüngste Geschichte Grönlands ansehe.
Ich nahm eine Natur wahr, in der der Mensch lediglich eine Nebenrolle spielt. In Grönland hat sich die Menschheit in den Lauf der Natur einzufügen, oder er stirbt. Eine Erkenntnis, die mir zu ganz viel Gelassenheit verhilft.
Mir wurde bewusst, welch wunderbaren Flecken Erde ich besichtigen durfte. Der ersten Grönlandreise folgten zwei weitere. 2020 wollte ich Reise Nummer 4 antreten. Ein bekanntes Virus zwang mich meine geplante Grönlandreise zu verschieben. Aber nächstes Jahr!
Und schließlich machte sich das Gefühl breit, den absolut perfekten Urlaub erlebt zu haben. Dafür bin ich bis heute zutiefst dankbar.
Wie es weiter ging
Wie schon mehrfach erwähnt, war ich nach 2015 häufiger im Norden. 2016 erneut mit der Rembrandt van Rijn; diesmal aber an der Ostküste. 2017 auf dem Laugavegur, 2018 wieder in Grönland auf dem Arctic Circle Trail und 2019 im Sarek Nationalpark. Klicke auf die Links, wenn du weitere Geschichten lesen möchtest.:) Du hast schon eine Grönlandreise gebucht und bist dir unschlüssig, was du mitnehmen sollst? Dann schau mal auf meine Grönlandurlaub-Packliste. Du hast den gesamten Text gelesen, bist dir aber noch unschlüssig ob es sich für dich lohnt, nach Grönland zu reisen? Dann lies den Beitrag, den ich zu diesem Thema verfasst habe.:)
Oder möchtest du viel mehr Bilder aus Grönland sehen? Dann klicke auf Grönlandbilder.:)