Der Laugavegur – 6 Tage wandern im traumhaften Island
Der Laugavegur. Hier findest du Tipps zur Tour, Anreise, Planung, Packliste und meinen Bericht mit Bildern. So kannst du direkt deine eigene Tour planen.:)
Und wenn du auf der Suche nach allgemeinen Tipps und Tricks bist, schau mal unter Trekking nach. Dort habe ich dir meine gesammelten Erfahrungen aufgeschrieben.
Inhalt
Warum Island und der Laugavegur?
Seit den Reisen 2015 an der Nordwestküste Grönlands und 2016 an der Ostküste Grönlands habe ich mich massiv mit dem arktischen Virus infiziert. Urlaub findet nach meinem Geschmack eigentlich nur noch im traumhaften hohen Norden statt. Mein absolutes Traumziel: Der Arctic Circle Trail auf Grönland. 170km Wandern in der menschenleeren Wildnis. Ohne (Wander-)Vorerfahrung war mir das aber ein wenig zu heftig. Die Wahl fiel auf Island. Weniger wild, weniger menschenleer, aber arktisch. Bei der Suche nach möglichen Wanderungen stießen wir sehr schnell auf den Klassiker: den Laugavegur.
Dieser Weg bot uns eine Reihe von Vorteilen:
- die überschaubare Länge
- die Beliebtheit
- die reizvolle Natur
- das Streckenprofil
- es gibt Hütten
Der Weg führt von Landmannalaugar nach Thorsmörk. Das sind ca. 52km. Die Strecke ist in 4 Tagen gut und ohne Streß zu wandern. Es gibt sogar einige, die den Weg in drei Tagen laufen. Die vier Etappen sind angenehm aufgeteilt. Zwei Etappen sind ca. 10 Kilometer, zwei Etappen 16 Kilometer lang. Rein auf die Entfernung bezogen also ziemlich gut machbar. Direkt an den Laugavegur schließt sich in Thorsmörk noch eine weitere Wanderung an. Diese führt über den Fimmvörðuháls nach Skogar. Eine Wanderung über 23km, 900 Höhenmeter Aufstieg und 1300 Höhenmeter Abstieg.
Der Laugavegur erfreut sich großer Beliebtheit. Manche nennen den Weg auch „Laugaautobahn“. Entsprechend sind viele Leute unterwegs. Dies kam uns bei einer Einsteigerwandertour ganz gelegen. Wenn doch Sachen passieren mit denen wir nicht rechnen, wären wir definitiv nicht allein. Der Bereich des isländischen Hochlandes, durch den der Laugavegur führt, ist nahezu komplett mit Mobilfunknetzen abgedeckt. Für uns als Wanderanfänger ebenfalls sehr beruhigend.
So voll wie der Laugavegur ist, hat das seinen Grund. Die Landschaft ist kaum in Worte zu fassen. Mit jedem Tag hatten wir den Eindruck, in einer völlig anderen Welt einzutauchen. Von schroffen und schneebedeckten Berggipfeln bis hin zu richtigen Birkenwäldern ist alles dabei.
Wie weiter oben in der Karte ersichtlich, führt beim Wandern von Nord nach Süd lediglich die erste Etappe sehr viel bergauf. Die weiteren Etappen führen aus dem Hochland hinaus und damit bergab. Da wir zum Planungszeitpunkt keine Ahnung hatten, was Höhenmeter bedeuten, hielten wir das für einen guten Plan. Wir leben in Schleswig-Holstein, die nächst größere Erhöhung ist der Deich…:)
Besonders als Anfänger auf einer langen Wanderung sind Hütten nicht zu unterschätzen. Diese sind zwar sehr spartanisch ausgestattet, aber so konnten wir sicher sein, im Falle eines Falls wäre Hilfe schnell erreichbar. Außerdem kann man sich von den erfahrenen Wanderern den ein oder anderen Trick abschauen. Nachhaltig beeindruckte mich die Idee, mit den Wanderstöcken den Rucksack abzustützen. So lässt es sich viel leichter packen.
Ein weiterer positiver Effekt der Hütten: Die Trinkwasserversorgung stellt auf dem Laugavegur absolut kein Problem dar. An den Hütten gibt es frisches Wasser. Und außerdem sehr einfache sanitäre Anlagen.
Der Laugavegur führt durch ein großes Naturschutzgebiet. Entsprechend ist das Campen nur auf den Plätzen an den Hütten erlaubt. Die Zeltplätze kosten umgerechnet etwa 20€ für Zelt und zwei Personen. Diese Kosten musst du bei deiner Preiskalkulation auf jeden Fall mit einrechnen.
Rundherum ist der Laugavegur eine absolute Empfehlung als Langstreckenwanderung für Anfänger. Natürlich darf man nicht vergessen, dass man sich sehr weit nördlich aufhält. Ergänz durch eine Höhe von bis zu 1100m über dem Meer. Entsprechend solltest du dich für Wetter aller Arten rüsten. Wir hatten bis auf Schnee und Hagel jede Wettervariante dabei. Von 25°C und Sonne bis zu 3°C Sturm, Nebel und etwas Regen.
Planung der Laugavegur-Wanderung
Bevor die Planung starten kann, solltest du dir gut überlegen, wann du den Laugavegur laufen willst. Die Hütten öffnen im Juni und schließen Anfang September. Das ist abhängig vom Zustand der Hochlandpisten. Diese sind nur im Sommer befahrbar. Im Juni können die Flusspegel noch sehr hoch sein. Das kann das Furten von unangenehm über gefährlich bis hin zu unmöglich machen. Juli und August ist die Hochsaison. Dann sind sehr viele Menschen unterwegs. Und mit sehr viel, meine ich sehr viel! Wir entschieden uns für Ende August/Anfang September. Das Wetter ist zwar unbeständiger und wir hatten in einer Nacht auch Frost, dafür sind nur noch wenige Gruppen unterwegs. So kamen wir teilweise in den Genuss, Streckenabschnitte völlig allein zu wandern.
2017 steuerten zwei private Busunternehmen (Sterna und Trex) Landmannalaugar und Thorsmörk mehrmals täglich an. Die Fahrt von Reykjavik dauert etwa viereinhalb Stunden. Es gibt einen sogenannten Hiker Pass. Mit diesem bucht man quasi ein Ticket und hat sowohl Hin- als auch Rückfahrt inbegriffen. Ziemlich einfach. Und die Kosten sind mit ca. 50 Euro überschaubar.
Der Vorteil des Hikers Pass: Du kannst von Landmannalaugar auf dem Laugavegur loslaufen und je nach Laune in Thorsmörk in den Bus steigen. Oder aber, wenn du von den isländischen Bergen noch nicht genug hast, noch über den Fimmvörðuháls nach Skogar weiter wandern. Und dann dort in den Bus steigen. Wie du willst.
Wichtig: Der Hikers Pass bedeutet übrigens nicht, dass du in jedem Bus mitgenommen wirst. Die Plätze für den Bus müssen vorab online reserviert werden. Sonst kann es passieren, dass der Bus voll ist und du einen extra Tag bleiben musst. So ging es uns… . Wir hatten aufgrund dieser Unwissenheit einen kompletten Tag mehr in Thorsmörk als geplant.
Die Fahrten mit den geländegängigen Hochlandbussen sind übrigens schon ein Abenteuer für sich. Wir hatten den Eindruck, dass unser Fahrer sich erst auf Schotterpisten so richtig wohl fühlte. Da legte er ein Tempo vor, damit kann er bei jeder Rallye mitmachen…:)
Flüge nach Reykjavik zu buchen stellt dich mit Sicherheit vor keine allzu große Herausforderung. Zahlreiche Fluglinien bieten Verbindungen aus ganz Deutschland für jeden Geldbeutel an.
Achtung!: Der Weg vom Flughafen Keflavik mit dem Bus in die Stadt Reykjavik dauert etwa noch eine gute Stunde. Die Tickets für den Shuttlebus kannst du entweder im Netz vorbestellen oder direkt am Flughafen kaufen. Dort sind so viele Busse unterwegs, dass es dir nicht schwer fallen sollte, einen Platz zu bekommen. Die Kosten belaufen sich auf ca. 25€ pro Person.
Erfahrungswert: Wir haben eine Nacht in Reykjavik verbracht. Da der Bus ins Hochland erst zur Mittagszeit fuhr, hatten wir reichlich Zeit Brennstoff zu besorgen und einen Satz frischer Kleidung in einem Schließfach zu deponieren. Ja, richtig gelesen. Wir haben einen Satz frischer Klamotten in einem Schließfach gelagert. Warum? Wir planten nach der Wanderung noch drei weitere Tage in Reykjavik zu bleiben. Da sind eine frische Unterhose und duftende Socken nicht mit Gold aufzuwiegen.:)
Mehr an Planung erforderte der Laugavegur eigentlich nicht. Außer, dass es für uns die erste Langstreckenwanderung überhaupt war. Warst du schon öfter unterwegs, reicht dir das vermutlich an Infos. Bist du ebenfalls ein Anfänger, oder vielleicht einfach nur neugierig…, dann findest du hier meine mittlerweile immer weiter aktualisierte Packliste.:)
Die Wanderung auf dem Laugavegur
Tag 1, Landmannalaugar
Tief beeindruckt von der Landschaft in Landmannalaugar beschlossen wir, einen kompletten Tag dort zu bleiben. Den Laugavegur würden wir am nächsten Tag starten. Darüber solltest du ebenfalls nachdenken.:) Das hat gleich noch den Vorteil, dass sich das Gewicht im Rucksack direkt um eine Tagesration reduziert. Und die Gegend gibt das allemal her. Aber sieh am besten selbst…
Rund um die Hütte in Landmannalaugar gibt es eine Vielzahl an kleineren Tagestouren. Zum Beispiel eine etwa 5km lange Wanderung zum Frostastaðavatn. Auch wenn ich mich wiederhole, nimm dir die Zeit für einen kompletten Tag dort. Vielleicht hast du ja auch das Glück, einen ähnlichen Sonnenuntergang zu erleben, bevor der Laugavegur startet.
Noch ein paar Worte zur Hütte in Landmannalaugar. Die ist nämlich richtig groß. Das Areal für die Zelte riesig. Allerdings ist der Boden für Zeltheringe katastrophal. Wir haben direkt beim ersten Aufbau des Zelts fünf oder sechs Stück klein bekommen. Sehr positiv fanden wir die kleinen Verschläge, in denen die Wanderer ihr Essen kochen (im Bild die linke Hütte). Dort kommst du schnell ins Gespräch mit Leuten unterschiedlichster Herkunft. Und da jeder über andere Vorerfahrungen verfügt, lässt sich grad als Anfänger der ein oder andere Tipp fürs Langstreckenwandern abstauben.
Zur Hütte gehört auch noch etwas Luxus. Ganz rechts im Bild sieht man drei alte us-amerikanische Schulbusse. In einem befindet sich ein Café, im zweiten ein Supermarkt und der dritte dient als Lager. Solltest du etwas Wichtiges vergessen haben, im Supermarkt wird dir geholfen.:)
Außerdem sollte ich noch erwähnen, dass es sich lohnt eine Badehose einzupacken. An der Hütte in Landmannalaugar gibt es eine heiße Quelle. Diese lädt zu einem abendlichen Bad ein. Warum abends? Tagsüber ist der Ort derartig überlaufen, dass sich Schlangen vor der Quelle bildeten. Abends fehlen die Tagestouristen und du findest mehr Platz im Wasser.
Tag 2, Etappe 1, Landmannalaugar –> Hrafntinnusker
Die erste Etappe des Laugavegur ist direkt ein ziemlicher Hammer. Der Rucksack ist noch schwer, weil recht voll. Und der Körper ist noch nicht an die Strapazen gewöhnt. Ddennoch geht es nach den ersten anderthalb Kilometern zackig in die Höhe. Auf einer Gesamtdistanz von 10km wollen 610 Meter in die Höhe erklommen werden. Erwähnte ich, dass in Schleswig-Holstein der größte Höhenzug der nächste Deich ist? Entsprechend quälten wir uns die unzähligen Anstiege in die Höhe.
Immerhin hatte der Wettergott ein Einsehen. Die Sicht und das Sonnenlicht ließen die Strapazen in jeder kurzen Pause in den Hintergrund treten. Und ja, wir machten sehr viele Pausen.:D
Selten fühlten sich 10km so lang an. Um ein wenig Abwechslung zu bieten, gab es am Ende auf etwa 1100m über dem Meeresspiegel das ein oder andere Schneefeld zu überqueren. Auch eine sehr interessante Erfahrung. Besonders, wenn der Schnee nach den ersten Schritten an den Schuhen kleben bleibt. Ich hatte das Gefühl, zwei Kilo pro Fuß mehr zu schleppen…
Aber schließlich haben auch 10km irgendwann ein Ende. Belohnt wurden wir zum Abschluss der ersten Etappe mit einer phantastischen Aussicht auf die Hütte und den Zeltplatz in Hrafntinnusker.
Nach guten sieben Stunden wandern und Zeltaufbau, beschlossen wir unseren ersten Wandertag mit einem gemütlichen Abendessen in der Sonne. Und bereits um kurz vor acht lagen wir kaputt aber glücklich in den Schlafsäcken. Hinweise, dass in hohen Lagen das Wetter schnell umschlagen kann, hatten wir im Ohr. Allein es fehlte uns an Vorstellungskraft, wo das schlechte Wetter herkommen sollte.
Tag 3, Etappe 2, Hrafntinnusker –> Alftavatn
Morgens um fünf weckte uns ein lautes Rütteln am Zelt. Über Nacht war der Himmel so dicht zugezogen, dass wir Mühe hatten, von unserem Zeltplatz zur Hütte zu finden. Ich las in einem Reiseführer, dass 1000m Höhe auf Island etwa 3000m Höhe in den Alpen entsprechen. Grund dafür ist die nördliche Lage der Insel. Nun wussten wir, was solche Aussagen bedeuten. Morgenkaffee im Regen, das nasse Zelt abbauen und dann bei sich lichtendem Nebel von Markierung zu Markierung tasten. Auf der zweiten Etappe zeigte uns der Laugavegur sein ziemlich hässliches Gesicht.
Aus der Wegbeschreibung wussten wir, dass der Laugavegur auf 4km eben bis zu einem Abstieg von etwa 400hm führen sollte. Diese 4km zogen sich aber wie Gelee. Ein ständiges Auf und Ab, das so nicht in der Beschreibung stand, zerrte zusätzlich an den Nerven. So brachte mich bereits der zweite Wandertag an die Grenze. Am Ort der Aufnahme warf ich meinen Rucksack ab und hatte schlicht keinen Bock mehr. Regen von unten, oben, hinten, vorne, links und rechts. Dazu ständig eine Gruppe vor uns, die hoch und runter lief.
Hier zahlte es sich aus, nicht allein unterwegs zu sein. Mein Kumpel zog mich weiter. Und schließlich kamen wir an den Abstieg. Ein Ausblick wie in das Auenland. Und mit dem Schritt aus den Wolken war auch der Regen plötzlich weg. Es stellte sich nämlich heraus, dass es gar nicht neblig war. WIr liefen einfach durch eine dicke Wolkensuppe…
Fern im Hintergrund lässt sich schon der Alftavatn erahnen. Der See markiert den Endpunkt der zweiten Etappe. Gleichzeitig erkennst du dort auch den ersten Fluss, der gefurtet werden will. Das bedeutet: Schuhe aus, Hosen hochkrempeln und in Watschuhen durch den Gletscherfluss. Klingt furchtbar, ist es auch. Lediglich der Moment, wenn du die Socken und die Schuhe nach der Querung wieder anziehst ist unbezahlbar. Mit einem Schlag hast du wieder warme Füße. 🙂
Die Hütte am Alftavatn wartete mit einer großartigen Überraschung. Neben dem Gebäude für Übernachtungen und mit sanitären Einrichtungen (es gab für 5€ eine 3-minütige heiße Dusche…:D), gab es ein Restaurant! Die Aussicht auf eine warme Mahlzeit und ein Bier in fröhlicher Runde beschleunigte unsere Schritte.
Die kleine Restauranthütte fasste in Normalbelegung vermutlich nicht mehr als 20 Personen. Als wir nach der Dusche eintraten, schlug uns ein Stimmengewirr und eine Hitze entgegen, die von mindestens 40 Menschen stammte. Auf der Karte standen lediglich zwei Gerichte: Mexikanische Hühnersuppe und isländisches Lammfilet. Wir entschieden uns für das Lammfilet und bekamen die Hühnersuppe direkt als Vorspeise. Dazu gab es diverse Dosen gekühltes Bier und eine Vielzahl an großartigen Gesprächen. Auch heute noch ein absolut legendärer Abend! Wenn du den Laugavegur läufst, kehre dort ein! Die Preise für Speis und Trank sind zwar happig, aber jeden einzelnen Cent wert!
Tag 4, Ruhetag am Alftavatn
Nach dem wundervollen Abend im Restaurant beschlossen wir, einen Ruhetag einzulegen. So konnte das Zelt in Ruhe trocknen und wir unsere Körper schonen. Bereits gegen neun Uhr morgens stand unser Zelt einsam auf dem riesigen Zeltplatz. Wir entschieden uns für eine kleine Tageswanderung von knapp 10km zur Schlucht Torfahlaup. Dazu umrundeten wir den See. Nach einer Mondlandschaft trafen wir auf besagte Schlucht.
Dort ließen wir uns eine gute Stunde lang die Sonne auf den Pelz brennen. Dort in der Landschaft zu liegen und an Geräuschen nur Wind und Fluss zu hören, war ein sehr eindrücklicher Moment. Für isländische Verhältnisse ist die Landschaft nicht sehr spektakulär. Dennoch kann ich diese Tageswanderung empfehlen. Die Pause vom Trubel auf dem Laugavegur kam uns sehr entgegen.
Als wir am späten Nachmittag wieder an der Hütte eintrafen, kamen bereits die ersten Wanderer an. Wir entschieden uns für einen weiteren Restaurantbesuch. Die gleichen Gerichte, weniger Bier und weniger ausgelassene Stimmung.
Tag 5, Etappe 3, Alftavatn –> Emstrur
Der Tag begann mit einer herrlichen Morgenstimmung, die keine halbe Stunde später einer Regenfront wich. Unser getrockenetes Zelt war somit wieder nass. Zu allem Überfluss wartete keine anderthalb Kilometer hinter der Hütte direkt die nächste Furt auf uns. Zumindest war ich danach vollends wach. Die Anstiege halten sich auf dieser Etappe in Grenzen. Dafür wird die Umgebung richtig bizarr. Rückblickend möchte ich sogar behaupten, dass das Lavafeld bei Regen eine einzigartige Stimmung entfacht.
Einen Großteil der Etappe führt der Weg über ein erkaltetes Lavafeld. Bei Sonne und Wind können durch die Asche sogar richtige Sandstürme entstehen. Das trübe Wetter passte zur Landschaft aber hervorragend. Kennst du die isländische Band Solstafir? Unbedingt mal reinhören. Die Stimmung der Musik mit der Landschaft ist phänomenal.
Je weiter wir kamen, desto trockener wurde es. Und wie aus dem Nichts tauchte die Hütte vor uns auf. Der Zeltplatz liegt in einer kleinen Bachsenke. Da wir recht früh ankamen, hatten wir eine gute Auswahl an Zeltplätzen. So bauten wir unsere Behausung direkt am Bachlauf auf. Selten habe ich so gut geschlafen!
Tag 6, Etappe 4, Emstrur –> Thorsmörk
Und schon war es soweit. Die letzte Etappe stand auf dem Plan. Nicht steil aber stetig führt dieser Teil des Laugavegur aus dem Hochland hinab. Das Ende, Thorsmörk, würde uns mit Birkenwäldern erwarten. Wir machten uns frohen Mutes auf den Weg. Lediglich eine Passage aus unserem Reiseführer trübte die Vorfreude ein wenig: Auf dem folgenden Wegstück muss eine Brücke überquert werden. Laut Buch, möglicherweise eine Herausforderung für Menschen mit Höhenangst. Daran leiden wir beide… .
Nach der Brücke waren wir uns einig. Die Brücke war nicht angenehm, ja. Eine größere Herausforderung war aber der Abstieg zur Brücke. Über blanken Fels und vor sich der donnernde Fluss in etwa 20 Metern Tiefe. Nicht ganz einfach, aber absolut machbar. Auch als Anfänger. Hier dramatisierte unser Reisebüchlein etwas.
Im weiteren Verlauf wird die Vegetation üppiger. Es tauchen immer mehr Pflanzen bis hin zu Birken auf. Nach einem letzten aber erstaunlich anstrengenden Anstieg, hatten wir unser Ziel vor Augen.
Unmittelbar hinter dem breiten Fluss, lag der Endpunkt des Laugavegur versteckt. Ein letztes großes Hindernis erwartete uns allerdings noch: Der Fluss Thrönga. Zur Schneeschmelze im Frühjahr ist der Fluss nicht passierbar. Und auch im Sommer und Herbst kann die Thrönga eine Wanderung nach Thorsmörk schlicht unmöglich machen. Wir hatten Glück. Der Wasserstand war recht niedrig. Außerdem hatten wir das große Glück auf ein trekkingerfahrenes Paar zu treffen. Diese fanden mit Kennerblick eine gute Stelle zum Durchwaten. Wir schlossen uns einfach an. Obwohl das Wasser mir nur bis kurz unters Knie reichte, hätte ich die Strömung fast unterschätzt. Die war nämlich unerwartet heftig!
Gerade bei dieser Flussquerung gilt: Sorgfalt walten lassen, Hektik vermeiden und langsam einen Fuß vor den anderen setzen. Die Temperatur des Wassers sorgt übrigens dafür, dass es sehr viel Willenskraft braucht, nicht hektisch durch die Fluten zu staksen.:)
Nun war es aber nahezu geschafft. Der Laugavegur führte uns durch einen dichten Birkenwald. Wir kamen an eine Wegkreuzung, in der ein Wegweiser die drei verschiedenen Hüttenanlagen ausschilderte. Allerdings war die genaue Richtung nicht ersichtlich. Beruhigend für uns als Anfänger: Wir waren nicht die einzigen, die ratlos vor dem Schild standen…:) Um zu den Volcano-Huts zu gelangen (die am besten ausgestattete Hütte in Thorsmörk), mussten wir einem recht unscheinbaren Pfad folgen, der sich mit jedem Meter verbreiterte. Das war am Wegweiser nicht ganz zu erahnen.
Ein seltsames Gefühl, nach sechs Tagen und 52 Kilometern am Endpunkt des Laugavegur angekommen zu sein. Andere Wanderer, die wir vom Weg kannten, empfingen uns lautstark und mit Gratulationen. Und noch bevor wir an der Rezeption unseren Zeltplatz buchten, gönnten wir uns eine kleine Belohnung.:)
Rückweg nach Reykjavik
Auf dem Rückweg nach Reykjavik stiegen wir am Seljalandsfoss aus. Dort gibt es einen sehr schönen Campingplatz ziemlich dicht am Wasserfall. Da der Seljalandsfoss wirklich wunderschön ist, traf uns nach der guten Woche im isländischen Hochland fast der Schlag. Die Touristenmassen sind kaum in Worte zu fassen. Und es waren nun nicht grade wenige Menschen auf dem Laugavegur unterwegs. Die Nähe zur Ringstraße macht sich dort sehr bemerkbar. Reisebusladungen voller Menschen fielen über das kleine Juwel her. Eine Imbissbude mit (selbst für isländische Verhältnisse) horrenden Preisen bietet Speisen und allerhand Nippes zum Kauf an.
Trotzdem rundete der Besuch des Wasserfalls für mich die Wandertour auf dem Laugavegur ab. Doch sieh am besten selbst und bilde dir selbst ein Urteil.:)
Wie du siehst, kannst du hinter den Wasserfall laufen. Dabei empfehle ich dir dringend, regendichte Kleidung anzulegen! Wir haben beim ersten Besuch nicht daran gedacht. Innerhalb von fünf Minuten waren wir völlig durchnässt…:D
Was bleibt am Ende so einer Tour?
Wie schon erwähnt, war die Wanderung auf dem Laugavegur meine erste längere Trekkingtour überhaupt. Die Vorteile, die ich bereits auflistete, trafen vollständig zu. Gleichzeitig war die Wanderung für Oleg und mich der Startschuss für weitere Trekkingabenteuer. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Wandern entschleunigt
- durch die Langsamkeit der Fortbewegung nimmst du die Umgebung viel besser wahr
- erstaunlich, mit wie wenig Utensilien man auskommt
- heiße Duschen sind ein Luxus!:)
- die gewaltige Natur Islands lässt sich zu Fuß erst so richtig genießen
- das Gefühl am Ende so einer Wanderung ist einfach überwältigend, denn du hast schließlich alle Schwierigkeiten und Herausforderungen gemeistert
- du bist auf so einer Wanderung der Natur ausgeliefert und richtest dich nur danach, eine sehr heilsame Erfahrung
- manche Probleme im Alltag wirst du gelassener sehen, da du eine gewisse Grundentspanntheit entwickeln wirst, die sehr lange anhält
- du hast die Möglichkeit Bilder von Orten zu machen, zu denen der Großteil der Islandtouristen nicht hin kommt
- es ist absolut erstaunlich, was für eine Beinmuskulatur du innerhalb von sechs Tagen aufbauen kannst…:D
Na, reicht das an Argumenten? 🙂 Eine Wanderung auf dem Laugavegur kann ich besonders Wanderanfängern empfehlen. Die Logistik ist hervorragend, der Weg sehr gut markiert und die Mehrzahl der anderen Wanderer ist ausgesprochen freundlich. Die Risiken halten sich in einem überschaubaren Rahmen. Gleichzeitig lernst du, das Wetter stets im Blick zu haben. So bleibst du vor unangenehmen Überraschungen verschont. Der Großteil der Flüsse ist gefahrlos zu überqueren, zumindest im Sommer. Also genau das richtige, wenn du heraus finden willst, ob lange Trekkingtouren etwas für dich sind.
Hast du noch Fragen? Sind dir Sachen unklar geblieben? Dann zögere nicht, mich zu kontaktieren. Gern als Kommentar unter diesen Beitrag. Oder per Mail, Facebook oder Instagram. Ich freue mich darauf, von dir zu hören.:)
Willst du wissen, ob ich nach der Wanderung auf dem Laugavegur auch noch den Arctic Circle Trail auf Grönland in Angriff genommen habe? Klicke auf Arctic Circle Trail. Willst du erfahren, wie du das Trekkingabenteuer noch weiter steigern kannst? Dann klicke auf Sarek.
Ich bedanke mich für deine Aufmerksamkeit!:)
Sehr schöne ubd ausführliche Beschreibung. Hinweis: Die ca. 23 Kilometer lange Wanderung im Anschluss von Pórsmörk nach Skógar hat 900 m Aufstieg und 1300 m Abstieg , von Skógar kommend natürlich umgekehrt). Deine Angabe von 2000 Hohenmetern Differenz irritiert da etwas
Okay, vielen Dank für den Hinweis. Ich ändere das Mal im Text.:)
Das sind wirklich tolle Bilder und ein schöner Bericht.
Wir waren im Winter dort und haben solch weite Strecken nicht unternommen.
Das Wetter war wirklich mit Vorsicht zu genießen. An einigen Tagen hatten wir mit extrem starken Dauerregen zu kämpfen.
Auch der Pfad hinter dem Seljalandsfoss konnten wir nicht begehen, da dieser aufgrund des Wetters gesperrt war. Dennoch hatten wir viele andere spannende Touren im winterlichen Island erlebt.
Vielen Dank Marie. 🙂 Im Winter ist Island bestimmt auch extrem reizvoll. Besonders mit den kurzen Tagen und der hohen Wahrscheinlichkeit, Polarlichter zu sehen. Regen ist da natürlich weniger schön. 🙂
Winterliches Island steht bei mir aber auch noch auf der Liste. Direkt nach Grönland im Winter. 😀