sonnenuntergang schneebedeckte gipfel ruhiger see

Der Arctic Circle Trail – 170km Wandern in Grönland

flusstal auf dem arctic circle trail

Ein Bild welches ich 2018 auf unserer Wanderung auf dem Arctic Circle Trail in Grönland aufnahm. Der Wanderweg führt über ca. 170km von Kangerlussuaq nach Sisimiut. 170km Wandern in purer Wildnis. Wie ich auf die Idee kam in Grönland zu wandern und was du bei einer eigenen Tour beachten solltest, erfährst du hier.

Wie es begann

Segelschiff zwischen großen Eisbergen
Die Rembrandt van Rijn im Uummannaqfjord

2015 ging ein großer Traum für mich in Erfüllung. Nach zwei Jahren eisernen Sparens betrat ich am 07. August erstmal grönländischen Boden (willst du wissen, ob nach Grönland zu reisen etwas für dich sein könnte? Dann folge dem Link(:). Eine Segeltour mit dem Drei-Mast-Schoner Rembrandt van Rijn führte mich in 18 Tagen von Aasiaat bis nach Siorapaluk, die nördlichste Siedlung Grönlands (Unter Grönlandreise kannst du meine Erlebnisse nachlesen). Auf dieser Reise stieß mich einer der Guides zum ersten Mal auf den Arctic Circle Trail (Willst du wissen, was du in einem Grönlandurlaub unbedingt dabei haben solltest? Klicke auf den Link(:). Wandern nur mit Rücksack und Zelt in Grönland – das klang für mich seinerzeit nach absolutem Abenteuer. Zumal ich bisher mit Langstreckenwanderungen nichts am Hut hatte.

Anderthalb Jahre später unterhielt ich mich erstmalig mit meinem Reisekumpel. Sehr zufällig kamen wir über das Wandern ins Gespräch. Da hatte ich schon den Plan im Kopf, vor der absoluten Herausforderung Arctic Circle Trail, es eine Nummer kleiner auszuprobieren. Das Ziel sollte Island sein. Ich fand nur niemanden, der mit wollte. Bis zu diesem Moment. Bei einem Bier besiegelten wir unser Vorhaben.

So sammelten wir die ersten Erfahrungen 2017 im (arktischen) Wandern, auf Island. Der Laugavegur war für uns als absolute Anfänger eine richtig gute Wahl. Eine anspruchsvollere Alternative könnte der Padjelantaleden sein. Wir hatten Blut geleckt. Und im Jahr darauf sollte das Wanderabenteuer gesteigert werden. Falls es dich interessiert, unter Laugavegur habe ich einen Bericht über die Erfahrungen in Island niedergeschrieben. Inklusive einiger Tipps, falls du Lust hast, ebenfalls dein erstes Wanderabenteuer zu starten.:) Unter Trekking habe ich so ziemlich alles Aufgeschrieben, was mir zum Thema einfällt. Sehr hilfreich, wenn du deine eigene Tour planen willst.

Vorbereitungen

Lesestoff analog und digital

Wie schon erwähnt, war ich vor der Wanderung auf dem Arctic Circle Trail bereits zweimal in Grönland. Das Gebiet zwischen Kangerlussuaq und Sisimiut kannte ich aber noch nicht. Zur Vorbereitung suchten wir uns zunächst Lektüre in gedruckter Form. Die Auswahl dabei ist nicht sonderlich groß. Es gibt ein deutsches Buch und eins auf Englisch.

Bei der deutschen Beschreibung gefiel uns die Etappeneinteilung. Die Tageskilometer sind gut eingeteilt, lediglich zwei Teilstücke sind mit über 20km recht lang. Für die weitere Vorbereitung können wir von jenem Buch allerdings nur abraten. Genauso wie für die Verwendung auf der Tour selbst. Die Beschreibungen sind ungenau, insbesondere in der zweiten Hälfte des Trails.

Der englische Bericht von Paddy Dillon gilt zurecht als DAS Nachschlagewerk für den Arctic Circle Trail. Hätten wir uns an die Beschreibungen aus diesem Buch gehalten, wäre uns einiges an Mühsal erspart geblieben. Trägst du dich mit dem Gedanken den Trail zu laufen, dann sei dir dieses Buch vorbehaltlos empfohlen!

Zusätzlich zu den gedruckten Werken, suchte ich im Netz nach Reisebeschreibungen. Fündig wurde ich in zwei Fotoforen. Die Threads sind allerdings nicht ohne Benutzerkonto zugänglich. Mittlerweile hat einer der beiden Autoren seine Beschreibung auf die Website off-the-path.com gestellt. Ein Genuss, wie ich finde. Nicht nur in Bezug auf die Wanderung in Grönland.

Einen weiteren, ebenfalls sehr spannenden und lesenswerten Text fand ich erst später. Ich will ihn dennoch hier nennen, nachwievor.ch.

Und zu guterletzt brachte uns die Facebookgruppe des Arctic Circle Trail eine Vielzahl an tollen Informationen, Bildern und Tipps. Willst du den Trail laufen, melde dich unbedingt in dieser Gruppe an. Der Destination Manager der grönländischen Tourismusbehörde ist dort auch aktiv. Schneller und besser kommst du nicht an offizielle Informationen zum Arctic Circle Trail!

Planung der Anreise

Der Arctic Circle Trail hat den unbestreitbaren Vorteil, dass er quasi direkt am Flughafen Kangerlussuaq auf Grönland beginnt. Kangerlussuaq ist der größte Flughafen Grönlands und wird direkt von Kopenhagen aus angeflogen. Da lediglich AirGreenland Flüge dorthin anbietet, gestaltete sich die Buchung ziemlich einfach. Um in Ruhe den Trail zu starten, buchten wir uns für die erste Nacht auf Grönland eine Unterkunft. Dies hatte auch den Vorteil, dass wir unsere Rucksäcke in aller Ruhe und mit reichlich Platz von Flug- auf Wandermodus umbasteln konnten. Außerdem mussten wir uns Gaskartuschen besorgen, so dass uns ein wenig Zeit vor Ort gelegen kam.

Rückblickend muss ich sagen, dass unsere Gedanken sich bewehrten. Lediglich ein Mißgeschick beim Kauf der Kartuschen trübte den reibungslosen Ablauf.

Packen

Anders als auf dem Laugavegur führt der Arctic Circle Trail durch nahezu unberührte Natur. Menschen würden wir nur selten treffen, das war uns bewusst. Und da es keine Ortschaften oder Siedlungen auf dem Weg gibt, musste alles notwendige im Rucksack getragen werden. Die Vorräte unterwegs aufzufüllen, ist nicht möglich.

Ein großer Vorteil auf dem Arctic Circle Trail ist die problemlose Versorgung mit Trinkwasser. Wir waren absolut begeistert von der Qualität und dem Geschmack. Zwischenzeitlich keimte die Idee, eine Brauerei zu gründen. Bier aus feinstem grönländischen Gletscherwasser gebraut… Das muss herrlich schmecken.:)

WICHTIG! Auf gar keinen Fall darfst du ein Mosquitonetz und Antimückenmittel vergessen! Mücken und Moschusochsenfliegen sind richtige Plagen auf dem Arctic Circle Trail! Einige der Mücken sind mir während der Wanderung unter den Beckengurt des Rucksacks gekrabbelt und haben dort gestochen. Die Viecher sind echt zäh. Und auch wenn Moschusochsenfliegen nicht stechen oder beißen, diese Insekten treten in derart großen Schwärmen auf, dass nur ein Mosquitonetz Ruhe verschafft. Ich meine es ernst: Arctic Circle Trail im Sommer ohne Mückenschutz und Mosquitonetz? Da vergeht dir wirklich jeder Spaß!

Auch wichtig: Auf dem Arctic Circle Trail musst du einige Flüsse durchqueren. Lediglich über einen gibt es eine Brücke. Die solltest du aber meiden. Den Grund dafür erfährst du in der Beschreibung.:) Das bedeutet, Schuhe zum Furten sind notwendig. Einfach barfuß durch das Wasser laufen ist echt gefährlich. Durch das kalte Flusswasser merkst du nicht, wenn du dir den Fuß an einem Stein aufschneidest. Wir verwenden Strandschuhe. DIe haben den Vorteil, dass sie eine profilierte Gummisohle haben. Das sorgt auch auf nassen, glitschigen Steinen für ausreichend Haftung.

Wir planten für die Wanderung 12 Tage. Entsprechend voll gestopft waren unsere Rucksäcke mit Nahrung. Falls du Interesse hast, kannst du gern meine Packliste einsehen. Leider habe ich es versäumt ein Bild von dem ganzen Krempel zu machen. Im ersten Moment stand ich ziemlich ungläubig vor dem Berg, der in den Rucksack passen sollte. Aber mit reichlich Knautschen, Stopfen und Schimpfen, fand alles seinen Platz. Da wir mit dem Flugzeug anreisten, mussten wir die Rucksäcke zunächst so packen, dass außen nichts befestigt war. Alles ein wenig umständlich.

Der Traum wird real

Wegweiser, der die Entfernung zu großen Metropolen und zum Nordpol angibt, gleichzeitig Startpunkt Arctic Circle Trail
Der Wegweiser am Flughafen, im Hintergrund der Airbus der AirGreenland

Am 01.08. 2018 war es dann so weit: Mit dem Zug ging es auf die große Fahrt. Nach spannender Anreise stand ich schließlich zum zweiten Mal in Kangerlussuaq und zum dritten Mal auf grönländischem Boden. Mich überkam fast ein Heimatgefühl, so gut fühlte es sich an. Nach einer letzten Übernachtung in der Zivilisation setzten wir die ersten Schritte auf dem Arctic Circle Trail. Und direkt am ersten Tag kamen wir mit schweren Rucksäcken auf 22km Wanderleistung. Mehr als auf jeder Etappe im Jahr zuvor auf Island. Ein wundervolles Gefühl.

Selbst ein Malheur mit falschen Gaskartuschen und drohender Gasknappheit verhagelte uns nicht das Erlebnis. 9 Tage dauerte unsere Wanderung. Geplant hatten wir ursprünglich 12 Tage. Leider hatten wir uns beim Kauf der Gaskartuschen vertan. Von drei Behältern passte lediglich einer auf den Kocher. So mussten wir unsere Tour um drei Tage verkürzen.

Nutzer von Schraubkartuschen kennen sicherlich das Problem. Es gibt einen französischen Hersteller. Dessen Kartuschen haben allerdings keinen Schraubanschluss. Der spezielle Kocher wird lediglich auf die Kartusche gesteckt. Seitdem meiden wir Kartuschen in blauer Farbe wie der Teufel das Weihwasser…

Blick über zwei blaue Seen unter blauem Himmel mit losen Wolken auf dem Arctic Circle Trail
Der Hundesø direkt zu Beginn des Arctic Circle Trails

Dabei durchquerten wir eine Landschaft, die manch einer vielleicht langweilig findet. Zusammen mit der langsamen Art des Reisens aber ein wundervoll harmonisches Geflecht bildet. Es dauerte keine 24 Stunden und ich hatte sämtlichen Bezug zu meinem bisherigen Alltag verloren. Der fehlende Handyempfang tat sein Übriges. Schritt für Schritt verloren wir jegliches Zeitgefühl. Uhrzeiten spielten kaum noch eine Rolle. Wenn wir Plätze fanden, die uns gefielen, blieben wir einfach etwas länger. Achtsamkeit und Wandern, die enge Verbindung wurde mir auf dem Arctic Circle Trail so richtig bewusst.

Traumhafte Kulissen am Amitsorsuaq

Am See Amitsorsuaq liefen wir fast zwei Tage entlang. Der Weg verläuft in diesem Teil sehr eben, immer am Flussufer entlang. Die Navigation stellt dabei auch keine große Herausforderung dar. Die Blicke über den See gehören für mich zu einem der Highlights des Weges.

Zelt am Seeufer hinter einem Rentiergeweih unter blauem Himmel am Amitsorsuaq auf dem Arctic Circle Trail
Einer unserer Zeltplätze am Amitsorsuaq
Sonnenaufgang über dem amitsorsuaq mit rentiergeweih auf dem arctic circle trail
Morgendlicher Blick über den See

Die traumhafte Kulisse sorgte in den 90er Jahren für den Versuch, den Amitsorsuaq touristisch zu nutzen. Und so steht am westlichen Ende des Sees noch heute eine große und geräumige Hütte, das sogenannte Kanu-Center. Die Hütte wird aber nicht mehr bewirtschaftet. Sie kann von Wanderern als Unterschlupf genutzt werden.

Wie der Name schon sagt, gab es dort vor einiger Zeit einen Kanuverleih. Der Betrieb rentierte sich allerdings nicht. Touristen mussten entweder per Hubschrauber eingeflogen werden oder sie mussten sich auf dem Arctic Circle Trail zu Fuß auf den Weg machen. Beides verschreckte potentielle Kundschaft. Die Kanus gibt es aber noch heute zu finden. Sie sind mehrfach geflickt und wirken nicht sehr vertrauenswürdig. Eine kurze Paddeltour gönnten wir uns dennoch. Allerdings ohne Rucksack. Das Risiko war uns zu hoch, wären wir gekentert.

Kanu am Seeufer des Amitsorsuaq
Eins der Kanus, die am See zurückgelassen wurden

Läuft man von Kangerlussuaq nach Sisimut, wird die Landschaft von Tag zu Tag schroffer. Gleichzeitig erwarteten uns auf den einzelnen Etappen größere Höhenunterschiede. Der Rückblick auf den Tasersuaq belohnte unsere Mühen beim Aufstieg von 400hm auf 1,5km. Im Anschluss führte uns der Arctic Circle Trail durch eine karge aber wunderschöne Fjälllandschaft.

Blick auf den Tasersuaq mit Spiegelung der umliegenden Felswände und einem kleinen Sandstrand
Rückblick auf den Tasersuaq

Knackpunkt Brücke

Blick über die grüne Seen durchzogene Fjälllandschaft auf dem Arctic Circle Trail
Einer der unbenannten kleineren Seen im Hochfjäll

Kurzzeitig steigt der Weg in das Flusstal des Ole´s Lakseelv. Die Flussüberquerung ist eine Herausforderung auf dem Trail, besonders in den frühen Sommerwochen. Durch die Schneeschmelze kann der Fluss sogar unpassierbar sein.

Für uns kam hier einer der Knackpunkte des gesamten Arctic Circle Trail. Gleichzeitig auch der Hauptgrund, weshalb ich das deutsche Buch zum Arctic Circle Trail NICHT empfehle! Dieses beschreibt eine Brücke ein gutes Stück den Fluss hinunter. So kämen Wanderer trockenen Fußes über den Fluss. Im Buch wird ein Pfad beschrieben, der am Flussufer zur Brücke führt. Dass die Brücke zwischen drei und vier Kilometer von der Furt entfernt liegt, verschweigt das Buch. Genauso, wie das Verschwinden des Pfads nach etwa 300m. Danach kämpften wir uns durch Kriechweiden, Morast und tiefe Feuchtwiesen. Und das alles ohne einen vorgegebenen Weg. Erst nach drei Stunden fanden wir die Brücke.

holzbrücke über den fluss auf dme arctic circle trail
Die Brücke über den Ole´s Lakseelv; MEIDEN!

Doch damit nicht genug. Direkt nach der Brücke folgte ein kurzer aber heftiger Anstieg. Fast senkrecht kletterten wir eine Felswand hinauf. Erst dann waren wir wieder zurück auf dem Arctic Circle Trail. 11km von unserem Startpunkt lag bereits die nächste Hütte. Dort wollten wir eigentlich nur unsere Mittagspause verbringen. Als wir völlig fertig dort ankamen, setzte Regen ein. Recht schnell beschlossen wir, einfach dort zu bleiben.

Weiter geht`s mit Matsch und Fliegen

Die nun folgenden Etappen hatten alle eine Gemeinsamkeit: Der Pfad war fürchterlich morastig und wir wurden von Schwärmen von Moschusochsenfliegen belagert.

ein dunkel matschiger Pfad schlengelt sich durch die arktische Tundra
Das dunkle Band ist der matschige Pfad

Der Morast hatte zwei Hintergründe. Zum einen regnete es nach unserem desaströsen „Brückentag“ ziemlich viel. Zum anderen lief im Abstand von zwei oder drei Tagen eine sehr große Gruppe. WaterAid hatte zu einem Charity Hike eingeladen. Dem folgten 100 Wanderer. Entsprechend tief war der Pfad ausgetreten. So sammelte sich das abfließende Wasser in dieser Rinne. Das Schmatzen der Wanderstiefel im Matsch war nun unser immer währender Begleiter…

Konrad stopft sich unter einem mosquitonetz einen schokoriegel in den mund
So sahen wir während einer Essenspause aus

Das zweite leidige Thema betrifft die Moschusochsenfliegen. Willst du den Arctic Circle Trail laufen, MUSST du ein Mosquitonetz dabei haben! Kein Witz. Mücken gibt es zwar auch reichlich. Richtig genervt haben aber die Moschusochsenfliegen. Kleine Insekten, die dir in wirklich jede Körperöffnung fliegen. Egal ob Mund, Auge, Ohren oder Nase. Dazu treten die Viecher in so großen Schwärmen auf, dass du keinen Atemzug nehmen kannst, ohne einige der Fliegen zu verschlucken.

Es gibt zwar Schöneres, als mit so einem Netz vor dem Gesicht durch die Landschaft zu stapfen. Ständig Fliegen überall im Gesicht zu haben, nervt aber noch mehr.

Bei so viel Mühsal gab es aber immer wieder tolle Erlebnisse. Der Abend und noch viel mehr der Morgen an der Innajuattoq II Hütte zählt definitiv dazu. Diese liegt an einem unbenannten kleinen See. Am Abend kamen wir im strömenden Regen dort an. Das andere Seeufer war nicht mehr zu sehen. Ein wenig später gesellte sich ein junges Paar aus Österreich zu uns in die Hütte. Wir schnatterten und plauderten in einer herrlich herzlichen Atmosphäre. Froh darüber, ein trockenes Plätzchen gefunden zu haben.

blick aus dem fenster der hütte auf den see der im regen verschwindet
Der starke Regen schränkt die Aussicht sehr ein

Der Morgen zeigte sich anfangs noch von seiner grauen Seite. Bis sich plötzlich die Wolken unvermittelt hoben. Die Stimmung an diesem fast menschenleeren Ort jagt mir heute noch wohlige Schauer über den Rücken. Dieser Morgen war für mich DAS Highlight auf dem Arctic Circle Trail. Doch sieh am besten selbst.:)

blick über den See mit der innajuattoq II hütte
Die Hütte am Morgen
das seeufer mit sich spiegelnder bergkette
Das Seeufer des unbenannten Sees mit (fast) perfekter Spiegelung
Hütte und umgebung am seeufer
Die Innajuattoq II Hütte mit etwas anderer Perspektive

So sehr wir den Morgen genossen, hieß es alsbald von unserer Gesellschaft Abschied zu nehmen. Die beiden Österreicher liefen in die entgegengesetzte Richtung. Nach gut 5km steigt der Arctic Circle Trail auf eine kleine Anhöhe. Von dort aus genossen wir einen wundervollen Blick zurück auf See und Hütte.

see von anhöhe aus gesehen im sonnenlicht
Der Blick zurück auf die grandios gelegene Hütte

Die letzten drei Etappen werden steil

Von der Innajuattoq II Hütte stehen noch drei Wanderetappen bis Sisimiut an. Auf diesen drei Etappen führt der Arctic Circle Trail über einige Höhenmeter. Der große Vorteil: Die Rucksäcke sind nun schon weitestgehend leer, die Körper trainiert und der Geist in froher Erwartung einer heißen Dusche.

ein kleiner Fluss schlängelt sich durch ein gletschertal
Der Weg führt durch ein langgezogenes Flusstal

Die Wanderung durch das Flusstal brachte für uns eine kleine Überraschung. Der Arctic Circle Trail führt normalerweise ziemlich dicht am Fluss entlang. Siehst du im Bild ja auch ganz gut. Irgendwie haben wir es aber geschafft, einem anderen Pfad zu folgen. Dieser führt an einem Hang entlang. Der Ausblick auf das Tal ist phantastisch. Erst nahe der Biegung des Flusses, stoßen beide Wege wieder aufeinander. Wo genau unser Fehler lag, kann ich mir bis heute nicht erklären. Aber nicht alles Falsche muss ja auch gleich schlecht sein. Stehst du am Beginn des Flusstals, halte unbedingt Ausschau nach dem Höhenpfad. Es lohnt sich.:)

Flusslauf mit viel Geröll
Erst am Ende des Arctic Circle Trails gibt es einige Flüsse zu furten

Auch erst am Ende mussten wir diverse Flüsse furten. Das geht an einigen Stellen besser und einfacher, an anderen Stellen nicht ganz so gut. Eins haben alle Querungen aber gemeinsam: Das Wasser ist echt kalt! Kleiner Tipp: Die aufgestellten Steinmännchen an den Furtstellen markieren wirklich die besten Stellen zum Furten. Wir wollten das zwar nicht wahr haben, aber unsere Suchen erbrachten keine besseren Stellen.

blauer fjord zwischen felswänden
Der erste Fjord des nahegelegenen Meeres deutet das Ende an

Nach einem unerwartet anstrengendem Anstieg hatten wir aus dem Nichts einen Fjord vor uns. Da der Arctic Circle Trail im Prinzip dicht am Inlandseis startet und an die Küste führt, hatten wir nun das baldige Ende der Wanderung vor uns. Der Fjord war das erste Zeichen. Vom Punkt der Aufnahme sind es aber noch ca. 26km bis nach Sisimiut. Direkt oberhalb des Fjords steht eine Hütte. Dort übernachteten wir ein letztes Mal in der grönländischen Wildnis.

rot glühender himmel über einer hütte
Ein herrlicher Sonnenaufgang leitete schließlich die Schlussetappe farbenfroh ein

Die letzte Etappe verhieß mit 24km ein gutes Stück Arbeit. Je näher wir der Stadt kamen, desto leichtfüßiger schritten wir aber aus. Die Aussicht auf diverse Annehmlichkeiten sorgte für einen Extraschub Motivation.

blick über geröll und wiesen auf sisimiut
Nach einer kleinen Biegung taucht die Stadt auf

Nach einer weiteren Flussquerung und dem Durchwandern einer Hochebene taucht nach einer Biegung schließlich Sisimiut auf. Der Arctic Circle Trail führt auf den letzten 4km nur noch bergab. Kurz vor der Stadtgrenze lockt ein Werbeschild des Hotel Sisimiut mit einer „Hikers Offer“. Drei Nächte im 3-Sterne-Hotel zum Preis für zwei, inklusive Frühstück.:D

Rückkehr in die Zivilisation

Als wir nach neun Tagen in Sisimiut eintrafen, erlebten wir einen kleinen Kulturschock. Die ersten Stunden in unseren Zimmern im Hotel fühlten sich komisch an. Auf einmal sah man über sich nicht mehr den Himmel. Und auch das eingeschränkte Blickfeld durch die Fenster war sehr ungewohnt. Die Dusche hingegen war eine absolute Wohltat. Eine gute Stunde werde ich den warmen Wasserstrahl wohl genossen haben. Und da wir die Tage zuvor nur Trekkingfutter aßen, stürzten wir uns nach der Dusche auf einen nahegelegenen Fastfoodladen. Eine Schubkarre gebratene Würstchen mit einer weiteren Schubkarre Pommes stopften zumindest den größten Hunger. Am Morgen nach unserer Ankunft plünderten wir zum Frühstück das Büfett.

die stadt sisimiut vor der kulisse des markanten berges Nassaasaq
Sisimiut – mit knapp 6000 Einwohnern Grönlands zweitgrößte Stadt

Wie schon erwähnt, mussten wir unsere Wanderung ein wenig beschleunigen. Wir hatten nur eine passende Gaskartusche. Dadurch hatten wir in Sisimiut drei volle Tage. Die Stadt is zwar für grönländische Verhältnisse eine pulsierende Metropole. Allerdings hatten wir nach zwei Tagen wirklich jeden Winkel gesehen. So vertrieben wir uns die Zeit mit der Übertragung der grönländischen Fußballmeisterschaft und leckerem Gebäck in der hervorragenden Konditorei. Die Bäckerei ist wirklich zu empfehlen. Kommst du nach einer Wanderung auf dem Arctic Circle Trail in Sisimiut an, ist ein Besuch definitiv Pflicht!:)

Abschied

Bank über dem Eisfjord in Ilulissat zum Sonnenuntergang
DIE Bank am Icefjord Ilulissat

Nach der Wanderung blieb ich noch ein paar Tage allein in Ilulissat, der Stadt der Eisberge. Schon beim ersten Besuch hatte mich der gigantische Eisfjord beeindruckt. Und auch der zweite Besuch war nicht weniger eindrücklich. Nur das ich dieses Mal keinem streng geflochtenen Zeitkorsett unterlag. Ich hatte drei volle Tage in Ilulissat nur für mich. Sieh am besten selbst, weshalb mich der Ort so fasziniert.:)

der eisfjord ilulissat im licht der untergehenden sonne
Der Ausblick über den Eisfjord ist einfach atemberaubend
schwimmende eisberge im sonnenuntergangslicht
Absolute Empfehlung: Eine Bootstour zum Eisfjord am Abend!
boot zwischen schwimmenden eisbergen im licht der untergehenden sonne
Im Licht der untergehenden Sonne entsteht ein bezauberndes Farbenspiel auf dem Eis

Nach der Wanderung auf dem Arctic Circle Trail noch ein wenig Zeit in Grönland zu verbringen, kann ich dir nur empfehlen. Besonders Ilulissat ist eine Reise wert. Dort gibt es eine gute touristische Infrastruktur. Trotzdem kommst du mit dem RICHTIGEN (wie die Einheimischen betonen) Grönland in Berührung. Glaub mir, nach so einer Reise siehst du die Welt mit ganz anderen Augen.:)

Zweifellos gehört für mich auch dieser dritte Trip nach Grönland zu den beeindruckensten Erfahrungen, die ich bisher machen durfte. Als ich in Kangerlussuaq in den Flieger Richtung Kopenhagen stieg, fasste ich bereits den Entschluss, zurückzukehren. Das machte mir den Abschied dann auch ein wenig leichter. Dass diese Rückkehr allerdings mindestens drei Jahre dauern wird, wusste ich 2018 zum Glück noch nicht. Die gebuchten Tickets für dieses Jahr, 2020, mussten wir leider aufgrund der Pandemie stornieren. Aber die Rückkehr selbst steht definitiv fest. Einmal mit dem arktischen Virus infiziert, muss man immer wieder zurück.

Weitere Informationen zum Arctic Circle Trail

Unter Reisebericht Arctic Circle Trail gelangst du zu einer ausführlicheren Beschreibung meiner Reise 2018. Mit viiiiiiel mehr Bildern.:)
Unter Laugavegur findest du die Beschreibung unserer Anfängertour 2017 auf dem Laugavegur. Willst du wissen, was dich erwartet, wen du nach Grönland reist? Dann klicke auf den Link.:)
Bei Fragen zu meiner Reise kannst du mir aber auch gern eine Mail schreiben oder mich auf Facebook oder Instagram kontaktieren.

Auf Visit Greenland gibt es sehr viele notwendige und hilfreiche Tipps für das Reisen nach und in Grönland. Eine absolute Empfehlung!
Das bereits erwähnte Hotel Sisimiut bot 2018 eine sogenannte „Hikers offer“ – drei Nächte zum Preis von zwei, inklusive Wäscheservice und Frühstück. Einfach der Wahnsinn!

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